Dubai. Peter Tschentscher besuchte Gesundheitsmesse “Arab Health“ – und verteidigte den Vorschlag für eine HSV-Party im Rathaus.

Jede Menge künstliche Gelenke, modernste Blasenvolumenscanner oder „intelligente Lösungen für den diabetischen Fuß“: Die am Montag in Dubai eröffnete Gesundheitsmesse „Arab Health“ ist ein Horror für Hypochonder, aber ein Mekka für Mediziner. Also auch für den Hamburger Bürgermeister Peter Tschentscher, der ist bekanntlich Arzt.

Ausgesprochen interessiert und mehr als zwei Stunden lang ließ sich der SPD-Politiker denn auch am zweiten Tag seines Besuchs im Golfemirat über die soeben eröffnete, weltweit zweitgrößte Gesundheitsmesse führen - fachsimpelte mit Kollegen und Herstellern und ließ sich noch das letzte Detail eines gläsernen High-Tech-Operationsaal erklären. Allerdings kam Tschentscher nicht als medizinischer Fachmann - sondern als Vertreter Hamburgs. Deswegen ging es ihm auch um das Knüpfen von Kontakten und um Gespräche mit Branchenvertretern.

Tschentscher besucht Amtskollegen in Dubai

Die Gesundheitswirtschaft ist schon jetzt ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Hamburg, mit mehr als 180.000 Arbeitsplätzen. Hamburger Kliniken behandeln auch viele Menschen aus dem arabischen Raum, deutsche Firmen versuchen derweil in der Region Fuß zu fassen. Die Arab Health, die von rund 80.000 Menschen besucht wird, gilt dabei als wichtiges Tor in den arabischen Markt. Hier sind mehr als 4000 Aussteller aus rund 70 Ländern präsent. 31 Firmen aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern präsentieren sich diesmal an einem Norddeutschen Gemeinschaftsstand (dekoriert mit einem Strandkorb), den Hamburgs Bürgermeister als erstes ansteuerte.

Zum Auftakt des zweiten Besuchstages hatte Tschentscher zuvor bei knallblauem Himmel und 28 Grad den Dubaier Bürgermeister Dawood Abdulrahman Al Hajiri in dessen Amtssitz besucht. Dabei sprachen sich beide Seiten für eine engere Zusammenarbeit bei den wichtigen Themen Digitalisierung, Verkehr, Gesundheitswirtschaft und Nachhaltigkeit aus.

"Strategische Partnerschaft mit Dubai prüfen"

„Wir wollen eine Art strategische Partnerschaft mit Dubai prüfen“, sagte Tschentscher dem Abendblatt nach dem Treffen, bei dem die Hamburger als Gastgeschenk ein kleines Modell der Elbphilharmonie überreichten und im Gegenzug eine große Dubaier Goldmünze mit Sonderprägung bekamen. „Der Bürgermeister hat uns eine Art Städtepartnerschaft angeboten“, so Tschentscher. Allerdings habe Hamburg ja schon einige solcher Städtepartnerschaften und müsse sich da „sortieren“.

Deswegen sei es gut, erst einmal Vereinbarungen über eine konkrete Zusammenarbeit in bestimmten Bereichen zu treffen, so Tschentscher. Man werde in den kommenden Wochen ein Konzept für die strategische Partnerschaft ausarbeiten und den Partnern in Dubai vorstellen. Ziel sei es, noch 2019 eine Vereinbarung zu unterzeichnen.

Zusammenarbeit der Handelskammern soll fortgesetzt werden

„Wir haben auch besprochen, die enge Zusammenarbeit zwischen den Handelskammern fortzusetzen“, sagte Tschentscher dem Abendblatt. Zudem habe die Delegation mit der Dubaier Digitalisierungsgesellschaft vereinbart, sich bei diesem Thema enger miteinander auszutauschen. „Dubai hat hier ehrgeizige Ziele und will zum Beispiel zu einer papierlosen Verwaltung kommen“, so Tschentscher. Von der Kooperation könne auch Hamburg profitieren. „Dubai ist eine dynamische Stadt, die ihre Zukunft aktiv gestaltet“, sagte der Bürgermeister. „Die optimistische Haltung und der positive Blick auf den technologischen Fortschritt sind beeindruckend.“

Auch Mitglieder der Delegation zeigten sich zufrieden mit den Ergebnissen der Reise. Bürgermeister Tschentscher habe die Stadt „hervorragend repräsentiert“, sagte etwa Georg Mecke, Hamburger Airbus-Vizepräsident, der die Delegation begleitet hatte, kurz vor dem Rückflug.

Enge Beziehung zwischen Hamburg und Dubai seit Jahren

Die enge Beziehung von Hamburg zu Dubai besteht bereits seit einigen Jahren - und fußt nicht allein auf der großen Bedeutung von Emirates für Airbus, Hamburgs Flughafen und den HSV. Schon 2006 war der damalige Hamburger Bürgermeister Ole von Beust (CDU) in die Vereinigten Arabischen Emirate gereist - als erster Hamburger Bürgermeister. Der frühere Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg, Hans-Jörg Schmidt-Trenz, gilt dabei als Initiator der Zusammenarbeit der Kammern beider Städte, die bis heute ein Fundament der Partnerschaft ist.

In seinem Fazit der Reise verteidigte Tschentscher auch noch einmal seinen in Hamburg viel diskutierten Vorschlag, einen möglichen Aufstieg des HSV, aber auch des FC St. Pauli auf dem Rathausbalkon zu feiern wie früher nur Meisterschaften oder Pokalsiege. „Es gibt eine große Begeisterung für den Fußball in der Stadt. Wir haben zwei sehr gute Bundesliga-Vereine“, sagte der Bürgermeister. „Nun ist es leider so, dass der HSV diese Saison in der zweiten Liga spielt. Umso größer ist wahrscheinlich die Begeisterung, wenn der Aufstieg in der ersten Saison gleich wieder klappt. Und das ist jetzt nicht unnormal, dass eine Stadt so etwas feiert.“

HSV-Aufstiegsfeier im Rathaus? Gern mit dem FC St. Pauli

Auch andere Städte feierten Aufstiege als ein „besonderes sportliches Erfolgserlebnis“, etwa in Stuttgart sei das so gewesen. „Falls der HSV das wünscht, würde ich mich dafür einsetzen, dass wir sowas dann auch im Rathaus machen, gerne gemeinsam mit dem FC St. Pauli. Wir wären dann möglicherweise die einzige Stadt in der Geschichte der Bundesliga, die zwei Vereine in die erste Liga schickt.“

Nach anderthalb intensiven Tagen im sommerlichen Dubai traten Tschentscher und seine Begleiter aus Politik, Wirtschaft und Medien am Nachmittag in einem A380 von Emirates die Rückreise ins nasskühlgraue Hamburg an, wo sie am Montagabend landeten.