Hamburg. Der Hamburg Airport führt das Verfahren im Sicherheits-Check schrittweise bis 2020 ein. Vor allem Vielflieger sollen profitieren.
Für rund vier Millionen Euro baut der Flughafen Hamburg die Sicherheitskontrollen um, damit Passagiere deutlich schneller zum Flieger kommen. Bereits im Sommer 2017 startete die Erprobung eines neuen Verfahrens, bei dem an jeder Kontrollspur nun drei Fluggäste gleichzeitig ihr Handgepäck auf das Band legen können. Im Gegensatz zum üblichen Ablauf wird so ein Überholen möglich: Flugerfahrene Reisende müssen nicht mehr auf andere warten, bis diese zum Beispiel ihre Behälter mit Flüssigkeiten oder ihren Notebook-Computer für die Kontrolle ausgepackt haben.
„Der Testlauf hat gezeigt, dass wir je Spur etwa eine Verdoppelung des Durchsatzes erreichen“, sagte Dirk Reitmaier, Leiter der Bundespolizeiinspektion Flughafen Hamburg. Er stellte zusammen mit Airport-Chef Michael Eggenschwiler anlässlich eines Besuchs von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Dienstagnachmittag das neue Verfahren vor.
Zu Beginn der Hauptreisezeit im Sommer soll es in Fuhlsbüttel bereits acht Kontrollspuren nach diesem Muster geben. Weil sie breiter und länger sind als die bisherigen, wird sich im Laufe ihrer schrittweisen Einführung die Gesamtzahl der Spuren von heute 25 auf 18 verringern. Dennoch können künftig nach Angaben von Reitmaier erheblich mehr Fluggäste pro Stunde die Kontrollen passieren. Bis voraussichtlich Mitte 2020 soll der Umbau abgeschlossen sein. „Ich gehe davon aus, dass wir als erster Flughafen in Deutschland vollständig auf das neue, effizientere System umgestellt haben werden“, sagte Eggenschwiler.
Nur Bayern verzichtet auf private Dienstleister
Wie Reitmaier erklärte, ermöglicht eine veränderte Fördertechnik auch einen „stetigeren Fluss“ der Handgepäckstücke auf dem Band. So stoppe es nicht mehr, wenn Nachkontrollen erforderlich werden. Tests mit ähnlichen Verfahren gab es im vorigen Jahr auch an den Flughäfen in Düsseldorf und in Frankfurt. „Wir waren aber die ersten, die diese Kontrollspuren auch schon im Normalbetrieb eingesetzt haben“, sagte Eggenschwiler.
Zwar ist die Kontrolle der Passagiere und ihres Gepäcks an den Flughäfen eine hoheitliche Aufgabe des Staates. Ausgeführt werden diese Tätigkeiten in Deutschland aber – mit Ausnahme von Bayern – durch private Dienstleister, die Bundespolizei führt die Aufsicht. Die Kosten für die Kontrollen betragen im Schnitt gut sieben Euro pro abfliegendem Passagier; sie werden über die Luftsicherheitsgebühren an die Airlines weitergegeben.
Unter anderem um effizientere Fluggastkontrollen war es auch auf dem Luftverkehrsgipfel am 5. Oktober in Hamburg gegangen. Auf Einladung von Tschentscher und Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatten Bund, Länder, Verbände und Unternehmen nach den schlechten Erfahrungen des Sommers 2018 darüber beraten, wie künftig Verspätungen und lange Wartezeiten im Luftverkehr reduziert werden können. An den Flughäfen solle man für eine „optimierte Zuführung“ der Fluggäste zu den Kontrollstellen sorgen; falls erforderlich, müssten dafür zusätzliche Flächen bereitgestellt werden, hieß es in der Abschlusserklärung.
Im Ausland sind Kontrollen erheblich effizienter
Zudem hat der Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) darauf hingewiesen, dass die Flughafen-Sicherheitskontrollen im europäischen Ausland, wo die Verantwortung dafür nicht beim Staat liegt, deutlich effizienter sind als in Deutschland. Während Hamburg hier nach Daten des BDLS mit rund 100 Passagieren pro Stunde und Spur schon bisher in der Spitzengruppe rangierte, würden in London-Heathrow, Brüssel und Madrid bis zu 200 Fluggäste kontrolliert.
„Beim zweiten Luftverkehrsgipfel, der Ende März in Hamburg stattfinden wird, können wir mit gutem Gewissen sagen: Wir in Hamburg haben unsere Hausaufgaben gemacht“, so Eggenschwiler. Er führte Bürgermeister Tschentscher noch eine weitere Innovation vor: Bis voraussichtlich 2021 wird der Flughafen das intelligente Leitverfahren „Follow the Greens“ erhalten. Hierbei weisen in den Boden eingelassene grüne Lichtbänder den Piloten den optimalen Weg zum Start oder zu der richtigen Parkposition. Sie erscheinen automatisch vor dem rollenden Flugzeug und erlöschen dahinter wieder. Durch den Einbau der rund 1900 Lampen soll der Verkehrsfluss verbessert werden, was die Rollzeiten verkürzt und damit den Lärm sowie die CO2-Emissionen mindert.
Trotz aller Innovationen wird Eggenschwiler aber wohl damit leben müssen, dass Streiks im Luftverkehr immer wieder die Abläufe stören. Nach dem ganztätigen Warnstreik der Bodendienste am Montag fielen auch am Dienstag noch 13 Flüge in Hamburg aus.