Hamburg. AGA-Präsident Hans Fabian Kruse legt Vorsitz des Außenwirtschaftsausschusses nieder. Auch Asien-Ausschuss ohne Führung.
Nach der gescheiterten Wahl eines neuen Präses kommt die Handelskammer nicht zur Ruhe. Während die unterschiedlichen Lager der Rebellen nach Auswegen aus der Führungskrise suchen, gärt es jetzt auch in den einzelnen Ausschüssen der Handelskammer – bis hin zu personellen Konsequenzen.
Besonders betroffen ist der Außenwirtschaftsausschuss der Kammer, den gleich mehrere Sorgen plagen. Der Vorsitzende, der Präsident des Groß- und Außenhandelsverbands AGA, Hans Fabian Kruse, hatte Anfang Dezember entnervt das Handtuch geworfen, wie erst jetzt bekannt wurde. Zuvor war der Ausschuss mehrfach vom Plenum übergangen worden. Seitdem steht das für die Handelsstadt Hamburg so wichtige Gremium ohne Führung da. Erst bei der Plenumssitzung in der kommenden Woche will die Handelskammer über eine Nachfolger beraten.
„Wir hatten in den relevanten Ausschüssen zu mehreren wichtigen Themen wie Flughafen und Hafen Empfehlungen abgegeben, die vom Plenum vom Tisch gefegt wurden. Als Feigenblatt, um ausländischen Wirtschaftsdelegationen die Hand zu schütteln, sind wir uns aber zu schade“, sagte Kruse zu seinem Rückzug. „Die inhaltliche Arbeit in der Kammer wird gelähmt, weil Plenum und Präsidium zu sehr mit internen Machtstreitigkeiten befasst sind.“
Pläne zur Änderung der Wahlordnung
Auch der Vorsitzende des Asien-Ausschusses, der Geschäftsführer des Hamburger Handelshauses Terramar, Stefan W. Dircks, hat bei der Kammer-Geschäftsführung seinen Rücktritt eingereicht. Er wollte sich am Mittwoch nicht dazu äußern.
Was die Hamburger Groß- und Außenhändler besonders bedrückt, sind Pläne zur Änderung der Wahlordnung, die bestimmt wie viele Sitze die einzelnen Branchen im Plenum erhalten. Die Großhändler befürchten, bei den kommenden Kammerwahlen Anfang 2020 unterrepräsentiert zu werden. So will die Wahlkommission der Kammer die nach Branchen gesplitteten 17 Wahlgruppen auf acht reduzieren und dabei unter anderem die Gruppe der Groß- und Außenhändler mit der der Einzelhändler zusammenzulegen.
„Das passt aber gar nicht, weil wir an völlig unterschiedlichen Themen arbeiten“, sagt Rohstoffhändler Tom Pfannenschmidt. „Im Hinblick auf die unterschiedlichen Geschäfte der beiden Gruppen ergibt dies keinen Sinn. Ich befürchte vielmehr, dass das Gewicht der reformkritischen und Freihandel befürwortenden Groß- und Außenhändler in der Kammer reduziert werden soll.“
Breiter Konsens
Da die Wir-Gruppe der Rebellen bei den Großhändlern fast gar nicht vertreten ist, vermuten jene in der geplanten Änderung der Wahlordnung den Versuch, zurückgedrängt zu werden: „Die Wahlordnung wird natürlich von der Mehrheit im Plenum majorisiert. Und diese schaut darauf, die Änderungen bei der nächsten Wahl für ihr eigenes Klientel gering zu halten“, sagt Kruse.
Der Vorsitzende des Wahlausschusses, Vizepräses Kai Elmendorf, weist diese Annahme zurück. „Wir nehmen die Sorgen der Groß- und Außenhändler ernst. Wir wollen aber gerade in ihrem Sinne verhindern, dass die Wahlordnung zu einer einseitigen Besetzung des Plenums wie derzeit führt.“ Alle seien dafür die Zahl der Wahlgruppen zu reduzieren. Die Planungen zur Änderung der Wahlordnung würden zudem im breiten Konsens erfolgen – auch mit der Opposition der Wir-Gruppe.