Hamburg. Uli Wachholtz fordert beim Neujahrsempfang Rückkehr zu konstruktiver Arbeit am Adolphsplatz. Ministerpräsident zu Gast.
Am Catering des Hotels Atlantic hat es nicht gelegen, dass der Präsident des Unternehmensverbandes (UV) Nord, Uli Wachholtz, den rund 600 Gästen des traditionellen UV-Neujahrsempfangs in seiner Ansprache vor allem schwer Verdauliches auftischte. Er verwies auf einige negative Entwicklungen und sparte nicht an Kritik. „Viele Unternehmen schauen eher verhalten in das noch junge neue Jahr“, sagte der Verbandspräsident. Sei es der Ausstieg Großbritanniens aus der EU, die Haushaltspolitik in Italien, die Fremdenfeindlichkeit in Europa, der scheinbar endende Reformschwung von Emmanuel Macron in Frankreich oder die Handelsstreitigkeiten zwischen den Vereinigten Staaten und China – überall gebe es Sorgen. Wachholtz verwies mit Blick auf Deutschland auf marode Brücken, Funklöcher beim Telefonieren, („Wir haben ein langsameres Netz als Albanien“) und nicht zuletzt auf die Situation in der Handelskammer.
„Erstmals breche ich heute ein selbst gesetztes Tabu, nicht öffentlich über uns nahestehende Institutionen zu sprechen. Aber das, was sich derzeit am Adolphsplatz abspielt, ist der Hamburger Kaufmannschaft, ist Hamburg insgesamt nicht würdig.“ Wachholtz weiter: „Keiner von uns hat sich solch ein Chaos vorstellen können. Wir, die Unternehmerinnen und Unternehmer der Stadt, wünschen uns, dass die Kammer endlich dazu kommt, die ihr gesetzlich zugewiesenen Aufgaben im Sinne aller wieder konstruktiv auszufüllen“, mahnte Wachholtz.
Günther begann mit einer Anekdote
Schließlich hatte der UVNord-Chef aber auch noch etwas Positives parat: Nämlich Lob für die Wirtschaftspolitik in Schleswig-Holstein und Hamburg. Dann gab er das Wort an die beiden Landesväter. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) warnte mit Blick auf das Jahr 2019 vor wirtschaftlichem Pessimismus. „Wir sollten zuversichtlich und realistisch bleiben“, sagte er. Es gebe zwar Risiken wie den Brexit, aber keinen Grund für schlechte Stimmung. Hamburg sei mit einem exzellenten Branchenmix stabil und gut aufgestellt. Mit fast einer Million Erwerbstätigen sei die Beschäftigungslage so gut wie nie zuvor.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) begann seine Rede mit einer Anekdote. Er bedankte sich bei Tschentscher für dessen Handynummer, die dieser ihm schon vor Monaten gegeben habe. „Wenn ich sie damals nicht bekommen hätte, dann hätte ich sie nun bei Twitter gelesen“, spielte er auf den jüngsten Datenskandal an. Auch seine eigene Handynummer sei dort veröffentlicht worden. „Es hat aber nur ein Journalist angerufen“, sagte Günther und erntete Beifall und Lachen. Danach warb er für einen starken Flughafen in Hamburg. „Hier darf es keine Einschränkungen geben“, so Günther, auch wenn er die Ängste der Anwohner vor mehr Lärm nachvollziehen könne. Schließlich setzte er sich für einen „dauerhaften Verbleib“ von gut ausgebildeten Flüchtlingen hierzulande ein. Denn sie brauche man mit Blick auf den Fachkräftemangel.