Hamburg. Präsident Michael Behrendt spricht von “dramatischem Einschnitt“ und richtet einen Appell an Hamburger Unternehmer.
Ein Auftakt ins neue Jahr mit viel Tradition: Präsident Michael Behrendt begrüßte am Mittwochabend die zahlreich erschienenen Gäste im Großen Festsaal des Hotels Atlantic zu den „Aussichten 2019“ des Übersee-Clubs. Im Mittelpunkt seiner Rede standen der Brexit und die möglichen Auswirkungen auf Hamburgs Wirtschaft. Behrendt bezeichnete den geplanten Austritt Großbritanniens aus der EU als „einen wirklich dramatischen Einschnitt – gerade für Hamburg, die britischste Stadt auf dem europäischen Festland.“
Er forderte die Club-Mitglieder auf, aktiv zu werden: „Sie alle, die Sie Verantwortung tragen, in Unternehmen, in der Politik, wo auch immer: Lassen Sie uns mit all unseren Möglichkeiten jetzt diejenigen unterstützen, die in letzter Minute diesen verhängnisvollen Schritt einer so bedeutenden Nation verhindern wollen – zu unser aller Vorteil.“
Der Präsident erinnerte dabei an die Geschichte der Hamburger Institution, die 1922 auf Initiative des Bankiers Max Warburg gegründet worden war: „Es liegt in der DNA des Übersee-Clubs, sich für freien Handel in der Welt einzusetzen. Das war schon bei unserer Gründung eines der Leitmotive. Heute ist es vielleicht wichtiger denn je.“
Hamburgs Branchenvertreter blickten auf 2019
Im Anschluss gaben hochrangige Vertreter der wichtigsten Hamburger Branchen einen Ausblick auf 2019. Für den Einzelhandel sprach Andreas Bartmann von einer „guten Stimmung der Verbraucher“. Der Präsident des Handelsverbands Nord warnte jedoch zugleich vor einer ungleichen Verteilung der Umsätze im Handel. „Die Schere zwischen Groß und Klein, zwischen stationären und Onlinehändlern geht immer weiter auseinander“, so Bartmann. Die Branchen entwickelten sich zudem sehr unterschiedlich. Im für die Innenstadt so wichtigen Textil-Einzelhandel werde mit „einem Minus von zwei Prozent“ gerechnet. Der Lebensmitteleinzelhandel lege dagegen stark zu.
Handwerkskammer-Präsident Josef Katzer geht auch für 2019 von einer positiven Entwicklung aus. „Wir rechnen damit, das hohe Auftragsniveau mindestens zu halten“, so Katzer. Sorgen bereite aber im Kfz-Handwerk der Einbruch der Verkaufszahlen wegen des Dieselskandals.
Optimismus im Hamburger Hafen
Für den Hafen gab Gunther Bonz eine optimistische Prognose ab. „Nach 8,8 Millionen Containern 2018 werden wir 2019 knapp an neun Millionen herankommen, mit viel Glück sogar erreichen“, sagte der Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg. Insgesamt würden dann knapp 140 Millionen Tonnen Fracht (2018: 136 Millionen) umgeschlagen, so Bonz. Ein Grund für seinen Optimismus: der beschlossene Start der Elbvertiefung.
Matthias Boxberger, Präsident des Industrieverbands, schlug auch Molltöne an. Nach einem „noch guten“ Jahr 2018, „dürften wir 2019 eine konjunkturelle Abkühlung spüren“, sagte er. Die Industrie erwarte ein Wachstum von noch knapp zwei Prozent. Boxberger: „Lassen Sie uns die Zeit des Aufschwungs noch nutzen.“
Rekordhoffnungen beim Tourismus
Michael Otremba, Chef von Hamburg Tourismus, erwartet, dass die Zahl der Übernachtungen in der Stadt 2019 um drei bis fünf Prozent steigt. Für 2018 werde man voraussichtlich erneut einen Rekordwert verkünden können – mehr als 14 Millionen Übernachtungen. „Die Zahl der internationalen Reisenden wird weiter zunehmen“, sagte Otremba.
Hans Fabian Kruse, Präsident des Außenhandelsverbands AGA verwies auf die vielen Risiken für die Branche durch die aktuellen Verwerfungen in der internationalen Politik, zeigte sich aber auch optimistisch: Der Außenhandel werde wohl um drei Prozent wachsen. In Sachen Brexit hoffe er weiter auf den Pragmatismus der Briten, sagte Kruse, und zitierte John Lennon: „Am Ende wird alles in Ordnung sein. Und wenn es nicht in Ordnung ist, dann ist es nicht das Ende.“