Hamburg . Nach der Privatisierung soll die Zahl der Mitarbeiter der ehemaligen Landesbank von derzeit 1700 auf unter 1000 schrumpfen.
In der Bankenbranche ist Stellenabbau schon seit Jahren der Normalzustand – von vereinzelten Ausnahmen einmal abgesehen. Doch nur wenige Geldhäuser trifft es so hart wie die HSH Nordbank: Zur Zeit der Finanzkrise 2008 hatte sie fast 5000 Mitarbeiter, in zwei bis drei Jahren werden es weniger als 1000 sein.
„In Hamburg soll die Zahl der Beschäftigten von derzeit rund 1000 auf 650 bis 700 zurückgehen, in Kiel soll sie von aktuell gut 600 auf nur noch etwa 300 sinken“, sagt Olaf Behm, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der HSH Nordbank. Zuvor hatte Vorstandschef Stefan Ermisch den Stellenabbau auf Betriebsversammlungen in Hamburg und Kiel erläutert. In der Abbauzahl für Kiel enthalten ist die Auslagerung des größten Teils der IT-Abteilung. „Dies betrifft dort rund 100 Mitarbeiter, wobei unklar ist, wie viele von ihnen bei dem Wechsel zu einem externen Anbieter ihren Arbeitsplatz behalten“, erklärt Behm.
Aus seiner Sicht sei die Lastenverteilung im Hinblick auf die jetzt intern angekündigten Stellenstreichungen „nicht fair“, findet der HSH-Betriebsratsvorsitzende: „Die Beschäftigten, die hart daran gearbeitet haben, den Verkauf zu ermöglichen, tragen jetzt die Hauptlast, während das obere und mittlere Management fast unberührt bleibt. Am stärksten trifft es die unterste Managementebene, die der Teamleiter soll wegfallen.“
Verdi spricht von einem "Desaster"
Die Gewerkschaft Verdi sprach von einem „Desaster“. Auch die Nord-SPD kritisierte die Landesregierung scharf. Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) verwies auf die schwierige Ausgangslage. „Die Alternative zum Verkauf hieß Abwicklung. Im Interesse des Landesvermögens haben wir uns für den Verkauf entschieden.“
Die HSH Nordbank war 2003 aus der Fusion der Landesbanken von Hamburg und Schleswig-Holstein hervorgegangen und hatte in ihrer kurzen Geschichte mit vielen Krisen und Skandalen zu kämpfen. Nachdem sie zwei Mal von den Ländern vor der Pleite gerettet wurde, musste sie auf Anweisung der EU-Kommission verkauft oder abgewickelt werden. Für eine Milliarde Euro übernahmen US-Investmentfonds unter der Führung von Cerberus und Christopher Flowers die Bank.
Heinold nennt Stellenabbau in Kiel "bitter"
Heinold (Grüne) betonte, die Landesregierung habe im Rahmen des Verkaufsprozesses immer wieder deutlich gemacht, „dass wir Kiel für einen hervorragenden Standort halten. Der jetzt verkündete Stellenabbau ist bitter“. Die Entwicklung der vergangenen Jahre sei nicht nur für das Land, sondern auch für die Beschäftigten der HSH Nordbank frustrierend.
Verdi-Sprecher Frank Schischefsky warf der Landesregierung vor, im Verkaufsprozess den Standort Kiel mit seinen Beschäftigten „schmählich im Stich gelassen“ zu haben. „Es ist ein Desaster, wie es leider zu befürchten war.“ Die Landesregierung von CDU, Grünen und FDP habe sich von den Investoren und Vorständen blenden lassen. „Die Landesregierung hat sich keinen Deut um die Menschen gekümmert, die einen Verkaufsprozess erst möglich gemacht haben, indem sie trotz aller Umstände hart um die Bank gekämpft haben; das ist ein Jamaika-Desaster“, sagte Schischefsky.
SPD will Erklärung für Kahlschlag von Daniel Günther
Verdi forderte eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft, die sich um die Menschen kümmert. „An dieser müssen sich die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein beteiligen, wie auch die Investoren und die Bank selbst“, forderte Schischefsky.
Der SPD-Finanzpolitiker Thomas Rother sagte, noch beim Arbeitnehmerempfang im Januar und bei der Landtagsdebatte im April habe Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) davon gesprochen, dass am Standort Kiel 200 bis 600 Arbeitsplätze bei der Bank erhalten bleiben könnten. Nun sei nur die Untergrenze erreicht worden. Das günstige Ergebnis für das Land sei kein günstiges Ergebnis für die Beschäftigten und den Bankenstandort Kiel. „Ich bin gespannt, wie der Ministerpräsident am kommenden Donnerstag in der Landtagsdebatte diese Zahl erklären will“, sagte Rother. Die alten Eigentümer der Bank „haben leider nichts erreicht“.
HSH-Chef Stefan Ermisch will die Bank mit schlankeren Strukturen spürbar profitabler machen, um strenge Vorgaben zum Wechsel in den Haftungsverbund der privaten Banken zu erfüllen. Mit der Privatisierung werden Aufgaben wegfallen, zudem sollen große Teile der IT ausgelagert werden. Die Bank soll künftig als „Hamburg Commercial Bank“ (HCOB) am Markt auftreten.