Hamburg. Hamburg will Endpunkt der “Neuen Seidenstraße“ werden. Gerhard Schröder und Frau beliebtestes Fotomotiv. Gipfel 2020 in Gefahr?

Alle zwei Jahre feiert Hamburgs Wirtschaft ihre Verbundenheit mit China. In dieser Woche ist es wieder so weit. Am Montag startete mit rund 500 Konferenzteilnehmern, darunter hochrangige Vertreter aus China der Hamburg Summit – China meets Europe in der Handelskammer. Es ist bereits das achte Mal, dass die Kammer den wichtigen europäisch-chinesischen Austausch abhält. Nicht wenige haben die Sorge, dass es auch die letzte Veranstaltung dieser Reihe sein könnte: Das Präsidium der Handelskammer will den Summit in Zukunft nicht mehr subventionieren.

„Ja, wir wollen erreichen, dass sich der China-Gipfel 2020 selbst trägt. Aber es geht uns nicht nur darum, den Kammer-Haushalt zu entlasten, sondern um etwas anderes“, sagte Kammer-Präses Tobias Bergmann dem Abendblatt. „Wenn es uns gelingt, viele gute Sponsoren zu gewinnen, wächst auch das Interesse der Wirtschaft an dieser Veranstaltung.“ Ein bevorstehendes Ende der Veranstaltung weist er zurück: „Es wird 2020 eine Lösung geben.“ Das bestätigte auch der Alt-Präses der Handelskammer Nikolaus Schües, der den Summit einst mitgegründet hat: Es wird weitergehen.“

Altkanzler Gerhard Schröder über China

Das Interesse aus China ist auf jeden Fall auch in diesem Jahr ungebrochen. Eine rund 60-köpfige Delegation an bedeutenden chinesischen Wirtschaftsvertretern ist an die Elbe gereist. Sie hörten, wie der Vorsitzende des Summits, der Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen China und Europa hervorhob: „Kooperation und nicht Konfrontation sollte die Beziehungen zwischen Ländern prägen – auch wenn sich die politischen und ökonomischen Systeme unterscheiden“, sagte Schröder, der begleitet von seiner Frau Soyeon Schröder-Kim, für viele Chinesen ein beliebtes Handyfoto-Motiv war.

Schröder betonte vor allem die besondere Rolle der „Neue Seidenstraßen“-Initiative: „Ich bin überzeugt, dass besonders Chinas Neue Seidenstraße Menschen und Wirtschaften Asiens und Europas noch näher zusammenbringt“, sagte er.

Das Projekt, bündelt seit fünf Jahren die Interessen und Ziele Chinas zum Auf- und Ausbau der interkontinentalen Handelswege zwischen der Volksrepublik und Europa sowie Afrika. Die Neue Seidenstraße habe sowohl chinesischen wie auch europäischen Firmen mehr Chancen eingeräumt, ihre Produkte gegenseitig anzubieten und in den Handel zu treten, sagte der Vorsitzende des Chinesischen Industrieverbands Li Yzhong.

Chinas neue Seidenstraße – ein Friedensprojekt

Und Victor Chu, Vorstandschef einer chinesischen Investmentfirma mit Sitz in Hongkong betonte, dass eine Ausweitung der Handelsbeziehungen auch zu mehr politischer Stabilität führen würden. "Bei der neuen Seidenstraße geht es nicht nur ums Geschäft, es geht um mehr Frieden“, sagte Chu. „Das ist ein Langzeitprojekt.“

Die Vorstandschefin des Hafenkonzerns HHLA, Angela Titzrath, hob in einem Vortrag die strategische Rolle Hamburgs als wichtigen End- und Knotenpunkt der landseitigen und maritimen Seidenstraße in Europa hervor. „Wir sollen selbstbewusst sagen: Wir sind Teil dieser Seidenstraße“, sagte Titzrath, die zugleich die Bedeutung des Ruhrgebiets, das auch um chinesische Handelsinvestitionen buhlt, herunterspielte. 235 Güterzüge würden von hier wöchentlich zu 27 chinesischen Städten aufbrechen. Das sei Spitze in Europa. „Nicht Duisburg ist das europäische Ende der neuen Seidenstraße. Der Hafen von Hamburg sollte diesen Endpunkt markieren“, sagte sie.

Was China mit der Elbvertiefung zu tun hat

Handelskammer-Präses Tobias Bergmann zielte in seiner Begrüßung auf die aktuell unsichere globalpolitische Lage ab und forderte ein klares Bekenntnis gegen protektionistische Tendenzen im Welthandel: „Wir ermutigen China, sich gemeinsam mit der EU für einen regelbasierten Handel im WTO-Rahmen stark zu machen. Dabei müssen China und Europa ihre Partnerschaft weiter stärken, um global mehr Verantwortung übernehmen zu können“.

Anstoß für eine solche Initiative könnte diese Wirtschaftskonferenz sein, der Bürgermeister Peter Tschentscher eine besondere Bedeutung zumisst: Er bezeichnete den Hamburg Summit als wichtigstes Jahrestreffen zur Vertiefung der deutschchinesischen Handelsbeziehungen. „Hamburg ist das Tor zu China. Ein offener Dialog über freien Handel und Warenaustausch stärkt die Position Hamburgs als Drehscheibe der internationalen Warenströme“, sagte der Bürgermeister.

Für den Hafen habe der Summit immer eine große Rolle gespielt, sagte der Geschäftsführer der Hafenbehörde Hamburg Port Authority, Jens Meier, dem Abendblatt. „Als wir solange auf die Elbvertiefung warten mussten, hat diese Konferenz wesentlich dazu beigetragen, dass uns die chinesischen Reeder treu geblieben sind.“ Auch in diesem Jahr soll es wieder neben dem Summit Gespräche geben.

Dazu ist der Vize-Präsident der größten chinesischen Reederei Cosco, Yu Zenggang, an die Elbe gereist. Und mit einer eigenen Medaille wurde am Montag der Vorstandschef des chinesischen Baukonzerns CCCC, Song Hailang, geehrt. Er erhielt von Schröder den Deutsch-Chinesischen-Freundschafts-Award. CCCC liefert Containerbrücken für den Hamburger Hafen und will auf Steinwerder ein eigenes Umschlagsterminal errichten.