Hamburg. Austausch junger Firmen bei Digitalem Stammtisch „What’sup2b“ von Commerzbank und Hamburger Abendblatt.

Es war ein überraschend gutes Zeugnis für die Gründerstadt Hamburg, und es kam von einer Frau. „Eigentlich“, so die Start-up-Unternehmerin Annemarie Heyl, „bieten Hamburger Unternehmen schon viele Möglichkeiten für die Förderung junger Firmen.“ Die Geschäftsführerin von Kale & Me spricht aus Erfahrung. Seit vergangenem Jahr kooperiert das Unternehmen, das kaltgepresste Säfte herstellt und online vermarktet, erfolgreich mit dem Traditionsbetrieb Elbe-Obst in einer Produktionsstätte im Alten Land und beim digitalen Wissenstransfer.

Am Mittwochabend war die 31-Jährige gemeinsam mit dem Gründer der Modeplattform About you, Tarek Müller, zu Gast beim Digitalen Stammtisch „What’sup2b“ von Commerzbank und Hamburger Abendblatt. Zum dritten Mal trafen Gäste aus Start-up-Szene und alteingesessener Kaufmannschaft aufeinander. Zentrales Thema: Wie digital und gründerfreundlich ist Hamburg?

Hamburg hat aufgeholt

In seiner Begrüßung betonte der Hamburger Commerzbank-Bereichsvorstand Frank Haberzettel im voll besetzten Veranstaltungszelt Kuppel an der Bahrenfelder Trabrennbahn, dass die Hansestadt nach einer aktuellen Studie in der Akzeptanz von jungen Gründern deutlich im Vergleich zu Spitzenreiter Berlin aufgeholt habe.

Wie innovativ die Start-up-Szene ist, war auch zu sehen. Unter anderem präsentierten sich die vegane Naturkosmetikmarke UareOK, das Paketzustellsystem Angel und Idevices, ein Messgerät für die Luftqualität. Wie vernetzen sich die sogenannte Old Economy und junge Unternehmen, lautete die Frage, die der stellvertretende Abendblatt-Chefredakteur Matthias Iken mit den Gästen diskutierte. About-You-Chef Müller hatte darauf eine klare Antwort. „Es gibt viel mehr Offenheit, als man glaubt“, sagte der 30-jährige Rastazopfträger, dessen Unternehmen von der Otto Group mitbegründet worden war und inzwischen mit einer Bewertung von einer Milliarde Euro zu den erfolgreichsten Digitalfirmen Deutschlands gehört. „Ohne Otto wären wir nicht so erfolgreich“, so Müller.

Deutschland muss aufholen

Müller und Heyl berichteten bei der Vorstellung ihrer Firmen offen über Fehler, Krisen und die Arbeit, die zu einer erfolgreichen Neugründung gehören. „Ich bin morgens um 9 Uhr in der Firma und oft erst nachts um 2 Uhr wieder zu Hause“, sagte Müller, der mit 13 Jahren seinen ersten Onlineshop gründete und vom US-Magazin „Forbes“ in der 2018 erschienenen Liste „30 under 30“ zu den vielversprechendsten Unternehmern Europas gezählt wurde. Aus seiner Sicht steht Hamburg als Gründerstadt zwar gut in der Bundesrepublik da, aber Deutschland hinke „Ländern wie China oder den USA hinterher“. Pluspunkte seien zum Beispiel die internationale Bekanntheit und die zügige Bearbeitung von Arbeitsvisa für die wachsende Gruppe der Beschäftigten aus dem Ausland. Er forderte aber eine stärkere Internationalisierung, etwa indem in Unternehmen mehr Englisch gesprochen werde.