Hamburg . Ralf Dümmel macht in “Höhle der Löwen“ Deal mit Herrenausstatter und verändert das Produkt. Wie es nach der Vox-Sendung weiterging.
Zum Schluss war es eine Sache zwischen Hamburgern. Zwischen Ralph und Ralf, zwischen dem Gründer und dem Handelsprofi. „Ein magischer Moment“, sagt Ralph Ecks. Die ganze Anspannung, Herzklopfen – und dann das Angebot für den Deal mit Investor Ralf Dümmel in der Höhle der Löwen. Endlich, nachdem die anderen Investoren schon ausgestiegen waren. „Ich war froh“, bekennt Ecks und hat gleich Ja gesagt. Damit es so richtig losgehen kann, mit dem Kampf gegen lästige Motten im Kleiderschrank.
Dümmel bietet 200.000 Euro
200.000 Euro hatte Dümmel dem Start-up angeboten, dafür aber 30 statt 20 Prozent der Anteile verlangt. Wenn Ecks seine Erinnerungen zurückspult zu den entscheidenden Sekunden in der TV-Gründershow, sagt er: „Es war die richtige Entscheidung.“
Seitdem hat das Leben des 48-Jährigen beträchtlich an Fahrt aufgenommen. Ecks, Verkäufer von Herrengardrobe mit Passion für edles Tuch, hat zusammen mit seinem Geschäftspartner – noch ein Ralph – Thelen einen Mottenschutz entwickelt. Die Plagegeister werden mit einer in den Kleiderbügel integrierten Kapsel, die nach Lavendel oder Zedernholz duftet, ferngehalten. Motto: Keine Motten, keine Larven, keine Löcher.
System funktioniert ohne Chemie
Capsair nennen sie ihr System, das ohne Chemie und sichtbare Abwehrvorrichtungen wie Mottenkugeln auskommt. Zusammen mit Investor Dümmel will Ecks das Produkt „jetzt auf die Straße bringen“. Dabei haben die Capsair-Bügel, die seit Dienstagabend in Stückzahlen von mehr als Hunderttausend für den Verkauf bereitstehen, nur noch entfernt Ähnlichkeit mit dem Ur-Modell des sorgsam ausgetüftelten und teuren Kleiderbügel-Kapselsystems.
Vorsichtig öffnet der Gründer, natürlich im perfekt geschnittenen Brioni-Anzug, wenige Tage vor der Ausstrahlung der Show einen der Kartons mit der Löwenhöhlen-Kollektion. Eine Woche nach der Aufzeichnung im März hatte Investor Dümmel ihn zum Gespräch in den Firmensitz nach Stapelfeld gebeten. Schon während des Pitches war klar geworden, dass er das Potenzial des Produkts im Massenmarkt sieht. „Wollen Sie die Reichen von Motten befreien oder wollen Sie die Menschen“, hatte Dümmel schon in der Sendung gesagt und damit für Lacher gesorgt. Schon da war geübten Zuschauern klar, dass der Verkaufsprofi Lunte gerochen hatte. Motten sind schließlich nicht nur in Deutschland ein Problem.
Motten im edlen Pullover
In der Welt der Gründer ist natürlich auch eine authentische Gründungsgeschichte eine feine Sache. Bei Ralph Ecks liegt die Initialzündung schon ein paar Jahre zurück. Gleich am Anfang seiner Laufbahn, die ihn nach dem frühen Tod des Vater in den Verkauf zu den gehobenen Herrenausstattern der Stadt führte, hatte sich der Hamburger aus Barmbek einen Kaschmirpullover vom Ausbildungssalär zusammengespart. Statt ihn zu tragen, schonte er ihn – und entdeckte irgendwann, dass die Motten sich sorgsam durch das edle Teil gefressen hatten. Derart erschüttert hat der Textilexperte im Laufe der Jahrzehnte alles ausprobiert, was der Markt an Mottenschutz hergibt: Mottenkugeln, Mottenpapier, Klebefallen, Duftsäckchen, Zedernhölzchen. So richtig zufrieden machte ihn nichts davon.
60.000 Euro investiert
2014 begann er mit seinem Geschäftspartner Ralph Thelen, der mit seiner Firma Bramble Kosmetik und Düften entwickelt, das Konzept des Motten abweisenden Kleiderbügels auszutüfteln. 60.000 Euro investierten sie in ihr Projekt. Herausgekommen war ein hochwertiger Formbügel in Holzoptik – produziert in Italien. Die kleinen Duftkapseln, auch in Noten wie Sky Air und Apfel-Vanille erhältlich, versteckten die Erfinder unter einer Klappe mit Magnetverschluss. Der zusätzliche Geruchsabsorbierer nimmt schlechte Gerüche auf und bindet sie. „Das benötigt jeder Haushalt“, ist Ecks überzeugt.
Im vergangenen Jahr verkauften die Gründer die ersten Produkte. Etwa 3500 des hochwertigen Modells setzten sie ab, davon hängen 3000 bei einem Kunden in der Türkei im XXL-Kleiderschrank. Ob der Luxus-Bügel, der auch für Krankenhäuser und Altenheime zertifiziert ist, auf dem Markt eine Chance hat, muss sich zeigen. Es gibt ihn unter der Marke Capsair Perfume Systems weiter, aber jetzt in Konkurrenz zu der Ecks-Dümmel-Gründung Capsair, für den der Löwe letztlich mehr investierte als die einst gewünschten 200.000 Euro.
Nun kosten zwei Bügel knapp zehn Euro
Denn nach dem Gründer-Ja zur Produktänderung fing das eingespielte System DS-Produkte an zu rotieren. Innerhalb weniger Wochen entstand eine Art Capsair Light – leichter, schmaler und vor allem billiger. Eben, wie Dümmel meint, „zu einem Preis, für den Menschen es kaufen“. Statt für 29,90 Euro pro Stück gibt es jetzt zwei Bügel für etwa zehn Euro. Auch die Duftkapsel ist neu designt, einfacher zu handhaben und mit einem Preis von 9,99 Euro für das Nachfüllpack mit acht Stück der Duftnote Lavendel oder 4,99 für vier Kapseln mit Zedernholznote deutlich günstiger. Alles rein natürlich, so das Versprechen, und mindestens drei Monate lang haltbar. „Wir müssen skalierbar sein, wollen weltweit verkaufen“, sagt Unternehmer Ecks.
Schon lange vor dem Sendetermin gingen die Vorbestellungen von Rewe, Kaufland, Karstadt oder Möbel Kraft für die Mottenschutz-Bügel ein. Direkt nach der Show wird Gründer Ralph Ecks („Sales ist meine DNA“) sein Produkt live auf dem Shopping-Sender QVC präsentieren. Das gehört zum Dümmel-Deal. Ein bisschen wirkt es so, als ob der gepflegte Herrenmoden-Spezialist mit dem exakt gestutzten Bart in einem Film im Schnelldurchlauf gelandet ist. Aber der Hamburger hat noch Pläne: „Wir wollen weitere Produkte rund um die Kapsel entwickeln.“ Duftende Schuhspanner zum Beispiel, die im Schuhschrank für bessere Luftqualität sorgen sollen.