Hamburg. Unternehmen iPilot eröffnet Simulator für das größte Passagierflugzeug der Welt. Erlebnis für Hobbypiloten kostet mindestens 89 Euro.
Seit knapp zwei Wochen bringt Emirates den A380 täglich „nach Hause“. Die Fluglinie aus Dubai setzt auf einer der zwei Verbindungen pro Tag zwischen Fuhlsbüttel und dem Emirat das größte Passagierflugzeug der Welt ein. Für jede der Maschinen ist es eine Rückkehr nach Hamburg, denn bei Airbus auf Finkenwerder erhalten die A380 ihre Inneneinrichtungen, werden lackiert und an den größten Kunden ausgeliefert. Luftfahrtfans freuen sich über die regelmäßige Präsenz der „Königin der Lüfte“ in der Hansestadt. Wie sich der Jet fliegt, ist für die meisten aber ein Geheimnis – das kann sich allerdings bald ändern.
Das Unternehmen iPilot will einen A380-Flugsimulator in der Hansestadt eröffnen. So könne sich „jeder A380-Fan einen Kindheitstraum erfüllen und einmal auf dem Pilotensitz des größten Passagierflugzeugs der Welt Platz nehmen“, sagt Wolfram Schleuter, Gründer und Chef von iPilot. Auf sich allein gestellt sind die Kurzzeitpiloten dabei nicht. Ein Instruktor sitzt auf dem Platz des Co-Piloten rechts neben dem Flugzeuglenker. Dabei handelt es sich zum Beispiel um pensionierte Piloten oder Berufseinsteiger, die gerade die Ausbildung abgeschlossen haben. Einige hätten sogar ein Zertifikat für den A380, das sei aber nicht so wichtig, sagt Schleuter: „Die menschliche Komponente ist für das Eventfliegen entscheidend.“ Schließlich müssen die Profis die Laien an die Hand nehmen und in die Geheimnisse des Fliegens einweihen.
Sogar Profis sind begeistert
Bei dem Simulator handelt es sich nicht um ein Originalcockpit des A380. Das liegt zum einen daran, dass es von dem vor elf Jahren erstmals ausgelieferten Flugzeug bisher nur wenige ausrangierte Maschinen gibt. Entsprechend sind die Preise dafür hoch. Zum anderen stünde das Erlebnis im Vordergrund – und dies ließe sich auch mit einer guten Nachbildung vermitteln. „Wir kaufen in Kanada bei einem Hersteller, der auch für Fluggesellschaften Simulatoren herstellt“, sagt Schleuter. Wie teuer die Anschaffung ist, sagt der 48-Jährige nicht.
Aber sogar Profis seien von dem A380-Simulator angetan. In Dubai eröffnete iPilot bereits 2012 einen Simulator für das größte Passagierflugzeug der Welt. „Selbst die Piloten von Emirates kommen dorthin, bringen ihre Familien mit und zeigen ihnen, wie sie die Flughäfen anfliegen“, sagt Schleuter. Der Simulator entspreche in der Breite einem Originalcockpit, sei aber nicht so tief. Mehr als zwei Personen haben – anders als im Original-A380 – keinen Platz. Den Kurzzeitpiloten begleitende Freunde können auf vier Premium-Economy-Sitze dahinter Platz nehmen, sozusagen in der Kabine. Wer die Nachbildung des Flugzeugführerraums betrete, dem fielen vor allem die großen Bildschirme auf, sagt Schleuter. Gesteuert wird die Maschine über einen Joystick an der Außenwand. In der Mitte gibt es die Schubregler für die vier Triebwerke, die Hebel für die Landeklappen und unzählige Knöpfe und Schalter.
Aber wie fliegt sich ein A380 denn nun? Und gibt es einen Unterschied zum kleineren Mittelstreckenflieger A320, für den iPilot bereits seit 2011 Flüge in einem Simulator in Hamburg anbot? Schleuter sagt: ja. Zum einen sei das Cockpit des A380 digitaler und moderner. Zum anderen sei das Handling der Maschine anders. Besonders spüre man dies bei Start und Landung. „Man merkt im Cockpit, dass die Beschleunigung und das Bremsen langsamer ist und das Flugzeug länger auf der Startbahn bleibt.“
Steuerung ähnlich wie beim A320
Eine Konsequenz aus dem deutlich höheren Gewicht des A380, der voll beladen 575 Tonnen wiegt, während der A320 maximal 79 Tonnen beim Abheben auf die Waage bringen darf. Zudem sitzen die Hobbypiloten höher. Das Cockpit im A380 befindet sich zwischen Unter- und Oberdeck des zweigeschossigen Flugzeugs auf gut sieben Meter Fensterhöhe, während der Kapitän im A320 rund drei Meter tiefer sitzen. Der Überblick im A380 sei daher besser. Die Steuerung in der Luft mit den Sidesticks verlaufe ähnlich wie beim A320. Man merke allerdings, dass das Flugzeug größer und etwas schwerfälliger sei.
Schleuter gründete iPilot vor zehn Jahren. „Mein Aha-Moment war ein Gutschein für einen Simulatorenflug bei British Airways“, sagt Schleuter, der damals einen selbst gegründeten Reiseveranstalter in London führte. 1000 Pfund habe das damals gekostet. Der langjährige Privatpilot wollte das Angebot für ein größeres Publikum zugänglich und erschwinglich machen. Heute unterhält das Unternehmen mit Europazentrale in Prag neun Niederlassungen und ist nach eigenen Angaben Europas erste Kette professioneller Flugsimulatoren.
Mietvertrag läuft zum Jahresende aus
Das Erlebnis, einen A380 zu steuern, bietet die Firma neben Dubai bisher auch in Düsseldorf und Prag an. Jeder Hobbypilot kann sich Start- und Zielflughafen aus 24.000 Airports aussuchen. Zu den beliebtesten und spektakulärsten Flugrouten zählen der Anflug über die Häuserschluchten von Hongkong auf den ehemaligen Flughafen Kai Tak oder die Karibikinsel St. Maarten auf den Niederländischen Antillen. Für einen 30-minütigen Schnupperflug werden 89 Euro fällig, eine Stunde kostet 159 Euro und 90 Minuten 209 Euro.
Derzeit befinde sich der A380-Simulator auf dem Weg nach Deutschland. Im Januar soll ein Technikteam von iPilot das Gerät im Ericus-Contor an der Ericusspitze installieren. Dort sitzt seit drei Jahren der Konkurrent Yourcockpit, mit dem iPilot allerdings seit Mitte Oktober kooperiert. Am bisherigen iPilot-Standort an der Langenhorner Chaussee läuft der Mietvertrag zum Jahresende aus. Ab dem 15. Januar können Kurzzeitflugzeugführer den A380 dann in der HafenCity zum Abheben bringen. Und wer wieder in Hamburg landen möchte, hat zwei Alternativen: Neben Fuhlsbüttel ist auch Finkenwerder als Ziel möglich.