Hamburg. Ende Oktober startet Emirates Liniendienst mit größtem Passagierjet der Welt zwischen Dubai und Fuhlsbüttel. Was Sie wissen müssen.

Strahlender Sonnenschein – das Wetter hätte in Dubai optisch keinen besseren Eindruck hinterlassen können, nur wärmer war es dort. Auf dem Vorfeld des Hamburger Flughafens halten Airport-Chef Michael Eggenschwiler und Volker Greiner, Verantwortlicher bei Emirates für Zentraleuropa, je eine Schere und schneiden das rote Band durch. Die Fluglinie aus Dubai bringt den A380 bald regelmäßig nach Fuhlsbüttel. Am Donnerstag fehlt das größte Passagierflugzeug der Welt aber noch. Zunächst wird die Infrastruktur in einer kleinen Zeremonie eingeweiht: die dritte Fluggastbrücke, die am Gate 52/53 entstanden ist.

Dennoch ist die Vorfreude auf den regelmäßigen Besucher A380 bei Eggenschwiler groß. „Das ist schon etwas Spezielles, weil es ja ein Hamburger Flugzeug ist“, sagt er dem Abendblatt. Die Maschine erhält bei Airbus auf Finkenwerder ihre Kabine, sie wird dort lackiert und an Emirates ausgeliefert. Auch für die Flughafen-Mitarbeiter sei es etwas Besonderes, dass Emirates den A380 täglich in die Hansestadt bringt. „Es passt gut in das Gesamtangebot, das wir haben. In der Entwicklung unserer 107-jährigen Geschichte ist das ein schöner Schritt“, sagt Eggenschwiler.

Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen zum Emirates-A380.


Wann kommt der Emirates-A380?

Die Fluglinie aus Dubai nutzt die Umstellung auf den Winterflugplan, um mit ihrem Flaggschiff nach Hamburg zu kommen. Erstmals soll der A380 im Liniendienst am 29. Oktober in Fuhlsbüttel eintreffen. Die Maschine soll um 8.50 Uhr Ortszeit in Dubai starten und um 12.55 Uhr in Fuhlsbüttel landen. Der Flug gen Westen dauert gut sieben Stunden. Der Einsatz auf der sogenannten Morgenrotation ist einmalig. Ab dem 30. Oktober wird der A380 immer abends in der Hansestadt landen, und zwar um 19.05 Uhr. Auf der Morgenverbindung wird dann die Boeing 777-300 ER eingesetzt werden, die bisher beide Strecken am Tag fliegt. Aus Hamburg zurück in das Emirat geht es mit dem A380 um 21 Uhr, die Passagiere sind am nächsten Morgen um 6.20 Uhr im Wüstenreich. Der Flug gen Osten wird dank günstigerer Windbedingungen mit sechs Stunden, 20 Minuten angegeben.

Ist der Flughafen fit für den A380?

Prinzipiell kann der Riesen-Airbus am Helmut-Schmidt-Flughafen seit vielen Jahren starten und landen. Aber dennoch wurden einige Maßnahmen getroffen, um die Abfertigung zu verbessern. Im März 2016 begann ein Mammutprojekt: die fünf Jahre dauernde und 120 Millionen Euro teure Sanierung des Vorfeldes. Der sechs Jahrzehnte alte Beton wird aufgebrochen und erneuert. Mittlerweile sind fünf von zehn Bauphasen abgeschlossen. In einem erneuerten Abschnitt wurden im Frühjahr 2017 zwei Doppelfluggastbrücken fertiggestellt. An ihnen können entweder zwei Mittelstreckenjets wie ein Airbus A320 oder eine Boeing 737 abgefertigt werden. Oder an ihnen parkt nur ein Großraumjet. So können bei der Boeing 777-300 ER die Türen vorn und hinten zum Ein- und Aussteigen genutzt werden.

Für den A380 kommt nun eine Neuerung hinzu: die dritte Fluggastbrücke. Sie verbindet das Terminal ohne Treppen mit dem Oberdeck des doppelstöckigen Flugzeugs. „Um in einen Airbus A380 schnell und bequem einsteigen zu können, ist die dritte Fluggastbrücke eine Voraussetzung“, sagt Eggenschwiler. Deshalb sei die Oberdeck-Anbindung schnellstmöglich und „in Rekordzeit“ von etwa vier Monaten umgesetzt worden. Rund 750.000 Euro lässt sich der Airport die Brücke kosten, die in Spanien bei ThyssenKrupp gebaut wurde. Der Flughafen sieht sich damit für den A380 gerüstet – zumindest fast. Es würden noch „einige bauliche Anpassungen“ vorgenommen, um den Wartebereich am Gate zu vergrößern, sagt Eggenschwiler. Ein paar Sitzreihen müssen noch versetzt werden. Bis zum 29. Oktober soll das aber fertig sein. Bereits einsatzfähig sind die Passautomaten für die Ausreise. Der Passagier legt seinen biometrischen Reisepass auf eine Maschine, die den Ausweis scannt. In der Sicherheitsschleuse macht eine Kamera ein Foto vom Passagier. Hält das System Easypass den Ausweis für echt und den Fluggast für den richtigen, öffnet sich der Ausgang, die Grenzkontrolle ist beendet. Gibt es Zweifel, greifen Bundespolizisten ein. Mit den Passautomaten können in einer Stunde rund 30 Prozent mehr Passagiere abgefertigt werden.

Warum setzt Emirates den A380 ein?

Emirates ist bei Airbus der mit Abstand größte Kunde des A380. 105 dieser Flugzeuge sind in der Flotte. Die Fluggesellschaft setzt den Riesenjet ein, um möglichst viele Passagiere über ihr Drehkreuz Dubai zu schleusen und zum Beispiel von Europa weiter nach Asien zu bringen. Die beiden täglichen Verbindungen nach Hamburg hätten sich sehr gut entwickelt, sagt Greiner: „Die Strecke ist in den vergangenen Jahren permanent mit mehr als 80 Prozent Auslastung geflogen.“ Im vergangenen Jahr nutzten 436.000 Passagiere die Verbindung. Es sei daher ein konsequenter Schritt, die Kapazität um 22 Prozent zu erhöhen. Das wöchentliche Sitzplatzangebot liege künftig bei 6090 Plätzen pro Richtung. Der eingesetzte A380 bietet insgesamt 516 Sitzplätze – darunter 14 Privatsuiten in der First Class sowie 76 vollständige Flachbettsitze in der Business Class auf dem Oberdeck und 426 Sitze in der Economy Class auf dem Hauptdeck. Einen Preisunterschied zwischen 777 und A380 gibt es nicht. Gestern waren Hin- und Rückflug Anfang November auf der Homepage von Emirates für knapp 700 Euro zu buchen.

Was ändert sich für Anwohner?

Bei den Fluglärmgegnern brachten die bisher eingesetzten Maschinen Emi­rates einen schlechten Ruf ein. Dank der 777 ist die Airline bei ihnen als „Lärmirates“ verschrien. Durch den Einsatz des A380 werde der Geräuschpegel nicht sinken, erwartet Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt: „Ich glaube, da wird man keinen Unterschied hören.“ Leiser dürfte es also nicht werden.

Hinzu kommt für Anwohner eine weitere, zumindest theoretische Gefahr. Der A380 ist als Verursacher von heftigen Luftverwirbelungen bekannt. „Es gibt keinen Flieger, der stärkere Wirbelschleppen erzeugt“, sagt Großbongardt. So sind in der Luft auch schon mal tiefer fliegende Geschäftsreiseflugzeuge in heftige Turbulenzen geraten. Auch beim Anflug auf Flughäfen treten Wirbelschleppen auf. In Hamburg wurden im Frühjahr in Alsterdorf kurz hintereinander zweimal Dächer beschädigt. Grundsätzlich werden beim A380 zwar größere Sicherheitsabstände eingehalten, aber bei ungünstigen Bedingungen wie Windstille könnten Häuser in Mitleidenschaft gezogen werden, sagt Großbongardt: „Es kann im Extremfall zu Dachabdeckungen kommen.“