Hamburg. Aufsichtsrat entscheidet wohl im Dezember. Hafenwirtschaft interpretierte verzögerte Entscheidung als „Schwäche des Senats“.
Hamburgs Bürger müssen sich noch etwas in Geduld üben: Die Entscheidung, ob künftig eine Brücke oder ein Tunnel als neue Köhlbrandquerung gebaut wird, ist noch nicht offiziell entschieden. Auch wenn alles für einen Tunnel spricht. Der Aufsichtsrat der Hafenbehörde Hamburg Port Authority (HPA) hat am Donnerstag hinter verschlossenen Türen getagt, ein Ergebnis verkündete er aber nicht. „Wir äußern uns nicht zu Sitzungsverläufen“, hieß es aus der Wirtschaftsbehörde, deren Chef, Senator Frank Horch (parteilos), dem Kontrollgremium vorsitzt.
„Wenn es eine Planungsgrundlage gibt, auf der Senat und Bürgerschaft entscheiden können, werden wir das mitteilen“, sagte eine Behördensprecherin. Nach Informationen des Abendblatts dürfte dies bei der nächsten Aufsichtsratssitzung im Dezember der Fall sein. Das bedeutet aber auch, dass diese Planungsreife bisher fehlt. Wie das Abendblatt aus Kreisen erfuhr, soll der Aufsichtsrat trotz einer Machbarkeitsstudie weitere Fragen haben, die die Planer der neuen Köhlbrandquerung noch nicht beantworten konnten. Hier muss die HPA nacharbeiten, damit im Dezember entschieden werden kann.
Verkehrliche Bedarfe der Zukunft
Vor allem aus der CDU in der Bürgerschaft sowie in der Hafenwirtschaft war die verzögerte Entscheidung als „Schwäche des Senats“ interpretiert worden. Etwas anders sieht es die FDP. „Die Entscheidung über die Köhlbrandquerung sollte ausschließlich wirtschaftlichen Gesichtspunkten folgen“, sagte Fraktionschef Michael Kruse. „Über ein Milliardenprojekt darf nicht auf Basis von Vorfestlegungen oder Schnellschüssen entschieden werden. Stattdessen sollte die Köhlbrandquerung die verkehrlichen Bedarfe der Zukunft bestmöglich abbilden.“
Als Vertreter einer wirtschaftsnahen Partei machte Kruse zudem deutlich, dass er von dem Wunsch der Grünen zum Bau eines Radweges wenig hält: „Der Fokus sollte bei der Stärkung der Hauptschlagader des Hafens auf automatisierten Wirtschaftsverkehren liegen und nicht auf Fahrradstreifen.“
Wie das Abendblatt bereits berichtete, hat die Köhlbrandbrücke im Jahr 2030 ihre Lebensdauer erreicht. Als Ersatz sind eine neue Brücke oder ein Tunnel im Gespräch. Dieser wäre zwar um bis zu 500 Millionen Euro teurer, würde aber auch wesentlich länger halten als die Brücke und im Gegensatz zu ihr keine hohen Instandhaltungskosten nach sich ziehen.