Hamburg. Immer mehr Menschen in Hamburg erwerben die lauten Gartenhelfer. Was man beim Kauf beachten sollte.
Allein die etwa 250.000 Bäume an den Straßen der Hansestadt werfen im Herbst schätzungsweise 15.000 Tonnen Laub ab. Mit dem ersten Herbststurm am Dienstag ist die Menge der Blätter, die auf Straßen, Geh- und Radwege herabregnet, noch einmal sprunghaft angewachsen. Rechnet man noch das Laub hinzu, das in Parks, auf öffentlichen und privaten Grundstücken niedergeht, dürfte die gesamte Laubmenge in Hamburg locker das Doppelte erreichen. Die Stadtreinigung setzt derzeit bis zu 250 Laubbläser ein, um Straßen und Gehwege von den Blättern zu befreien. Doch auch in privaten Gärten kommen die umstrittenen Geräte immer häufiger zum Einsatz. Das Geschäft mit Laubbläsern boomt. Was Käufer wissen sollten:
Wie sieht der Markt für Laubbläser aus?
Zu den großen Laubbläser-Produzenten zählen Bosch aus Stuttgart, Stihl aus Waiblingen (Baden-Württemberg) und der japanische Konkurrent Makita. Genaue Umsatz- und Absatzzahlen gibt es nicht. Allerdings ist der Markt für die Laubbläser in den vergangenen Jahren stark gewachsen. „Das liegt vor allem daran, dass immer mehr Privatpersonen im heimischen Garten zu den Laubbläsern greifen“, sagt ein Branchenkenner. „Die Nachfrage nach diesen Geräten ist tatsächlich hoch“, bestätigte ein Bosch-Sprecher dem Abendblatt.
Gerade im Herbst würden Laubbläser gut verkauft. Schließlich handele es sich um ein zyklisches Geschäft. Und Bosch stellt noch einen anderen Trend fest: Das Akkusegment wachse stark. Denn diese Geräte könnten vom Kunden besonders komfortabel – ohne Elektrokabel – bedient werden. Eine Entwicklung, die bei Bosch auch gut fürs Geschäft ist. So berichtete die Bosch-Sparte Power Tools, zu der auch Laubbläser zählen, zuletzt im Sommer 2017 von einem Rekordumsatz.
Das ist bei anderen Herstellern ebenso: Nach Angaben des Industrieverbands Garten (IVG), gab es 2017 bei Elektro- und Akkuwerkzeugen ein Wachstum um mehr als 70 Prozent. Besonders gefragt seien Heckenscheren, Rasentrimmer und Laubsauger gewesen. Gerade in privaten Gärten, aber auch bei professionellen Anwendungen sei der Akku inzwischen eine echte Alternative zu Geräten mit Verbrennungsmotor, so der Industrieverband.
Welche Gerätetypen werden angeboten?
Unterschieden wird nach Art des Antriebs und nach den Funktionen, die das Gerät ermöglicht. Am leistungsstärksten, aber mit oft mehr als 100 Dezibel auch am lautesten und teuersten sind Laubbläser mit Verbrennungsmotor. Geräte mit Elektromotor, die per Kabel mit Strom versorgt werden, verlieren an Bedeutung, weil sie eher unpraktisch sind. Von privaten Nutzern werden beide Antriebsarten zunehmend durch Geräte mit Lithium-Ionen-Akkus ersetzt.
Beim Norderstedter Gartentechnik-Fachgeschäft Meyer’s Mühle, das fast zwei Dutzend Modelle führt, heißt es: „Die leistungsstarken Akkus haben dem Verkauf einen ordentlichen Schub gegeben.“ Auf dem Markt sind reine Laubbläser und sogenannte 3-in-1-Geräte, die sich vom Bläser zum Sauger umschalten oder umrüsten lassen. Die angesaugten Blätter werden gehäckselt und in einem Sack gesammelt. Der muss häufiger mal entleert werden.
Zu welcher Tageszeit dürfen Laubbläser eingesetzt werden?
Laut Bundesimmissionsschutzgesetz dürfen besonders laute Geräte wie Laubbläser oder Motorsensen nur zwischen 9 und 13 Uhr und zwischen 15 und 17 Uhr in Betrieb sein. Für geräuschreduzierte Geräte gelten erlaubte Einsatzzeiten von 7 bis 20 Uhr. Die Stadtreinigung versucht nach Angaben eines Sprechers, in den Morgenstunden hauptsächlich mit ihren etwa 170 geräuschärmeren, akkubetriebenen Bläsern zu arbeiten.
Sind die Blätter durch Regen schwer und verklebt und machen Gehwege und Fahrbahnen rutschig, sind aber auch die 80 stärkeren und lauteren Geräte mit Verbrennungsmotor schon am Morgen im Einsatz. Die Verwendung von Laubbläsern und -saugern in privaten Gärten hält die Stadtreinigung grundsätzlich für „nicht sinnvoll“.
Wie teuer sind die Geräte?
Bläser mit bis zu 20 Volt starken Akkus kosten je nach Hersteller ab etwa 120 und bis zu 350 Euro. Für Geräte mit Akku ab 36 Volt werden Preise zwischen 250 und etwa 800 Euro aufgerufen. Laubbläser mit Verbrennungsmotor kosten ab etwa 350 Euro, für Profigeräte sind mehr als 1000 Euro fällig.
In einem aktuellen Test der Do-it-yourself-Zeitschrift „Selbst ist der Mann“ in Kooperation mit dem TÜV erhielten bei den stärkeren Akkubläsern die Geräte von Husqvarna und Dolmar die Note „sehr gut“. Bei Geräten mit geringerer Akku-Leistung waren die Bläser von Stihl und Worx die Testsieger mit der Note „gut“.
Welche Alternativen gibt es?
Da ist zunächst einmal der gute, alte Laubrechen. Größere Mengen Blätter auf ausgedehnteren Flächen lassen sich für gewöhnlich sehr gut mit dem normalen Rasenmäher aufnehmen. Laubbläser können dagegen beim Entfernen von Laub aus Beeten oder von Kiesflächen gegenüber Rechen und Rasenmäher von Vorteil sein. Ist das Laub feucht, verklebt und schwer, kann das allerdings die haushaltsüblichen Bläsertypen ebenfalls überfordern.
Wie bewerten Umweltverbände die Geräte?
Paul Schmid vom Hamburger Landesverband des BUND nimmt kein Blatt vor den Mund. „Die Dinger sind die Pest“, sagt er. Das große Problem sei der Schaden, den die Geräte, die mit Luftgeschwindigkeiten von mehr als 200 und bis zu 300 Kilometer pro Stunde blasen, im Ökosystem Garten anrichten. „Spinnen, Insekten, kleine Säuger – bei solchen Windgeschwindigkeiten überlebt fast nichts“, sagt er.
Ob Laubbläser oder Laubsauger und -häcksler, mache da keinerlei Unterschied. Schmid rät zum Einsatz eines Laubrechens. „Das sollte jeder Besitzer eines durchschnittlich großen Hamburger Grundstücks schaffen.“ Und das Beste für das Ökosystem Garten sei, das zusammengeharkte Laub als Winterabdeckung unter Hecken und auf Beeten zu verteilen.