Bargteheide. Welche Geräte eignen sich am besten, wie kann Laub ökologisch sinnvoll weiterverwendet werden? Ein Leitfaden für Gartenbesitzer.
Auch wenn das Wetter sich dieser Tage manchmal mehr nach Altweibersommer anfühlt: Der Herbst ist längst da. Und das sowohl nach meteorologischer als auch kalendarischer Lesart. Damit stellt sich vor allem für Gartenbesitzer die grundsätzliche Frage, wie sie mit dem abfallenden Laub umgehen sollen. Entsorgen, liegen lassen oder kompostieren? Wie kann der Spagat zwischen einem gepflegten Garten und dem, was ökologisch sinnvoll ist, gelingen? Das Abendblatt hat Jörn Andresen in seiner Bargteheider Gartenbaumschule besucht und sich von dem Experten hilfreiche Tipps in Sachen Laub geholt.
Soll das Laub einfach auf dem Rasen liegen bleiben?
Feste Laubsorten wie Kastanie eignen sich nicht dafür, da sie lange liegen bleiben und so dafür sorgen, dass Luft und Sonnenstrahlen nicht zu den Grashalmen vordringen. Die Blätter von Walnussbaum und Eiche ebenfalls nicht wegen des Gehalts an ätherischen Ölen beziehungsweise Gerbsäure. Bleiben sie liegen, nimmt der Rasen Schaden und zeigt schnell gelbliche Flecken. Feinere Blätter wie Ahorn, Linde, Eberesche, Hasel, Erle und Birke zergehen dagegen recht gut. Ist die Laubmenge gering, schadet sie dem Rasen auch nicht.
Kann Laub im Garten sinnvoll weiterverwendet werden?
„Generell ist es gut, wenn man das Laub in den natürlichen Kreislauf zurückgibt“, sagt Jörn Andresen. Kleine Laubhaufen in geschützten Ecken dienten Tieren wie dem Igel als Unterschlupf. Gewächse wie die winterharte Fuchsie, Stauden, Kamelien und generell Spätsommerblüher könnten mit einer Kompostlaubschicht über dem Ballen vor Kälte geschützt werden. Sogar Eichenlaub kann noch sinnvoll eingesetzt werden, wenn es unter Rhododendren geschaufelt wird, denn diese mögen die Gerbsäure und profitieren von der zusätzlichen Frostschutz-Schicht. Pflanzkübel werden mit einem Drahtkorb umgeben und in die Schicht dazwischen Blätter gefüllt. Auch Hochbeete können mit Laubschichten verfüllt werden.
Was tun mit dem Laub, das nicht liegenbleiben sollte?
Eichen- und Walnussblätter am besten in der Biotonne entsorgen. Wer keine hat, kann auf Bioabfallsäcke zurückgreifen. Sie bestehen aus Papier, sind kompostierbar, werden ausschließlich für die Straßensammlung verwendet und können nicht auf dem Recyclinghof abgegeben werden. Pro Stück kosten sie 3,80 Euro, erhältlich im Einzelhandel oder bei den Recyclinghöfen. Bei Letzteren werden größere Mengen Grünabfälle gegen Gebühr angenommen. Eine andere Möglichkeit ist das Kompostieren im eigenen Garten.
Welche Möglichkeiten der Kompostierung gibt es?
Ob Flächenkompostierung, Komposthaufen oder geschlossene Komposter; alle drei Arten sind gleichermaßen sinnvoll. Jörn Andresen: „Ideal für die Flächenkompostierung ist ein geschütztes Areal unter einem Nadelbaum oder einer Stelle, wo Zweige relativ weit herunterhängen.“ Dadurch werde die Verteilung des Materials im Garten unterbunden. Die Mischung aus Reisig- und Laublagen, dazwischen ein Komposter und das Ganze bis zu 40 Zentimeter hoch über drei bis vier Meter verteilt – fertig. Zum Vermeiden von Fäulnis sei eine gute Belüftung erforderlich, daher empfehle sich eine wiederholte Auflockerung der Schichten. Das entfällt bei geschlossenen Kompostern, bei denen es aber umso mehr auf die korrekte Schichtung ankommt. Dafür ist die Kompostierung wesentlich schneller.
Welche Geräte eignen sich am besten zum Laubsammeln?
„Für die Umwelt ist das Rechen ganz klar am besten“, weiß Jörn Andresen. Auf dem großen Gelände seiner Baumschule kommen zusätzlich Laubbläser zum Einsatz, aber solche mit Akkus, die weniger Lärm machen. „Die machen dann Sinn, wenn man die Blätter damit in die Ecken treibt.“ Wer sie verwende, solle einen Atemschutz tragen, um den aufgewirbelten Staub nicht einzuatmen. Allergiker sollten dabei besondere Vorsicht walten lassen. Laubgreifer sind eine Art an den Händen getragene Schaufeln. Wer sie benutzt, sollte aber möglichst keine Rückenprobleme haben: Zum Aufnehmen der Laubmengen ist Bücken unerlässlich. Laubsauger kann Jörn Andresen weder empfehlen, noch nutzt er sie. „Die häckseln alles und zerstören Kleinstlebewesen, außerdem sieht man unter Büschen beispielsweise gar nicht, was man da so alles hineinsaugt.“
Was ist, wenn Laub vom Nachbargrund herüberweht?
Das ist schlicht und einfach Pech. Fliegen oder fallen die Blätter vom Nachbargrundstück auf angrenzendes Gebiet, ist derjenige in der Pflicht, auf dessen Grund sie liegen. Der Nachbar kann nicht zum Wegräumen oder Entsorgen herangezogen werden.
Wer ist zuständig für die Räumung der Gehwege?
Die Eigentümer anliegender Häuser sind verpflichtet, Gehwege in begehbarem Zustand zu halten und daher von Blättern freizuräumen. Das betrifft auch Bäume am Straßenrand, die nicht dem Grundstücksbesitzer, sondern der Stadt oder der Gemeinde gehören. In der Regel übertragen die Kommunen die Räumpflicht an die Eigentümer angrenzender Grundstücke. Wohnungseigentümer wiederum können diese Pflichten an die Mieter übertragen, müssen dies aber zuvor im jeweiligen Mietvertrag festgelegt haben.
Welche Laubbäume verlieren die Blätter im Herbst nicht?
Als Alternative für alle, die sich das herbstliche Laubsammeln ersparen, auf Blattgrün im Garten aber nicht verzichten wollen, nennt Jörn Andresen Stechpalmen. „Die sind immergrün und werfen nur wenig Blätter ab.“ Auch Glanzmispel, Kirschlorbeer und Liguster werden im Winter nicht kahl. Doch der Herbst bringt nicht nur Laub, sondern ist auch die ideale Zeit für einen Neubeginn. Ab Ende September startet die Gartenplanung fürs kommende Jahr, denn jetzt ist Pflanzzeit. Andresen erläutert die Vorteile so: „Der Boden hat noch die Wärme gespeichert und die neu gesetzten Pflanzen nehmen die Winterfeuchtigkeit mit.“