Hamburg. Das Unternehmen will weitere Filialen eröffnen. Die Budni-Expansion sieht Geschäftsführer Werner gelassen.
Der Mann lebt Marketing. Nicht nur, dass Christoph Werner bei der Drogeriemarktkette dm für diesen Bereich in der Geschäftsführung zuständig ist. Der 45-jährige hat die Rolle des Verkäufers für „unsere Kunden“ quasi verinnerlicht. Bei der Jahresbilanz in Hamburg spricht er lange von „Spitzenwerten bei Kundenbefragungen“, „nachhaltigen Produkten“ und immer wieder von den Bedürfnissen der Kunden, die man perfekt befriedigen möchte – selbstverständlich auch in Hamburg. Im Vergleich zum Platzhirschen Budnikowsky, der in der Metropolregion über gut 180 Filialen verfügt, erinnert der Konkurrent aus Karlsruhe mit 22 Filialen und knapp 400 Mitarbeitern in der Hansestadt noch an ein scheues Reh.
„Aber Hamburg ist für uns eine wichtige Stadt, und wir wollen hier wachsen“, sagt Werner. Im vergangenen Geschäftsjahr ist dm mit drei neuen Filialen in Blankenese, Neugraben-Fischbek und auf St.Pauli an den Start gegangen. In den kommenden Monaten soll es weitere Eröffnungen geben. Der Standort Altona steht bereits fest, in anderen Stadtteilen befindet man sich noch in der Suchphase. „Es ist eben nicht mehr so einfach, gute Lagen zu finden“, sagt Werner. Schließlich wolle man beim Standort „keine Kompromisse“ eingehen. Eine Zielmarke für die Hansestadt will er nicht nennen. Neben einer guten Lage müsse man auch ausreichend Personal rekrutieren. „Das wird immer schwieriger.“
dm in Hamburg sehr klein
Dass der Drogeriegigant dm mit bundesweit 41.300 Mitarbeitern, knapp 2000 Filialen und 8,1 Milliarden Euro in Hamburg so klein ist, liegt in einer früheren Partnerschaft mit Budnikowsky begründet. Viele Jahre lang verkaufte das Hamburger Familienunternehmen die dm-Eigenmarken, im Gegenzug verzichtete der süddeutsche Wettbewerber auf eine Expansion an der Elbe. Doch damit ist es schon länger vorbei. „Budni hat sich damals entschieden, uns auszulisten“, blickt Werner zurück. Und fügt an: „Jeder muss selbst sehen, wie er zu seinem Glück kommt“. Aus Partnern wurden Wettbewerber. Eine Konkurrenz, die sich seit Kurzem nicht mehr nur auf die Metropolregion Hamburg beschränkt.
Denn Budni strebt erstmals in seiner langen Geschichte über Norddeutschland hinaus. Dazu haben die Hamburger im Mai eine Gesellschaft mit Deutschlands größtem Lebensmittelhändler Edeka gegründet, in der Einkauf, Verwaltung und Logistik zusammengeführt wurden. Erst vor wenigen Wochen eröffnete der erste Budni in Berlin. Sorgen würden ihm die Expansionsgelüste der Hamburger nicht bereiten, sagt Werner selbstbewusst. „Wir beobachten das aufmerksam.“ Die Budni-Filiale am Prenzlauer Berg habe er sich sogar schon persönlich angeschaut. „Ein neues Geschäftskonzept erkenne ich da aber nicht“, so der dm-Geschäftsführer. Er sei „sehr gespannt“, was die Hamburger noch vorhaben. Schließlich seien alle Wettbewerber in der Branche dabei, die „Filiale der Zukunft“ zu erfinden.
Verschmelzung von Onlinehandel und stationärem Verkauf
Auch dm ist auf der Suche nach der perfekten Verschmelzung von Onlinehandel und stationärem Verkauf. So laufen bereits viele Mitarbeiter in den Filialen mit hauseigenen Smartphones herum, auf denen ihnen unter anderem wichtige Informationen zu den Produkten im Regal angezeigt werden, die sie wissbegierigen Kunden auf Nachfrage mitteilen können.
Immerhin einen Umsatz im niedrigen dreistelligen Millionenbereich macht dm zudem über seinen Onlineshop, in dem mit 15.000 verschiedenen Produkten 2500 Artikel mehr als in den Filialen angeboten werden. Sogar in China ist man auf einer Onlineplattform aktiv, kooperiert dort mit dem Handelsgiganten Alibaba. Auf die Frage, ob das Unternehmen online bereits Gewinn erwirtschafte, antwortet Werner ausweichend: „Das kommt darauf an, wie man rechnet.“ Ohnehin zeigt sich die 1973 von Werners Vater Götz gegründete Drogeriemarktkette beim Blick auf das betriebswirtschaftliche Ergebnis zugeknöpft. „Die Rendite ist angemessen“, sagt Christoph Werner – mehr nicht.
Er redet eben lieber über „unsere Kunden“ und möchte ihnen immer mehr „individualisierte Angebote“ unterbreiten. Als er dies erläutert, blickt er über den Tellerrand des reinen Verkäufers hinaus, formuliert – zumindest in Ansätzen – unternehmensübergreifende Strategien. Ob er sich schon warmläuft für den Chefposten in der Geschäftsführung? Die Frage stelle sich derzeit nicht, sagt er. Schließlich ist der aktuelle Chef Erich Harsch erst 56. Und wenn die Nachfolgedebatte akut wird? „Spannende Aufgaben sind immer interessant“, sagt Werner.