Hamburg. Betriebsräte fordern den Erhalt aller elf Filialen in der Hansestadt nach der geplanten Fusion der Konzerne.

Zwischen den beiden Flaggschiffen von Karstadt und Galeria Kaufhof in der Hamburger Mönckebergstraße liegen gerade mal 300 Meter. Jahrzehntelang waren die Häuser vor allem Konkurrenten um die Gunst der Kunden. Jetzt geht die Angst vor der Schließung eines der beiden Traditionshäuser um. Nach der vereinbarten Fusion der beiden Warenhauskonzerne haben die Hamburger Betriebsräte jetzt einen Forderungskatalog vorgelegt. In einer gemeinsamen Erklärung verlangen sie, Investitionen in den weiteren Ausbau beider Marken, die Sicherung der Arbeitsplätze sowie Tarifbindung für alle Beschäftigten.

„Sogenannte Doppelstandorte sind doppelte Chancen und decken ein breiteres Spektrum beim Kunden ab. Gerade in einer Stadt wie Hamburg, mit Hafen und boomenden Tourismus, haben alle Standorte ihre Berechtigung. Sogenannte Effizienzgewinne sind in diesem Zusammenhang der Verzicht auf Umsatz und Wachstum“, heißt es in dem Papier, das dem Abendblatt vorliegt. In der Hansestadt gibt es sechs Karstadt-Häuser, drei Filialen von Karstadt Sports. Galeria Kaufhof betreibt noch zwei Standorte. Zusammen mit dem Lebensmittel- und Gastronomiegeschäft sind in Hamburg etwa 1400 Beschäftige von der Fusion betroffen. Insgesamt sind es 32.000 Mitarbeiter.

Joint Venture geplant

Die Pläne für den Zusammenschluss liegen derzeit bei den Aufsichtsbehörden. Geplant ist die Gründung eines Joint Ventures mit 243 Standorten in Europa, bei dem die Karstadt-Mutter Signa unter Führung des österreichischen Unternehmers René Benko 50,01 Prozent der Anteile hält, die kanadische Kaufhof-Mutter HBC ist mit 49,99 Prozent beteiligt. Hintergrund ist das veränderte Kaufverhalten, vor allem auch die Konkurrenz mit dem Onlinehandel. Kaufhof hatte zuletzt mit finanziellen Turbulenzen zu kämpfen, während Karstadt inzwischen wieder Geld verdient. Erklärtes Ziel ist es, durch die Zusammenlegung Kosten zu sparen.

Die Hamburger Betriebsräte kritisieren auch die unzureichende Informationspolitik der Konzernleitungen. Die Mitarbeiter beider Unternehmen seien „in massive Zukunfts- und Existenzängste gestürzt und müssen trotzdem tagtäglich für die Kunden gute Arbeit leisten“. Die Zukunft der Kaufhäuser in Deutschland könne aber nur mit den Beschäftigten erfolgreich gestaltet werden, heißt es der Resolution. „Der Wettbewerb mit den Onlinehändlern setzt nicht nur klare Konzepte, welche mit den Beschäftigten entwickelt werden, sondern mehr und nicht weniger Service, mehr und nicht weniger Fachberatung, mehr und nicht weniger Personal voraus.“

Kritik von Ver.di

Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di hat sich massiv gegen eine Verschmelzung der Unternehmen ausgesprochen. „Beschäftigungs- und Standortsicherung sowie die Tarifbindung von Karstadt und Galeria Kaufhof sind notwendig und möglich. Innovative Verkaufskonzepte lassen sich nur mit einer ausreichenden Zahl von Beschäftigten umsetzen, die Respekt und vor allem auch materielle Anerkennung für ihre Leistung erfahren“, sagt Heike Lattekamp, Landesfachbereichsleiterin Handel in Hamburg. Gemeinsam mit Betriebsräten, mit Beschäftigten und Ver.di müsse ein tragfähiges Zukunftskonzept entwickelt werden.

Immobilienunternehmer René Benko, Chef der Karstadt-Mutter Signa, hat den Warenhaus-Coup eingefädelt
Immobilienunternehmer René Benko, Chef der Karstadt-Mutter Signa, hat den Warenhaus-Coup eingefädelt © picture alliance / Eventpress

Karstadt und Galeria Kaufhof äußern sich nicht zum weiteren Vorgehen. Sie warten das Ergebnis der Prüfung der Aufsichtsbehörden ab, das nicht vor November erwartet wird. Signa-Chef René Benko hatte sich in der vergangenen Woche in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ Gerüchten über einen bevorstehenden Jobabbau widersprochen. „Es wird nicht zu Massenschließungen kommen.“ Natürlich müsse saniert werden, „aber wir werden wie bisher um jede Filiale kämpfen“.