Hamburg. Sieben Führungskräfte sind weg. Personalrat warnt vor Verlust an klugen Köpfen. Verstimmungen zwischen Präsidium und Kammerplenum.

Der Handelskammer Hamburg gehen zunehmend die Führungskräfte von der Fahne. Nachdem die langjährige Geschäftsführerin und Leiterin des Geschäftsbereichs International, Corinna Nienstedt, ihren Abschied bekannt gegeben hat – sie wechselt ins Staatsamt der Stadt – wurde der Ausstieg weiterer Spitzenkräfte bekannt. So räumt der Bereichsleiter für Marketing und Kommunikation, Christoph Herting, Ende des Monats seinen Posten, ebenso die Chefin des Bereichs Finanzen, Dienstleistungen und Cluster sowie Geschäftsführerin des Finanzplatzes Hamburg, Gabriele Rose. Der Leiter der Abteilung für migrantische Unternehmen Toufic El Masri ist bereits weg. Das gilt auch für den bisherigen Personalchef Werner Pahl.

Zuvor waren es der Leiter der Stabsstelle Presse, Jörn Arfs, und der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Ulrich Brehmer. Sie alle haben Aufhebungsverträge mit zum Teil hohen Abfindungen geschlossen. Hintergrund ist eine Neustrukturierung der Führungsebene des Hauptamtes in der Handelskammer, die zu einem Abbau zahlreicher Geschäftsbereiche geführt hat. Das von der Wahlgruppe „Die Kammer sind WIR!“ besetzte Präsidium will die Ausgaben des Hauses straffen und die Summe der Mitgliedsbeiträge bis 2023 von rund 40 auf dann 20 Millionen Euro senken. Dazu wird fast jede vierte Stelle gestrichen.

„Risiko eines Brain-Drain“

Der von der W-Gruppe unabhängige Kammerplenarier und Geschäftsführer der Haspa, Niels Pirck, spricht inzwischen von einem „Brain-Drain“ – also einer Abwanderung kluger Köpfe – weil die Kammer vor allem langjährige Führungskräfte verlassen, die der Organisation zu ihrer wirtschaftspolitischen Bedeutung verholfen haben. „Die neue Handelskammerführung ist weiter mit der Abrissbirne unterwegs“, sagte er. „Es scheint das systematische Ziel zu sein, die Interessenvertretung der Hamburger Wirtschaft durch den personellen Aderlass der vergangenen Monate zu schwächen. Denn ein inhaltliches oder personelles Konzept zur Neuausrichtung ist einfach nicht erkennbar.“

Ähnlich äußert sich die Personalvertretung der Handelskammer: „Wir sehen das Risiko eines Brain-Drain sehr konkret schon deshalb, weil die Zahl der Vollzeitstellen von derzeit rund 260 auf 230 Ende 2019 gesenkt werden soll“, sagte Stephan Klatt-Wenderodt, der stellvertretende Vorsitzende des Personalrats. „Es wird bislang nicht deutlich, wohin sich die Handelskammer Hamburg inhaltlich entwickeln soll. Das verunsichert die Mitarbeiter.“ Die Kammerführung selbst sagte: „Zu Interna äußern wir uns nicht. Aber von Brain-Drain kann keine Rede sein. Die Fluktuation liegt bei unter zehn Prozent“, sagte eine Sprecherin.

Unterdessen haben die in den Aufhebungsverträgen ausgehandelten Abfindungen dem Vernehmen nach zu Verstimmungen zwischen dem Präsidium und Teilen des Kammerplenums sowie der Hauptgeschäftsführerin Christi Degen geführt. Der Vorwurf: Die Abfindungen seien nicht mit dem Präsidium abgestimmt worden.