Hamburg. „Mehr als ein Affront“: Sohn des Firmenchefs geht gegen Plan des Vaters vor, den Kaffeeröster-Erben Andreas Jacobs zu adoptieren.

Der Streit um die Nachfolge von Albert Darboven an der Spitze des Hamburger Kaffeerösters J.J. Darboven geht in die nächste Runde. Nachdem der Firmenchef Anfang Juli öffentlich bestätigte, dass er den Investor Andreas Jacobs aus der einstigen Bremer Kaffee-Dynastie Jacobs adoptieren und ihm eine „wichtige Funktion“ im Unternehmen übertragen will, hat Albert Darbovens Sohn Arthur nun nach eigenen Angaben Einspruch gegen die beim Amtsgericht Hamburg-Blankenese beantragte Adoption eingelegt.

„Ich werde im Rahmen des Adoptionsverfahrens sämtliche mir zur Verfügung stehenden juristischen Möglichkeiten ausschöpfen“ teilte Darboven auf Anfrage dem Abendblatt mit. Nach dem Gesetz dürfe eine Adoption dann nicht ausgesprochen werden, wenn diese „überwiegenden Interessen der Kinder“ entgegenstehe, sagte Arthur Ernesto Darboven dem Magazin „Capital“. Dies sei aber hier der Fall. „Es tut weh zuzusehen, wie jemand adoptiert wird, um den eigenen Sohn zu verhindern. Wir machen völlig unnötig einen großen Wert kaputt“, so Darboven. Er bekräftigte: „Unsere Familie steht bereit, die Nachfolge meines Vaters anzutreten.“

„Langjährige tiefe Freundschaft“

Albert Darboven, der sich dazu nicht äußern wollte, hält mit 57,5 Prozent der Anteile die Mehrheit an dem Traditionsunternehmen, das am Markt mit Marken wie Idee Kaffee, Mövenpick, Eilles oder Alberto auftritt und allein am Hauptsitz in Hamburg mehr als 450 Beschäftigte hat. Die restlichen 42,5 Prozent liegen bei Arthur Darboven, seinen beiden Cousins Arndt und Behrendt Darboven sowie seiner Tante Helga Darboven. Die vier hatten in einem „offenen Brief“ an Albert Darboven appelliert, von dem Adoptionsplan abzusehen. Dessen Hintergrund: Nach den Firmenstatuten darf nur ein Familien-mitglied die Leitung übernehmen.

Albert Darboven erklärte im Juli, seine Frau Edda und ihn verbinde mit Jacobs (54), dessen Familie ihren Kaffee-Konzern bereits 1990 verkaufte, nicht nur eine „langjährige tiefe Freundschaft“, man schätze ihn auch als „herausragenden Unternehmer“. Weiter hieß es in der Erklärung des 82 Jahre alten Firmenpatriarchen mit Blick auf Jacobs: „Wir wünschen uns, dass er unser Lebenswerk in allen Bereichen fortsetzt.“

Unterschiedliche Vorstellungen

Arthur Darboven (54) hingegen schied bereits zum Jahreswechsel 2008/2009 aus dem Betrieb aus. „Im Rahmen der Zusammenarbeit von mir und meinem Vater Albert Darboven für das Familienunternehmen haben wir an einzelnen Stellen eine unterschiedliche Vorstellung zur strategischen Ausrichtung des Unternehmens entwickelt“, sagte Arthur Darboven jetzt dazu dem Abendblatt. Bald nach dem Rückzug aus der operativen Firmenleitung wurde er Mitinhaber des Hamburger Rohkaffeehändlers Benecke Coffee.

Ungeachtet der damaligen Differenzen mit dem Vater sagt er nun: „J.J. Darboven ist auch ein Teil meines Lebenswerks.“ Er habe viele Jahre in dem Unternehmen mitgearbeitet und unter anderem mit der erfolgreichen Fair-Trade-Marke Café Intencíon eigene Akzente gesetzt. Statt dies zu würdigen, habe man ihn bei J.J. Darboven sogar aus der Firmenhistorie gestrichen, wie Arthur Darboven gegenüber „Capital“ sagte: „In der Chronik auf unserer Homepage tauche ich nicht mehr auf. Vor ein paar Jahren war ich noch drin, jetzt gibt es mich dort nicht mehr.“

Zerrüttetes Verhältnis

Dies stimmt nur zum Teil: In den Texten zu dem im Internet dargestellten Zeitstrahl wird der Mitgesellschafter tatsächlich nicht erwähnt. In der gleich daneben online abrufbaren Festschrift zum 150. Firmenjubiläum im Jahr 2016 findet sich aber folgender Eintrag: „1994–2008 – Arthur Ernesto Darboven wirkt erfolgreich im Familienunternehmen.“ Und weiter heißt es dort: „2016 feiert das Unternehmen mit den Gesellschaftern Albert, Arthur, Arndt und Behrendt Darboven das 150-jährige Jubiläum mit einem Senatsempfang im Hamburger Rathaus.“ Dieser – offenbar vorab formulierte – Text ist unzutreffend. Denn nachdem der Firmenchef unmittelbar vor der Feier erklärte, er denke nicht daran, in absehbarer Zeit einem Nachfolger Platz zu machen, blieb Arthur Darboven dem Festakt damals demonstrativ fern.

Zum Verhältnis zu seinem Vater sagte er jetzt dem Abendblatt: „Seit etwa einem Jahr gibt es keinen direkten Kontakt. Selbst geschäftlich wird nur indirekt kommuniziert.“ J.J. Darboven kaufe „seit geraumer Zeit“ auch keinen Rohkaffee mehr von Benecke Coffee. Arthur Darboven erneuerte gegenüber „Capital“ die Position der vier Minderheitsanteilseigner im Hinblick auf die Nachfolge im Hamburger Traditionsunternehmen: „Wenn Herr Jacobs Chef und Mehrheitsgesellschafter von Darboven würde, wäre das für uns mehr als ein Affront.“

Gütliche Einigung möglich?

Zugleich betonte Arthur Darboven aber seine Bereitschaft, mit dem Vater doch noch eine gütliche Einigung zu finden: „Er ist der Chef der Firma, und wenn er weitermacht, bis er 100 Jahre alt ist, soll er das bitte tun. Wir wollen lediglich mit meinem Vater reden und die Zukunft gemeinsam gestalten.“