Hamburg. Nur so kann er ihm die Führung der Kaffee-Dynastie übertragen. Familie reagiert mit offenem Brief: Man könne Jacobs nicht akzeptieren.

In Unternehmerfamilien geht es nicht immer harmonisch zu – Porsche, Bahlsen oder Oetker haben Beispiele dafür geliefert, wie man unter Verwandten besser nicht miteinander umgehen sollte. Zwar werden die Zwistigkeiten meist hinter verschlossenen Türen ausgetragen. Doch in der Hamburger Traditionsfirma J.J. Darboven bricht der Streit um die Nachfolge von Albert Darboven als Chef des Kaffeehandelshauses mit Marken wie Idee Kaffee, Mövenpick, Eilles oder Alberto nun ganz offen aus.

„Wir sind in tiefer Sorge um dieses Unternehmen“, heißt es in einem am Wochenende verbreiteten „Offenen Brief“ an den 82-Jährigen Familienpatriarchen. Unterzeichner sind sein Sohn Arthur Ernesto Darboven sowie Helga Darboven, Witwe des früheren Mitgesellschafters Herbert H. Darboven, und dessen zwei Söhne Arndt und Behrendt Darboven. Seit 1866 sei die Firma „seriös von Familienhand“ geführt worden, schreiben die vier, die nach eigenen Angaben zusammen 42,5 Prozent der Anteile halten, doch nun drohe „ein Bruch mit den Werten des Unternehmens und der Familie Darboven.“

Albert Darboven will den Investor Andreas Jacobs adoptieren

Andreas Jacobs
Andreas Jacobs © dpa | Uli Deck

Anlass dieses ungewöhnlichen Alarmrufs ist dem Brief zufolge der Plan Albert Darbovens, den Investor Andreas Jacobs, 54, zu adoptieren, um ihm später die Führung der Firma übertragen zu können – denn sie darf den Statuten gemäß nur innerhalb der Familie weitergegeben werden. Jacobs entstammt ebenfalls einer Familie mit langjähriger Tradition im Kaffee-Geschäft, sein Vater Klaus Jacobs verkaufte es aber bereits 1990 an den US-Konzern Philip Morris. Andreas Jacobs leitete zunächst rund 15 Jahre lang die Familienholding, die unter anderem ins Schokoladengeschäft eingestiegen war, ist seit 2015 aber von Hamburg aus als Investor tätig.

Diese Familiengeschichte verwenden die vier Unterzeichner des offenen Briefes nun gegen Jacobs: „Uns Darbovens liegt der Kaffee im Blut, was wir bei Dr. Jacobs bezweifeln müssen.“ Außerdem habe es „bislang keine enge Bindung von Herrn Dr. Jacobs an unser Haus“ gegeben – im Gegenteil: „Die geschäftlichen Beziehungen verliefen in der Vergangenheit alles andere als reibungslos, was sogar in einem Gerichtsverfahren zum Ausdruck kam.“

„Wir können Dr. Jacobs nicht als Familienmitglied akzeptieren"

Arthur E. Darboven, Unternehmer und Mitinhaber des Kaffeehandelshauses J. J. Darboven
Arthur E. Darboven, Unternehmer und Mitinhaber des Kaffeehandelshauses J. J. Darboven © dpa | Jens Kalaene

Arthur, Helga, Arndt und Behrendt Darboven beziehen in ihrem Schreiben eine ganz klare Position: „Wir können vor diesem Hintergrund Dr. Jacobs nicht als Familienmitglied akzeptieren, die beabsichtigte Adoption dient rein geschäftlichen Interessen.“

J.J. Darboven müsse mit Weitsicht geführt werden und dürfe „kein Spielball für profitsuchende Investoren sein.“ Weiter heißt es zu der Adoption: „Wir warnen unseren Vater/Onkel daher eindringlich vor diesem Schritt und gehen auf ihn zu.“ Die vier Darbovens schlagen stattdessen vor, ihrerseits „das Unternehmen auch in fünfter Generation fortzuführen. Wie es der Gesellschaftsvertrag vorsieht.“