Hamburg. Der Hafenkonzern schlug im vergangenen Jahr 8,1 Prozent mehr Container um. Doch Anleger zweifeln, dass das Wachstum anhält.

Manchmal ist die Börse ein ungerechter Ort. Da legt die Vorstandsvorsitzende der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), Angela Titzrath, blitzsaubere Geschäftszahlen für das vergangene Jahr vor, doch die Anleger danken es ihr nicht – und der Kurs rutscht sogar ab. Eine überraschende Entwicklung, für die es jedoch Erklärungen gibt. Aber der Reihe nach.

Am Donnerstag hat die HHLA ihr vorläufiges Ergebnis für das Jahr 2017 präsentiert, und es fällt durchaus positiv aus. Ein boomender Containerumschlag hat dem größten deutschen Hafenbetrieb mehr Umsatz und Gewinn beschert.

Konzernweit stiegen die Erlöse um gut sechs Prozent auf 1,25 Milliarden Euro. Der operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte um gut fünf Prozent auf 173 Millionen Euro zu. Ohne die Einmalausgaben in Höhe von 25 Millionen Euro für einen Organisationsumbau und zur Stärkung der Altersversorgung, wäre der Gewinn sogar noch höher ausgefallen.

8,1 Prozent mehr Standardcontainer

Bergauf ging es vor allem durch Zuwächse beim Umschlag der Container im Hafen und beim Containertransport auf Straße und Schiene. An den HHLA-Terminals wurden 7,2 Millionen Standardcontainer (Twenty-foot Equivalent Unit, kurz TEU) umgeschlagen. Das sind 500.000 Boxen oder 8,1 Prozent mehr als 2016.

Besonders deutlich, nämlich sogar um 8,3 Prozent wuchs der Umschlag in Hamburg auf 6,9 Millionen TEU. Am zweiten Standort in der ukrainischen Hafenstadt Odessa stieg das Volumen nur leicht um 3,4 Prozent auf 300.000 Container. Der Containertransport auf Straße und Schiene wuchs um fünf Prozent auf 1,5 Millionen TEU.

„Die HHLA blickt auf ein außerordentlich erfolgreiches Geschäftsjahr 2017 zurück“, wertete Unternehmenschefin Titzrath diese Ergebnisse. Dem wachsenden Welthandel, „dem Vertrauen unserer Kunden und eigenen Anstrengungen“ sei es zu verdanken, dass die HHLA ihre Marktposition gefestigt und teilweise ausgebaut habe. Das ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil der Hauptkonkurrent der HHLA, der Containerterminal Eurogate im gleichen Zeitraum beim Containerumschlag in Hamburg einen Einbruch um 25,6 Prozent auf 1,7 Millionen TEU verkraften musste. Vergleicht man die absoluten Zahlen, hat die HHLA 2017 in etwa das hinzugewonnen, was Eurogate verloren hat.

Eurogate verlor zuletzt wichtige Kunden

Die Gründe sind bekannt: Im Zuge der Konsolidierung am Schifffahrtsmarkt gab es in der jüngeren Vergangenheit zahlreiche Reederei-Fusionen, neue Allianzen wurden gegründet. Eurogate hat im Zuge dessen in Hamburg mit den chinesischen Reedereien China Shipping und Cosco zwei wichtige Kunden verloren. Zuerst fusionierten diese Gesellschaften, dann traten sie dem Reedereibündnis Ocean Alliance bei. Diese Allianz aber wird beim Konkurrenten HHLA abgefertigt und beschert ihm den Umschlagsboom.

Die Aktionäre befürchten jedoch, dass dieser Boom nicht anhalten wird. Am Donnerstag gab der Kurs der HHLA-Aktie trotz der guten Jahreszahlen um mehr als zwei Prozent nach. Einen noch viel deutlicheren Einbruch erlebte die Aktie im November 2017. Nachdem sie seit Jahresbeginn um 60 Prozent zugelegt hatte, reduzierte sich der Kurswert damals schlagartig um zehn Prozent. Zuvor hatte das Analysehaus Kepler Chevreux den Anlegern den Ausstieg aus der HHLA-Aktie empfohlen. Auch Warburg Research und andere Analysten rieten zum Verkauf. Seitdem bröckelt der Kurs.

Was HHLA-Anleger abschreckt

Eines der Hauptargumente der Analysten ist, dass die HHLA die Umschlagszugewinne durch die Reedereiverschiebungen im vergangenen Jahr in diesem Jahr nicht wird wiederholen können. Es könnte sogar noch schlimmer kommen: Ein großer HHLA-Kunde, die Reederei Hamburg Süd, gehört seit Dezember 2017 zum dänischen Reederei-Konzern Maersk. Dieser ist eng mit Eurogate verbunden, so dass davon auszugehen ist, dass die Schiffe der Hamburg Süd künftig beim HHLA-Konkurrenten abgefertigt werden.

Zudem hat der Hamburger Hafen mit weiteren Widrigkeiten zu kämpfen. Allen voran die immer noch ausstehende Elbvertiefung, die das Geschäft der HHLA nicht einfacher macht. Zudem erschwert die begrenzte Durchfahrtshöhe der Köhlbrandbrücke eine bessere Auslastung des Containerterminals Altenwerder. Schließlich ist der Druck der Konkurrenzhäfen sehr hoch. Rotterdam hat mit der Maasvlakte II ein weiteres Terminal in Betrieb und versucht die Reedereien mit Niedrigstpreisen dafür zu gewinnen. All das schreckt HHLA-Anleger erst einmal ab.

„Es mag sein, dass Aktionäre verkaufen, um Gewinne mitzunehmen“, sagt Wolfgang Donie, Analyst der Nord LB zum aktuellen Kursverlust. „Hauptgrund ist aber, dass die HHLA im vergangenen Jahr stark gewachsen ist. Und das wird sie in diesem Jahr nicht in gleicher Größenordnung fortsetzen können.“ Titzrath selbst schweigt noch dazu, wie es weitergeht: einen Ausblick für 2018 wird es erst Ende März, bei der Vorlage der testierten Bilanz geben.