Berlin/Hamburg. Zunehmend entscheiden sich Deutsche für einen Urlaub auf dem Schiff. Die beliebtesten Reiseziele und die Vorlieben der Älteren.

So viele Bundesbürger wie noch nie haben im vergangenen Jahr eine Kreuzfahrt unternommen. Rund 2,2 Millionen Passagiere aus Deutschland zählten die Reedereien 2017. Das ist im Jahresvergleich ein Wachstum von 8,4 Prozent und ein Rekordergebnis, teilten der Kreuzfahrtverband Clia und der Deutsche Reiseverband (DRV) am Donnerstag auf der Reisemesse ITB in Berlin mit. „Reisen auf dem Wasser ist eine Erfolgsgeschichte“, sagte DRV-Präsident Norbert Fiebig.

„Zwischen 2007 und 2017 hat sich die Zahl der Kreuzfahrtgäste aus dem deutschen Markt fast verdreifacht“, sagte Karl J. Pojer, Chef von Hapag-Lloyd Cruises und Clia Deutschland. „2018 erwarten wir dank neuer Schiffe zusätzliche Kapazitäten.“ Das Wachstum war deutlich höher als in den anderen westeuropäischen Ländern. Deutschland bleibt damit auch die größte Kreuzfahrtnation in Europa.

Kreuzfahrten: Nordeuropa vor Mittelmeer

Nach gemeinsamen Erhebungen der Verbände Clia und IG River Cruise waren die meisten deutschen Hochseepassagiere in Nordeuropa (28,1 Prozent) unterwegs, dicht gefolgt von Zielen im Mittelmeerraum (25,7 Prozent). Weiterhin sind Reisen durch die Karibik, zu den Kanaren und durch die Ostsee beliebt. Weniger gefragt waren dagegen Reisen nach Afrika, in den Nahen/Mittleren Osten und Asien. Unter den 20- bis 39-jährigen Kreuzfahrtgästen war die Karibik mit 20,6 Prozent das beliebteste Ziel 2017. Dahinter folgen Kreuzfahrten zu Zielen im afrikanischen Kontinent und „Orient-Kreuzfahrten“ durch den Mittleren Osten.

Ziele in Asien waren bei den über 50-Jährigen (72,5 Prozent) besonders beliebt. Das Ergebnis fällt noch deutlicher bei Weltreisen aus – insgesamt 95 Prozent dieser Kreuzfahrten machen Deutsche, die 50 Jahre oder älter sind.

Grund für die stetig wachsende Nachfrage bei Kreuzfahrten sei auch die Verfügbarkeit der Reiseangebote, erklärte Pojer: „Deutsche verreisen über das ganze Jahr verteilt.“ Von Januar bis März sind die Kanaren und die Karibik wichtigste Reiseziele, um dem heimischen Winter zu entkommen.

Stark frequentierte Häfen sollen entlastet werden

50 Prozent aller Karibik- und 42 Prozent aller Kanaren-Kreuzfahrten werden in diesem Zeitraum gebucht. Im Sommer stehen Reisen auf der Ostsee mit 64 Prozent besonders hoch im Kurs. Insgesamt ist das dritte Quartal wegen der warmen Sommermonate in Europa und den Schulferien die beliebteste Reisezeit der Deutschen. Auf den Herbst und Winter entfallen 26 Prozent des gesamten Passagieraufkommens.

Im Jahr 2017 freuten sich auch Reiseveranstalter von Flusskreuzfahrten über steigende Kundenzahlen, sagte Daniel Buchmüller, Verbandspräsident von IG River Cruise. Auf europäischen Flüssen steigerte sich das Passagieraufkommen um 4,9 Prozent auf 1,42 Millionen Reisende. Mit einem Ticketerlös von knapp 501 Millionen Euro, sei 2017 ein neuer Rekord erreicht worden. Dafür sind aber auch höhere Reisekosten verantwortlich. Die Tagesrate einer Flusskreuzfahrt übertrifft mit 155,57 Euro das Niveau von 2016 um fast sieben Euro.

„Wachstum hat aber nicht immer nur positive Auswirkungen“, sagte Fiebig mit Blick auf Nachhaltigkeit in der Reisewirtschaft. Vor allem während der Hochsaison gebe es viele stark frequentierte Hafenstädte. „Entzerrung“, sowohl räumlich als auch zeitlich, sei dagegen die Antwort auf überfüllte Metropolen. Reisebüros, Reiseveranstalter und die Reedereien sollten dafür sorgen, Routen zu verlagern, die Nebensaison attraktiver zu machen oder bestimmte Hotspots zu weniger üblichen Zeiten anzufahren, forderte Fiebig.

Der Umweltverband Nabu hatte im Vorfeld der ITB der Kreuzfahrbranche Untätigkeit bei der Reduzierung schädlicher Abgase und der Verwendung von giftigem Schweröl vorgeworfen. Pojer wies das zurück und entgegnete, dass zukünftig hergestellte Kreuzfahrtschiffe auch aus ökologischer Sicht moderner aufgerüstet werden sollen.

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