Hamburg. Warum Aral, Shell und Jet bald Hühnerbrust und Zucker anbieten. Für die Tankstellenketten wird das Shopgeschäft immer wichtiger.
Es gab eine Zeit da waren Tankstellen einfach nur Tankstellen. Und eine Zeit, da waren Tankstellen die beste Möglichkeit, nach Ladenschluss noch Bier und Zigaretten zu kaufen. Doch jetzt werden Tankstellen immer mehr zum kleinen Supermarkt, in dem man auf dem Heimweg noch schnell ein bisschen Hackfleisch, ein Glas Babynahrung oder ein Fertiggericht kaufen kann. Und große Namen des deutschen Lebensmittelhandels wie Edeka und Rewe helfen dabei mit.
„Der Kampf ums Tankstellengeschäft ist in vollem Gange“, urteilt das Branchenfachblatt „Lebensmittel Zeitung“. Allein Aral will bis 2022 an bis zu 1000 Tankstellen Mini-Supermärkte unter dem Logo Rewe ToGo eröffnen.
Moderner Tante-Emma-Laden
Das Angebot in einer bereits umgebauten Aral-Tankstelle in Düsseldorf erinnert an einen modernen Tante-Emma-Laden. Nichts für den großen Wochenendeinkauf, aber gut, um schnell eine Kleinigkeit für unterwegs oder zum Abendessen zu kaufen. Neben Getränken und Fertiggerichten kann der Kunde auch Zucker, Nudeln, frische Hühnerbrust oder ein Glas Brei bekommen.
Wobei die Preise zumeist etwas und manchmal deutlich höher sind als im Supermarkt. Warum arbeitet Aral mit Rewe zusammen? Aral-Sprecher Detlef Brandenburg stellt eine Gegenfrage: „Wem würden Sie als Kunde mehr Vertrauen beim Thema Lebensmittelkompetenz schenken: Aral oder Rewe?“
Shopkonzept Spar-Express
Aral ist nicht allein. Konkurrent Jet baut auf Edeka und lockt bereits an rund 420 Tankstellen mit dessen Shopkonzept Spar-Express und dem Motto „Günstig shoppen wie im Supermarkt“. Shell testet zurzeit an fünf Tankstellen in Nordrhein-Westfalen eine Zusammenarbeit mit dem niederländischen Einzelhändler Albert Heijn.
Esso probiert mit dem Großhändler Lekkerland, der bislang die Belieferung von Tankstellen dominierte, dessen neues Shopkonzept „Frischwerk“ aus, das laut Eigenwerbung ganze Brotlaibe und Kuchen und auch „Zahnpasta, Nutella oder Klopapier“ an der Tanke anbietet. Bei Erfolg will Lekkerland es allen seinen Tankstellenkunden anbieten.
Nachts ist Nutella an der Tankstelle teurer
Für die Tankstellenketten wird das Shopgeschäft immer wichtiger. Mehr als 60 Prozent des Einkommens wird laut Aral inzwischen im Shop erwirtschaftet. Dessen Bedeutung könnte noch zunehmen, denn die Einnahmen aus dem Kraftstoffverkauf werden mit der Umstellung auf E-Mobilität eher sinken.
Auch für die Lebensmittelhändler ist das Geschäft attraktiv. Während im klassischen Geschäft ein harter Verdrängungswettbewerb herrscht, bieten sich an den Tankstellen noch Wachstumschancen und die Möglichkeit Neues zu testen. In einem der „Frischwerk“-Testmärkte von Lekkerland soll es in absehbarer Zeit flexible Preise geben. In der Nacht, wenn Supermärkte geschlossen haben, sollen einige Artikel teurer verkauft werden als tagsüber. Bei Benzin ist das ja schon normal.