Hamburg. Das Hamburger Unternehmen will die Übernahme von 200 Sky-Märkten blockieren. Kritik am Bundeskartellamt.

Noch ist die Einigung im Streit um Kaiser’s Tengelmann nicht unter Dach und Fach, da bahnt sich zwischen den beiden größten deutschen Supermarktketten Edeka (Hamburg) und Rewe (Köln) der nächste Konflikt an. Edeka hat beim Oberlandesgericht Düsseldorf Beschwerde gegen die Entscheidung des Bundeskartellamts eingelegt, dem Rivalen die Übernahme von 200 Supermärkten der Handelskette Coop in Norddeutschland zu erlauben. Ein Sprecher des Gerichts bestätigte am Dienstag gegenüber dem Abendblatt den Eingang der Beschwerde.

Nach Einschätzung von Edeka habe das Bundeskartellamt bei der Genehmigung nicht durchgehend die gleichen Maßstäbe angelegt wie im Fall Kaiser’s Tengelmann, hieß es zur Begründung in mit der Sache vertrauten Kreisen. Zwar hatten Rewe und Coop im Zuge des Genehmigungsverfahrens insgesamt elf Filialen an die mittelständische Bartels-Langness-Gruppe verkauft. Diese Einschnitte reichen Edeka offenbar nicht.

Direkt wollte sich das Unternehmen auf Anfrage des Abendblatts nicht zu den Hintergründen der Beschwerde äußern. Auch das Bundeskartellamt wollte den Schritt nicht kommentieren. Ein Rewe-Sprecher betonte, die Beschwerde sei „ebenso rechtlich unbegründet wie aussichtslos“.

Coop betreibt in Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg rund 200 Sky-Filialen und erzielte 2015 einen Umsatz von gut 1,2 Milliarden Euro. Rewe ist mit mehr als 6000 Filialen Deutschlands zweitgrößter Lebensmittelhändler – nach Spitzenreiter Edeka.

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Edeka AG, Markus
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Der Vorstandsvorsitzende der Edeka AG, Markus Mosa © dpa

Kartellamtspräsident Andreas Mundt hatte immer betont, bei der Bewertung der Übernahme von Coop durch Rewe seien die gleichen Prüfungen durchgeführt worden wie bei der geplanten Übernahme von Kaiser’s Tengelmann durch Edeka. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte sie genehmigt, dagegen war Rewe gerichtlich vorgegangen.

Bei den Verhandlungen über die Zukunft von Kaiser’s Tengelmann einigten sich Edeka und Rewe am Dienstag über die Aufteilung der Filialen. Abgeschlossen sind die Verhandlungen damit aber noch nicht. Nach wie vor offen sei der Kaufpreis, hieß es. Nach Einschätzung von Branchenexperten könnte die Beschwerde von Edeka im Fall Coop ein Druckmittel in den Verhandlungen sein.