Hamburg . Mirco Wolf Wiegert wird Alleininhaber der Hamburger Kultbrause. Sein Kompagnon Lorenz Hampl will reisen.
Dass die Gründer des Hamburger Getränkeherstellers Fritz-Kola sich gerade den Tag vor Weihnachten ausgesucht haben, um ihre Trennung offiziell bekannt zu geben, könnte ein Zufall sein. Mindestens genauso wahrscheinlich ist aber, dass die für ihre Verschwiegenheit bekannten Unternehmer die Feiertage zum Abtauchen nutzen wollten. Denn nach dem Ausstieg von Lorenz Hampl bleiben einige Fragen offen. Gesetzt ist allerdings, dass Mirco Wolf Wiegert ab sofort alleiniger Gesellschafter der Fritz-Konsumgüter GmbH ist. Mit der Übernahme der Anteile bleibe Fritz-Kola unabhängig, behalte die volle unternehmerische Gestaltungsfreiheit und werde nicht verkauft, teilte die zur Kultmarke avancierte Brause-Firma mit. Weitere Details wurden nicht genannt. Die Gründer waren für ein Gespräch nicht zu erreichen.
Als Studenten hatten Wiegert und Hampl, deren gemeinsames Konterfei auch das Firmenlogo ziert, 2003 mit 7000 Euro aus aufgelösten Bausparverträgen Fritz-Kola gegründet. Die beiden kannten sich schon aus Pfadfinder-Abenteuern. Jetzt waren sie auf der Suche nach einer neuen Cola, nur mit viel mehr Koffein. Die ersten Tester waren Studienkollegen. Ihren Markeneintritt inszenierte das Gründer-Duo dann äußerst clever und mit einer ordentlichen Portion Selbstironie als Kampf David gegen Goliath – sprich Weltmarktführer Coca-Cola. Inzwischen ist das Underdog-Projekt, das 2010 als Aufsteiger mit dem Hamburger Gründerpreis ausgezeichnet worden war, ein florierendes Unternehmen, und Fritz-Kola in Szenekreisen längst die angesagte Alternative zum großen Gegner.
Mitarbeiter vor vollendete Tatsachen gestellt
Nach 13 Jahren ist der gemeinsame Weg jetzt zu Ende. Nach Informationen des „Handelsblatts“ hatte Wiegert, der im Unternehmen bislang vor allem für den Vertrieb zuständig war, den Mitarbeitern am Donnerstag mitgeteilt, dass sein Kompagnon Fritz-Kola verlassen habe. Hampl, der zuletzt nach außen kaum noch auftrat, war schon gar nicht mehr erschienen. „Lorenz und ich haben diesen Übergang gemeinsam gut vorbereitet“, erklärte der neue Alleininhaber Wiegert. Man habe aber Mitarbeiter und Öffentlichkeit vor vollendete Tatsachen stellen wollen, um Klarheit zu schaffen.
Es sei „ein Übergang ohne Brüche, ohne dass ein Konzern dazwischen kommt“, sagte der 41-Jährige dem „Handelsblatt“. Lorenz Hampl verlässt Fritz-Kola demnach auf eigenen Wunsch. „Mit 40 Jahren haben wir jetzt Bergfest im Leben. Da stellt sich die Frage, ob man etwas Neues machen möchte“, so Wiegert. Sein bisheriger Partner will jetzt die Welt bereisen und sich erst in einigen Jahren neuen Projekten widmen.
Kritik an Vertriebsstrategie
Nach Unternehmensangaben war 2016 das erfolgreichste Jahr in der Fritz-Kola-Geschichte. Der Anteil des Europa-Geschäfts stieg demnach von 3,5 Prozent auf fünf Prozent. Konkrete Zahlen nennen die Brause-Brauer anders als andere in der aufstrebenden Branche, wie etwa Lemonaid, nicht. Laut „Bundesanzeiger“ lag der Gewinn 2014 bei 1,3 Millionen Euro. Wiegert erzählt immer wieder gern, dass die beiden Gründer nach drei Jahren von ihrer Firma leben konnten. Allerdings gab es auch immer wieder mal Kritik an der Vertriebsstrategie, die keinen Platz für kleinere Konkurrenten lasse.
Inzwischen bietet das Unternehmen, das jetzt Fritz-Kulturgüter GmbH heißt, verschiedene Limos, etwa mit Melone oder Orange sowie Schorlen und ein Mate-Getränk an. Zum Sortiment gehört auch die Marke Anjola, eine Ananas-Brause, die es schon seit den 1950er-Jahren gibt und die jetzt weiterentwickelt werden soll. „Hier können wir unseren Anspruch an Nachhaltigkeit durch die Kombination aus Bio und Fair Trade auf neue Weise lebendig werden lassen“, sagt Wiegert. Wichtig ist ihm, dass das Unternehmen weiterhin selbstständig bleibt. Damit spielt er auf die Übernahme von Bionade durch die Oetker-Tochter Radeberger an. Die Entwicklung des Vorreiters auf dem Markt der Trend-Getränke gilt in der Branche seitdem eher als mäßig.
Ob nach dem Ausstieg von Mitgründer Hampl ein neuer Partner bei Fritz-Kola einsteigen könnte, ist offen. Eins ist dem neuen Alleininhaber aber bei aller Verschwiegenheit wichtig zu betonen: Das bekannte Logo mit den beiden Gründer-Köpfen werde bleiben, wie es ist.