Hamburg. 500 Beschäftigte demonstrieren für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze nach der Übernahme durch den Weltmarktführer aus Dänemark.
Rund 500 Beschäftigte der Reederei Hamburg Süd haben am Rathausmarkt für den Erhalt der Arbeitsplätze bei dem Traditionsunternehmen demonstriert. Am Donnerstag hatte die Oetker-Gruppe den Verkauf der Reederei an den dänischen Weltmarktführer Maersk bekannt gegeben. „Wir Mitarbeiter wollen das nicht einfach so hinnehmen“, sagte Sabine Fischbach, Betriebsratsvorsitzende von Hamburg Süd. „Wir sind nicht gegen Maersk“, stellte sie klar.
4000 Jobs abgebaut
Aber die Dänen hätten allein in den vergangenen Monaten weltweit 4000 Jobs abgebaut. „Und Maersk-Chef Søren Skou hat gesagt, dass es für uns auf keinen Fall eine Arbeitsplatzgarantie geben wird“, so Fischbach: „Wir fordern die Familie Oetker auf, eine solche Garantie in die Verkaufsverträge aufzunehmen.“
Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) habe der Arbeitnehmervertretung von Hamburg Süd „100-prozentige Unterstützung zugesagt“, fügte Fischbach an. „Die Politik darf in dieser Sache nicht unbeteiligt bleiben“, verlangte Mathias Günther, der Betriebsratsvorsitzende der Reedereitochter Columbus Shipmanagement. Er forderte den Senat auf, sich jetzt „für den Erhalt des Schifffahrtsstandorts Hamburg stark zu machen.“
Denn es sei zu befürchten, dass diesem Standort mit der Übernahme von Hamburg Süd durch Maersk der Todesstoß versetzt werde. Nicht nur bei der Reederei selbst, sondern auch bei deren Zulieferern seien nun Arbeitsplätze bedroht, so Günther.
Deutsche Flagge in Gefahr
Auch sei durch die nun anstehende Transaktion die deutsche Flagge auf den Weltmeeren in Gefahr. Es müsse daher im Verkaufsprozess sichergestellt werden, dass es nicht zu weiteren Ausflaggungen von Schiffen kommt.
Die im Jahr 1871 gegründete Hamburger Reederei hat weltweit rund 6000 Mitarbeiter, davon gut 1000 in der Konzernzentrale in der Hansestadt. Maersk-Chef Skou hatte gesagt, dass er zwar die starke Marke Hamburg Süd erhalten wolle. Er hatte aber auch klargemacht, dass er sich aus der Übernahme „substanzielle Synergieeffekte“ erwartet.
Diese Perspektive macht den Mitarbeitern nun große Sorgen. Ausgerüstet mit Trillerpfeifen und Firmenflaggen, versammelten sich rund 500 von ihnen am Freitagvormittag am Firmengebäude an der Willy-Brandt-Straße und zogen anschließend in Richtung Rathausmarkt.
"So ein trauriges Ende"
Schifffahrtskaufmann Andreas Klaßen hatte sich eine rot-weiße Hamburg-Süd-Flagge umgehängt. Er kam, wie er sagt, Anfang der 1980er-Jahre als „Moses“, also als Schiffsjunge, zu dem Unternehmen. „Hamburg Süd war immer wie eine große Familie“, so Klaßen. „Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass das ein so trauriges Ende nimmt.“
Andreas Cimalla ist seit 18 Jahren bei der Reederei beschäftigt. „Wir sind besorgt, weil wir nicht wissen, was mit unseren Arbeitsplätzen passiert“, sagt er. Die Ungewissheit belastet ihn. „Wir haben Familien, wir müssen Mieten bezahlen, manche Kollegen haben Immobilienkredite abzutragen“, so Cimalla. Er ist sich klar darüber, dass seine eigene Stelle ein Opfer der von Skou in Aussicht gestellten Synergieeffekte werden könnte. „Ich arbeite in der IT-Abteilung“, so Cimalla, „aber Maersk hat auch einen großen IT-Bereich.“
Was wird aus den Arbeitsplätzen?
Die Beschäftigten von Hamburg Süd seien „mit Recht verunsichert über die Zukunft ihrer Arbeitsplätze“, sagte der Koordinator für Gewerkschaftskontakte der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Wolfgang Rose. Die Äußerungen der Maersk-Spitze, Hamburg Süd solle mit seinem Sitz und seinen Geschäften in Hamburg bleiben, seien zwar zu begrüßen. Aber die Erfahrung zeige, dass bei Zusammenlegungen ein Beschäftigungsverlust drohe, so Rose. Es müssten schnell Verhandlungen mit den Betriebsräten und der Gewerkschaft Ver.di geführt werden, um den Mitarbeitern Sicherheit zu geben.
Roland Heintze, Landesvorsitzender der CDU Hamburg, forderte vom Senat, alles zu unternehmen, um Maersk in Zukunft stärker an Hamburg zu binden. Denn durch den Verkauf von Hamburg Süd könne weiterer Umschlag vom Hamburger Hafen abwandern.