Hamburg. Mitarbeiter kaufen systematisch Sonderangebote bei Wettbewerbern und bieten die Ware selber an. Budni-Geschäftsführung ist entsetzt.

Kurioser Auswuchs des harten Wettbewerbs auf dem Drogerie-Markt: Die Mitarbeiter der Kette dm kaufen systematisch Sonderangebote bei der Konkurrenz auf und stellen diese in die eigenen Regale. Die Geschäftsführung bestätigt eine entsprechende Anweisung an Filialen, wie das Magazin "Focus" berichtet.

Seit Mitte November sollen die Aufkäufe des Marktführers bei Konkurrenten wie Rossmann, Müller oder Budnikowsky zur Strategie bei dm gehören. Focus bezieht sich auf eine interne Anweisung der dm-Zentrale in Karlsruhe an die rund 1800 Filialen in Deutschland, die dem Magazin vorliegt. Konkurrent Rossmann bestätigte dem Abendblatt das Vorgehen bei dm.

In Hamburg expandiert dm seit einigen Jahren deutlich und macht damit dem Platzhirsch Budnikowsky Konkurrenz, der praktisch ausschließlich im Norden vertreten ist. Knapp 20 Filialen unterhält der Drogerie-Filialist inzwischen in der Hansestadt.

"Die günstigste Einkaufsquelle nutzen"

Laut der schriftlichen Anweisung sollen bei dm „strategisch relevante Aktionsartikel bei Wettbewerbern“ eingekauft werden. „Hierzu wird zentralseitig eine Liste mit relevanten Artikeln montagsmorgens bereitgestellt“, heißt es in der Direktive. Das Schreiben enthält einen Link auf eine Seite im dm-Intranet, auf der die korrekte Verbuchung des „Fremdeinkaufs in den Filialbestand“ erläutert wird.

Christoph Werner, Geschäftsführer „Marketing + Beschaffung“ bei dm, bestätigte Abendblatt.de die neue Vorgehensweise: „Wir stellen unseren Kolleginnen und Kollegen in den Märkten Informationen zur Verfügung, die es ihnen ermöglichen, die günstigste Einkaufsquelle für ihren Markt zu nutzen", so der Sohn von Firmen-Gründer Götz Werner. "Diese Quellen können auch Wettbewerber sein, wenn diese Artikel unseres Sortiments zu einem Preis anbieten, der unter unserem Einkaufspreis beim Hersteller liegt“.

Die Preispolitik der Industrie sei für dm nicht transparent, ergänzte Werner gegenüber dem Abendblatt: "Wir dürfen aber davon ausgehen, dass die Wettbewerber nicht unter Einstandspreis verkaufen. Daher glauben wir nicht, dass unsere Wettbewerber durch unser Verhalten Nachteile in Kauf nehmen müssen."

Budni-Geschäftsführung entsetzt

Die Geschäftsführung von Budnikowsky ist entsetzt über das Vorgehen des Konkurrenten: "Wir finden das Verhalten von dm mehr als befremdlich. Die von dm betriebene Preispolitik treibt hier sehr seltsame Blüten. Mit der Entnahme von Aktionsangeboten in großen Mengen zum Zweck des Eigenverkaufs verschafft sich dm einen Vorteil auf Kosten unserer Kunden und bringt eine völlig neue Qualität in den Verdrängungswettbewerb. Wir halten diese Vorgehensweise für inakzeptabel und mit dem Verständnis des ehrbaren Kaufmanns für nicht vereinbar", sagt Christoph Wöhlke, Geschäftsführer von Budni.