Hamburg. Als erster internationaler Flughafen setzt Hamburg für Schlepper und Löschfahrzeuge auf synthetischen Diesel aus Abfällen.
Der Hamburger Flughafen macht einen Schritt hin zu mehr Umweltschutz. Ab sofort verwenden alle großen Fahrzeuge wie Schlepper, Enteisungswagen oder die Flugfeldlöschfahrzeuge Z8 synthetischen Diesel aus Abfallstoffen. Herkömmlicher fossiler Diesel wird nicht mehr genutzt. „Wir sind unseres Wissens nach weltweit der erste internationale Flughafen, der seine gesamte Boden-Dieselflotte künftig mit diesem innovativen Kraftstoff betankt“, sagte Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler im Terminal Tango. Die Tanks der Betriebstankstelle wurden schon umgestellt.
Hergestellt wird der Kraftstoff von der finnischen Firma Neste, die sich selbst als weltweit größten Produzenten von Biokraftstoffen bezeichnet. 2,6 Millionen Tonnen werden jährlich in Porvoo (Finnland), Rotterdam und Singapur hergestellt. Die Belieferung unter dem Namen C.A.R.E. Diesel übernimmt die Hamburger Firma Tool-Fuel.
Der Großteil der verwendeten Materialien stamme aus Altspeisefetten wie zum Beispiel aus Fritteusen, sagte Johannes Lehken, Leiter der Geschäftsentwicklung bei Neste. Keine direkte Verwendung finde Palmöl, das wegen des Abholzens großer Regenwaldflächen zur Anlage von Plantagen umstritten ist. Allerdings würden Nebenprodukte der Palmölgewinnung verwendet. In Abwasserbecken sammeln sich an der Oberfläche Fette, die abgeschöpft und eingesetzt werden. Abfallfette aus der Fisch- oder Fleischverarbeitung dürfen in einigen Ländern beigemischt werden, in Deutschland habe sich der Gesetzgeber aber gegen den Einsatz dieser Reststoffe ausgesprochen, so Lehken. Andreas Rieckhof, Staatsrat in der Wirtschaftsbehörde, lobte in seinem Grußwort: „Die Produktion des C.A.R.E. Diesel tritt nicht in Konkurrenz zur Produktion von Nahrungsmitteln.“
Kraftstoff wurde monatelang getestet
Neste beliefert mit dem Sprit die städtischen Flotten von San Francisco und San Diego, Busse von Google und Lieferwagen von UPS. Vor etwa 1,5 Jahren hätten Hersteller wie Volvo, Scania und PSA den Kraftstoff für den Einsatz in ihren Fahrzeugen freigegeben, an den Motoren müssten dafür keine Veränderungen vorgenommen werden. Auch in der Luftfahrt sammelten die Finnen Erfahrung. Am 15. Juli 2011 flog erstmals eine Lufthansa-Maschine mit Biokerosin. Von Hamburg ging es für den Airbus A321 nach Frankfurt. Auf mehr als 1000 Einsätzen gab es bisher keine Probleme.
Bis 2020 möchte der Flughafen mehr als die Hälfte der Boden-Fahrzeuge und 100 Prozent der Pkw-Flotte mit alternativen Energien antreiben. „Ein 1000-PS-Antrieb und eine 500-PS-Pumpe wie bei unserem riesigen Z8-Löschfahrzeug – so etwas ist derzeit nicht anders als mit Dieselantrieb zu schaffen“, sagte Eggenschwiler. Der synthetische Diesel sei daher ein guter Kompromiss. Vier Monate lang sei der Kraftstoff getestet worden, sagte Projektleiter Jan Eike Hardegen: „Alle Beteiligten waren von der Qualität begeistert.“ Die Bodenverkehrsdienste hätten deutlich weniger Ruß und Geruch bei leicht verringertem Verbrauch festgestellt. C.A.R.E. Diesel senke Stickoxide, Feinstaub, Kohlenstoffdioxid und Kohlenwasserstoffe. Auch das Startverhalten sei extrem gut. Das soll selbst im tiefsten Winter klappen. Bis minus 35 Grad sei der Sprit einsetzbar. Lehken: „Der Kraftstoff wird auch im Norden Finnlands eingesetzt und hat sich bewährt.“