Hamburg/Bremen . Eigentümer Peter Lürßen spricht im Abendblatt-Interview über die Konsequenzen aus dem Kauf der Hamburger Traditionswerft.

Es war eine große Überraschung, als am Mittwoch die Bremer Lürßen Werft die Übernahme des Hamburger Konkurrenten Blohm+Voss bekannt gab. Das Abendblatt bekam kurzfristig die Gelegenheit, dem geschäftsführenden Gesellschafter der Lürssen Werft. Peter Lürßen, Fragen zu dem Geschäft zu stellen. Er leitet die Geschicke des Bremer Unternehmens, das im Yacht- und Marineschiffbau tätig ist, gemeinsam mit seinem Cousin Friedrich Lürßen.

Warum haben Sie – nach der gescheiterten Übernahme vor fünf Jahren – nun doch Blohm+Voss übernommen?

Peter Lürßen: Wir sind nach wie vor davon überzeugt, mit einer Übernahme der Hamburger Werft in unsere Unternehmensgruppe unser Leistungsspek­trum von Reparatur- und Refit-Aktivitäten für Yachten, Marine- und kommerzielle Schiffe zu verstärken sowie das Neubaugeschäft von Marineschiffen innerhalb der Unternehmensgruppe Lürssen abzurunden und unseren Kunden damit noch bessere Bedingungen anbieten zu können. Zudem ist der Standort Hamburg für viele Kunden sehr attraktiv.

Beim ersten Übernahmeversuch 2011 gab es in Hamburg insbesondere bei Betriebsräten erhebliche Vorbehalte gegen das Lürssen-Angebot. Sie befürchteten einen starken Arbeitsplatzabbau. Wollen Sie die Jobs in Hamburg erhalten oder sogar ausbauen?

Als verantwortungsbewusstes Familienunternehmen haben wir uns bei unseren Übernahmen auch davon leiten lassen, den Standort perspektivisch und im Interesse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auslasten zu können. Das haben wir bislang auch geschafft, und wir sind zuversichtlich, dass uns dies auch in Zukunft mit dem weiteren Standort in Hamburg gelingen wird.

Stimmen und Meinungen zum Verkauf von Blohm + Voss

Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos)

Die Übernahme ist eine große Chance für den maritimen Standort Hamburg. Damit wird der Werftbetrieb auf ein solides Fundament für die Zukunft gestellt. Es ermöglicht Blohm+Voss, neue Kunden zu gewinnen und dadurch dauerhaft Beschäftigung am Standort Hamburg zu sichern. Blohm+Voss und der Schiffbau in Hamburg haben wieder eine Perspektive.

Jens Meier, Hamburgs Hafenchef

Das ist eine geniale Entscheidung. Ich habe die Lürssen Werft schon mehrfach besucht und konnte mich dort von der exzellenten Qualität überzeugen. Die Übernahme stärkt den Hamburger Hafen und das maritime Cluster.

Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste:

Für Blohm+Voss ist das eine gute Nachricht, aber wir erwarten nun nähere Informationen, wie der Standort weiter entwickelt werden soll, vor allem im Hinblick auf die Beschäftigung und die Arbeitsplätze.

Anjes Tjarks, Vorsitzender der Grünen in der Bürgerschaft

Ein erfahrenes und bereits lange geschäftlich verbundenes Unternehmen wie Lürssen ist nahezu ein idealer strategischer Partner. Jetzt geht es darum, die beiden Puzzleteile gut zusammenzufügen. Wenn dies gelingt, wird sich die Übernahme sehr positiv auf den Kundenstamm sowie die langfristige Planbarkeit bei Blohm+Voss auswirken. Dies kann auf die ganze maritime Wirtschaft ausstrahlen.

Rüdiger Kruse, Beauftragter für maritime Wirtschaft der CDU/CSU-Bundestagsfraktion

 Die Entscheidung für die Lürssen-Gruppe kann als Gewinn für den norddeutschen Raum gesehen werden, die Kompetenzen strategisch bündelt und auch die Wertschätzung der Leistung und Erfahrung der Mitarbeiter im Auge hat. Den Schiffbaustandort Deutschland wird dieser Zusammenschluss langfristig stärken.

Joachim Seeler, hafenpolitischer Sprecher der SPD in der Bürgerschaft:

Der Zusammenschluss bietet Blohm+Voss eine verlässliche Perspektive. Insofern ist dieser Schritt aus Hamburger Sicht zu begrüßen. Schon in der Vergangenheit haben sich beide Unternehmen bei zahlreichen Projekten ergänzt und gut zusammengearbeitet.

Norbert Hackbusch, hafenpolitischer Sprecher der Linken in der Bürgerschaft:

Die Übernahme gibt Anlass zur Besorgnis. Das Yachtgeschäft droht in Bremen zentralisiert zu werden. Hamburg dagegen droht zur Rüstungsschmiede zu werden. Lürssen ist immerhin einer der größten Rüstungslieferanten für menschenrechtsverletzende Regime wie das von Saudi-Arabien.

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Lürssen ist der erfolgreichste Yachtbauer Deutschlands. Wie kann Blohm+Voss davon profitieren?

Inwieweit wir den Standort zukünftig zur Fertigung von Yachten nutzen werden, wird vor allem von der Marktentwicklung abhängen und ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu beantworten.

Wird der Name Blohm+Voss erhalten bleiben und langfristig auch der Werftenstandort Hamburg?

Blohm+Voss, dessen Name fortgeführt wird, bleibt ein eigenständiges Unternehmen mit eigener Ergebnisverantwortung und eigenem Management.