Bremen. Wirtschaftssenator begrüßt den Verkauf, durch den Blohm+Voss wieder eine Perspektive für die Zukunft habe. Die Hintergründe.
Das Bremer Familienunternehmen Lürssen und die Hamburger Werft Blohm+Voss gehen in Zukunft gemeinsame Wege. Die Bremer Schiffswerft übernimmt den Hamburger Konkurrenten mit seinen 1000 Mitarbeitern, „um insbesondere das Leistungsspektrum von Reparatur und Refit-Aktivitäten für Yachten, Marine- und kommerzielle Schiffe zu verstärken sowie das Neubaugeschäft von Marineschiffen innerhalb der Unternehmensgruppe Lürssen abzurunden“, wie das Unternehmen mitteilte.
Die Kaufeinigung mit dem bisherigen Eigentümer von Blohm+Voss, den Fonds des britischen Private-Equity-Investors Star Capital Partners, erfolgte am vergangenen Wochenende. „Mit Blohm+Voss übernehmen wir eine Werft, die über vielseitig einsetzbare Fazilitäten an einem strategisch günstigen Standort verfügt. Diese wollen wir in Zukunft nutzen, um unser aktuelles Angebot an Reparatur- und Refit-Leistungen abzurunden und unseren Kunden noch bessere Servicebedingungen anbieten zu können", erklärt Peter Lürßen, Geschäftsführender Gesellschafter der Lürssen Maritime Beteiligungen GmbH & Co. KG, zu den Hintergründen der Übernahme.
Übernahme muss noch durch Kartellbehörden genehmigt werden
„Zusätzlich möchten wir die Kompetenzen und Erfahrungen der Werft und ihrer Mitarbeiter im Neubau komplexer Marineschiffe nutzen, um deren Fertigung am Hamburger Standort fortzuführen. Inwieweit wir den Standort zukünftig zur Fertigung von Yachten nutzen werden, wird vor allem von der Marktentwicklung abhängen und ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu beantworten“, so Lürßen.
Der Fonds Star Capital Partners hatte Blohm+Voss 2011 von ThyssenKrupp erworben, nachdem ein Verkauf an arabische Ölscheichs geplatzt war. Schon damals hatten die Briten deutlich gemacht, dass sie nur ein Engagement auf Zeit vorsahen. Einzelne Teile wurden rasch weiterverkauft. Lediglich die beiden Bereiche Blohm+Voss Shipyards und Blohm+Voss Repair verblieben im alten Unternehmen. Sie wurden zuletzt im April zu Blohm+Voss GmbH in einer Einheit zusammengeschlossen.
Stimmen und Meinungen zum Verkauf von Blohm + Voss
Übernahme sei eine große Chance für den maritimen Standort Hamburg
Die 1875 gegründete Lürssen Werft mit Sitz in Bremen Vegesack sieht hingegen ein langfristiges Engagement bei Blohm+Voss vor. Sie hatte sich bereits damals um Blohm+Voss beworben, war mit ihrem Angebot aber nicht zuletzt an dem Widerstand der Betriebsräte in Hamburg gescheitert. Sie plädierten zwar für einen strategischen Investor, befürchteten aber erhebliche Entlassungen, da Lürssen Doppelfunktionen abbauen wollte. Über den Kaufpreis wollen die Beteiligten nicht reden. Die Übernahme muss auch erst noch durch Kartellbehörden genehmigt werden.
Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) begrüßte die Übernahme von Blohm+Voss durch Lürssen. "Sie ist eine große Chance für den maritimen Standort Hamburg", sagte er. "Damit wird der Werftbetrieb auf ein solides Fundament für die Zukunft gestellt." Es ermögliche Blohm+Voss, neue Kunden zu gewinnen und dadurch dauerhaft Beschäftigung am Standort Hamburg zu sichern. Horch: "Mir war und ist es immer ein ganz besonderes Anliegen, Blohm+Voss am Standort Hamburg zu sichern. Das geht nur mit einem verlässlichen, strategischen Partner, der über eine solche Expertise verfügt, wie die Lürssen-Werft."
Gerade für einen international bedeutenden Hafenstandort sei es wichtig, das maritime Know-How zu erhalten, so Horch. "Blohm+Voss ist nicht nur eine Traditionswerft, sondern ein wesentlicher Baustein für den Schiffbau in ganz Deutschland. Ich habe jede Gelegenheit genutzt, mich für diese Lösung und vor allem für eine Fortführung der Werft einzusetzen." Durch den Verkauf an Lürssen hätten Blohm+Voss und der Schiffbau in Hamburg wieder eine Perspektive für die Zukunft.