Lürssen aus Bremen kauft Blohm+Voss. Eine Übernahme, die Sinn ergibt
Am Ende siegt nun doch die Vernunft. Hamburgs Traditionswerft Blohm+Voss wird vom Bremer Schiffbauer Lürssen übernommen. Bereits vor mehr als fünf Jahren hatten die Eigentümer von Lürssen ein Angebot für Blohm+Voss vorgelegt. Doch die damaligen Besitzer und Top-Manager der Hamburger lehnten die Offerte nicht nur brüsk ab, sie streuten auch bewusst Fehlinformationen, welche die Bremer in ein äußerst schlechtes Licht rückten. Sogar der Betriebsrat wurde von der Chefetage instrumentalisiert, um Stimmung gegen Lürssen zu machen. Und die Hamburger Politik? Sie schwieg lieber, als sich für die Werftenfusion im Norden starkzumachen.
Versagt haben damals viele; der lachende Dritte war der britische Finanzinvestor Star Capital, der über keinerlei Expertise im Schiffbau verfügte, aber den Zuschlag für Blohm+Voss bekam. Was genau Eigentümer, Manager und Betriebsrat damals zu dieser unrühmlichen Allianz gegen Lürssen bewogen hat, bleibt im Reich der Spekulationen. Macht und Geld dürften aber keine allzu kleine Rolle gespielt haben.
Seit 2011 sind alte Manager gegangen, neue gekommen – und das Geschäft für Blohm+Voss ist nicht einfacher geworden. Auf die stetig wiederholten Ankündigungen, endlich mal wieder in Hamburg eine Yacht bauen zu wollen, folgten unter Star Capital keine Taten. Während Lürssen seine Traumschiffe für Milliardäre aus dem Ausland abarbeitete, blieb Hamburg nur das Träumen – und das kleinere Reparaturgeschäft.
Mittlerweile ist der Markt für teure Yachten deutlich umkämpfter als im Jahr 2011. Vor allem die Zahl der russischen Neureichen, die solche schwimmenden Luxus-Spielzeuge bestellen, hat sich infolge von Wirtschaftsboykott und -krise drastisch reduziert. Deshalb lässt Lürssen zunächst auch offen, ob Hamburg in der neuen norddeutschen Werftengruppe ein wichtiger Standort für den Bau von Yachten werden wird. Dies hängt selbstverständlich von der Entwicklung der Nachfrage ab.
Die Bremer locken derweil mit einem anderen Aufgabenbereich – dem Marineschiffbau. Bereits heute arbeitet Lürssen mit Blohm+Voss bei der Konstruktion und Fertigung von Fregatten eng zusammen. Weitere Marineschiffe sollen nach der Übernahme folgen. Ein Arbeitsfeld, auf dem die Belegschaft in Hamburg eine hohe Expertise aufweist und international einen exzellenten Ruf genießt.
Die Grundlage für einen erfolgreichen norddeutschen Werftenverbund mit mehr als 2800 Beschäftigten, in dem Blohm+Voss eine wichtige Rolle spielt, ist geschaffen. Was am Ende aus dem fast 140 Jahre alten Hamburger Schiffbauer wird, wie er sich in dem neuen Verbund und gegen die weltweite Konkurrenz behaupten kann, wird aber nicht nur von der Leistung der Beschäftigten – vor allem des Managements – abhängen, sondern auch von der allgemeinen Marktentwicklung, die man gerade im krisenerprobten Schiffbau nicht voraussagen kann.
Fest steht: Mit Lürssen hat Blohm+Voss nun den Käufer gefunden, der in der Vergangenheit bewiesen hat, wie man einen Schiffbauer erfolgreich durch schwierige Zeiten führt. Sicherlich kann man, abhängig von der Branchenentwicklung, auch einen Abbau von einem Teil der Arbeitsplätze in Hamburg nicht ausschließen. Aber Lürssen wird definitiv nicht – wie so mancher Finanzinvestor – nur die Kosten drücken wollen, um Blohm+Voss dann in ein paar Jahren gewinnbringend wieder zu verkaufen.
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