Hamburg. Laut einer Umfrage ist Auftragslage bei den norddeutschen Metallbetrieben so schlecht wie seit dem Jahr 2011 nicht mehr.

Die Stimmung in der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie verdüstert sich zusehends. Fast die Hälfte der Unternehmen meldet die schlechteste Auftragslage seit fünf Jahren, wie die Frühjahrsumfrage des Arbeitgeberverbands Nordmetall in Zusammenarbeit mit weiteren Verbänden ergab. „Nach der konjunkturellen Seitwärtsbewegung der vergangenen drei Jahre sehen wir nun die Gefahr einer deutlichen Eintrübung der Geschäftslage unserer Metall- und Elek­troindustrie“, sagte Nordmetall-Präsident Thomas Lambusch am Dienstag in Hamburg. Auch der Flugzeugbau habe seit Herbst eine erheblich schlechtere Geschäftslage.

Ein Viertel der Unternehmen plant mit Blick auf die aktuelle Situation eine Verringerung des gegenwärtigen Personals. Annähernd 40 Prozent der Befragten klagen über hohe Arbeitskosten sowie eine Überregulierung. Knapp ein Fünftel plant deshalb Produktionsverlagerungen ins Ausland, so das Ergebnis der Umfrage, die Nordmetall zusammen mit dem Allgemeinen Verband der Wirtschaft Nord (AGV) und drei weiteren Arbeitgeberverbänden bei 660 Unternehmen mit 150.000 Beschäftigten durchgeführt hat.

Tarifabschluss gerade noch verantwortbar

Die Unterschiede zwischen den Branchen seien enorm, sagte Lambusch. Zwar gebe es nach wie vor einige Leuchttürme, etwa im Automobilbereich, und auch die Zukunftsaussichten der Werftindustrie seien nicht düster. „Im Maschinenbau ist die fortwährende Talfahrt jedoch unübersehbar“, so der Nordmetall-Präsident. Insgesamt gingen Kapazitätsauslastung und Auftragsbestand erheblich zurück. Mit nur 82,6 Prozent erreicht die Kapazitätsauslastung den schlechtesten Wert seit dem Frühjahr 2010. Mit 49 Prozent haben die Unternehmen die Auftragslage seit 2010 nicht mehr kritischer beurteilt, so das Ergebnis der Umfrage.

Für die Verschlechterung der Stimmung sieht Lambusch mehrere Gründe. Die Krise der Schwellenländer, der schwächelnde Markt in China und der niedrige Ölpreis würden den stark exportorientierten Unternehmen zu schaffen machen. Die unsichere politische Lage in vielen Teilen der Welt verstärke den Effekt. Hinzu kommen laut Lambusch hausgemachte Probleme: Die Arbeitskostenlast steige weiter. „Die Politik tut nach wie vor viel zu wenig, um die Investitionsbedingungen zu verbessern“, klagt Lambusch. „Gleiches gilt für den zögerlichen Ausbau der digitalen Infrastruktur, die lahmende Vermittlung digitaler Kompetenzen in den Schulen sowie für die jahrzehntelang vernachlässigte Verkehrsinfrastruktur.“ Der jüngste Tarifabschluss sei unter diesen Bedingungen gerade noch verantwortbar.