Wiesbaden. Nur 29 Prozent Managerinnen in Firmenvorständen. Auch in Hamburg gibt es nur wenige Frauen in den Unternehmen der Stadt.

Frauen in Führungspositionen sind in Deutschland trotz der Debatte über bessere Aufstiegschancen im EU-Vergleich unterrepräsentiert. 2014 waren 29 Prozent der führenden Posten von Managerinnen besetzt – der Anteil blieb im Vergleich zu den beiden Vorjahren nahezu unverändert, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden gestern anlässlich des Internationalen Frauentags am heutigen Dienstag mitteilte. Im Durchschnitt der 28 EU-Staaten lag der Frauenanteil in Chefetagen bei 33 Prozent.

Auch in Hamburg gibt es nur wenige Frauen, in den Unternehmen der Stadt. Eine davon ist Bettina Poullain von der Haspa. Im Vorstand sitzt sie mit vier Männern zusammen – und kämpft dort für ihresgleichen. So erinnert sich Poullain an eine Sitzung, bei der es um die Neubesetzung einer Stelle ging. Ihre Kollegen sprachen immer von einem „Er“, bis sie anregte, auch eine „Sie“ in Erwägung zu ziehen. „Am Ende schlugen die Männer selbst eine fähige Kollegin vor“, erinnert sie sich. Zu den wenigen weiblichen Exoten in den Führungsetagen zählt auch Ulrike Riedel als Vorstand für Personal bei der Hochbahn.

Insgesamnt muss Deutschland noch kräftig aufholen. Spitzenreiter in der EU war Lettland, dort waren 44 Prozent der Leitungsfunktionen mit Frauen besetzt. Relativ hoch war der Anteil auch in Ungarn (40 Prozent) sowie Polen und Litauen (jeweils 39 Prozent). Schlusslicht war Zypern mit 17 Prozent. Vor allem in klassischen „Männerdomänen“ gibt es vergleichsweise wenig Frauen in höheren Positionen. Am geringsten war ihr Anteil nach Angaben des Amts in der Baubranche mit 13 Prozent, am höchsten im Bereich Erziehung und Unterricht (62 Prozent). Die Quoten entsprechen in etwa den jeweiligen Frauenanteilen in den genannten Branchen. Insgesamt waren 47 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland Frauen.

Gewerkschaft mahnt Kulturwandelin deutschen Unternehmen an

Als ein Hemmnis für den beruflichen Aufstieg gilt, dass vor allem Frauen aus familiären Gründen in Teilzeit arbeiten. Die IG Metall forderte daher, die Vereinbarungen des Koalitionsvertrages zum Rückkehrrecht Teilzeitbeschäftigter in Vollzeit konsequent umzusetzen. „Nach wie vor bleiben überwiegend Frauen wegen Kinder- erziehung oder Pflege zu Hause, was im späteren Berufsleben zu Einbußen bei Entgelt und Karriere führt“, sagte Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, in Frankfurt.

Aufstieg und Führung in Teilzeit sei in deutschen Firmen kaum denkbar, kritisierte Benner. „Wir brauchen einen Kulturwandel. Es muss endlich mehr für die Vereinbarkeit von Arbeit und Leben getan werden.“ Zu den Führungspositionen nach der verwendeten internationalen Standardklassifikation werden Vorstände und Geschäftsführerinnen sowie Führungskräfte in Handel, Produktion und Dienstleistungen gezählt. Berücksichtigt werden Privatwirtschaft und öffentlicher Dienst.

Nach einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) war 2014 nur jede vierte Chefposition auf der obersten Ebene eines Privatunternehmens mit einer Frau besetzt. Verbessert haben sich dem IAB zufolge in den vergangenen zehn Jahren aber die Karrierechancen von Frauen auf der zweiten Führungsebene. Habe der entsprechende Anteil 2004 bei 33 Prozent gelegen, seien 2014 bereits 39 Prozent der Stellen im mittleren Management mit einer Frau besetzt gewesen.