Hamburg. Müttern fällt der Berufseinstieg nach der Elternpause häufig schwer. Sie finden oftmals nur schlecht bezahlte Teilzeitjobs.

Frauen sind von der Arbeitslosigkeit in Hamburg zwar weniger stark betroffen als Männer. Aber sie müssen sich häufig mit Teilzeitstellen abfinden und arbeiten nach einer Familienpause auch meist nicht in ihrem ursprünglich gelernten Beruf. „Das wollen wir ändern, denn mit Blick auf den Fachkräftemangel können wir uns eine solche Entwicklung gar nicht leisten“, sagt Sönke Fock, Chef der Arbeitsagentur Hamburg.

In den vergangenen Jahren haben die Frauen stärker von der Zunahme der Beschäftigung in der Hansestadt profitiert als die Männer. Von 2009 bis 2014 nahm die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen um zwölf Prozent zu, während die Männer nur einen Zuwachs von acht Prozent verzeichneten, wie eine Auswertung der Arbeitsagentur Hamburg ergab.

Doch häufig bleiben für die Frauen nur Teilzeitstellen. „Einerseits kommt das den persönlichen Vorstellungen der Frauen nach einer Familienpause entgegen, andererseits werden immer mehr Teilzeitstellen von Firmen angeboten“, sagt Christina Boll, Forschungsdirektorin am Hamburger WeltWirtschaftsInstituts (HWWI). Während die Vollzeitstellen in Hamburg seit 2009 nur um zwei Prozent zunahmen, gibt es bei den Teilzeitstellen einen Zuwachs von 45 Prozent. Ein weiterer Beleg für diese Entwicklung: Obwohl immer mehr Frauen einen Job annehmen, steigt ihr Arbeitszeitvolumen nicht entsprechend an, hat Boll errechnet. „Die Frauen arbeiten alle irgendwie, aber zum Teil eben auch nur als geringfügig Beschäftigte“, sagt Boll.

„Karriere und Kinder lassen sich oft nicht vereinbaren“, weiß Annette Bätjer, Generalmanagerin des Hotels Mövenpick in der Sternschanze. Die 54-jährige Hotelchefin setzt zwar alles daran, dass Mütter nach der Elternzeit wieder den beruflichen Einstieg finden, aber sie selbst hat auf Kinder verzichtet. „Ich habe mich bewusst für die Hotelkarriere entschieden“, sagt Bätjer. Sie ist die einzige Hotelchefin in den neun Mövenpick-Häusern in Deutschland. „In Teilzeit hätte ich das nicht erreichen können.“

Häufig können Frauen nicht in gelernten Beruf zurückkehren

Dennoch sind alle Kolleginnen, die Kinder bekommen haben, wieder in das Hotel zurückgekehrt. „Wir planen das langfristig“, sagt Bätjer. Zur Überbrückung der Elternzeit werden Beschäftigte mit Zeitverträgen eingesetzt. Die zurückkehrenden Mütter sind teilzeitbeschäftigt. Sie werden vor allem in der Frühschicht eingesetzt. „Denn vor allem im Schichtdienst ist es sehr schwierig, bei einem Vollzeitjob Beruf und Familie in Einklang zu bringen“, sagt Bätjer. Sie ist sehr froh, dass die Frauen nach der Elternzeit zurückkommen. „Das entspricht den Wünschen der Frauen wie auch den betrieblichen Erfordernissen, denn Fachkräfte in der Hotelerie sind knapp“, sagt Bätjer. Außerdem wird die Rückkehr von Stammgästen sehr aufmerksam regis­triert. „Auch sie freuen sich über die Rückkehrerinnen“, sagt die Hotelchefin von 100 Mitarbeitern.

Häufig können Frauen nicht in ihren eigentlich gelernten Beruf zurückkehren. „Das hat auch damit zu tun, dass die Teilzeitstellen nicht in allen Branchen angeboten werden“, sagt Fock. So landen nicht wenige in der Gastronomie oder im Einzelhandel, Genau dort, wo Teilzeitjobs weit verbreitet sind. Das Problem: „Viele Frauen sind für diese Stellen überqualifiziert“, sagt Boll. Gleichzeitig wird so die Rückkehr in den eigentlichen Beruf erschwert. „Diese Entwicklung hat auch noch sehr viel mit den traditionellen Rollenbildern zu tun“, sagt Boll. Im Hotel Mövenpick ist jeder zweite Leitungsposition mit einer Frau besetzt. „Aber sie haben alle noch keine Kinder“, sagt Bätjer. Probleme sieht sie vor allem, wenn der Leitungsjob im Schichtdienst bestritten wird. „Mit festen Bürozeiten lässt sich so eine Aufgabe einfacher bewältigen, aber das ist in der Hotelbranche schwierig.“

Während die Arbeitslosigkeit in Hamburg im Februar insgesamt leicht angestiegen ist, waren Frauen von dieser Entwicklung nicht betroffen. Bei ihnen gab es einen Rückgang sowohl gegenüber dem Vormonat wie auch dem Vorjahr. Insgesamt waren im Februar 76.078 Hamburger und Hamburgerinnen arbeitslos. Das sind 0,4 Prozent oder 284 Personen mehr als im Januar 2015. Bundesweit gab es bei den Arbeitslosen dagegen einen Rückgang um 15.000 auf 3,017 Millionen. Die Arbeitslosenquote ging somit um 0,1 Punkte auf 6,9 Prozent zurück.