Hamburg. Zwei Frauen bilden das neue Geschäftsführerinnen-Duo im weltberühmten Tierpark. Es ist der Neuanfang nach dem Neuanfang.

Erstmals in der 105-jährigen Geschichte von Hagenbeck wird der Tierpark in Stellingen jetzt von zwei Frauen geführt. Seit Anfang Juni leiten Bettina Hering-Hagenbeck und Friederike Hagenbeck als gemeinsame Geschäftsführerinnen die Geschicke des weltberühmten Zoos. Erst im April hatte Friederike, 26, die Geschäfte übernommen – und zwar zusammen mit Stephan Hering-Hagenbeck, 48. Doch der promovierte Biologe wurde jetzt nach nur zwei Monaten von seiner Frau Bettina auf dem Chef-Posten abgelöst. Es ist, wenn man so will, der Neuanfang nach dem Neuanfang.

Ende März hatten die beiden zerstrittenen Geschäftsführer Claus Hagenbeck, 74, und Joachim Weinlig-Hagenbeck, 59, ihre Posten abgegeben. Nun sollen es also die beiden Töchter der verfeindeten Gesellschafter – Bettina (von Claus) und Friederike (von Joachim) – richten.

Der Streit um die Führung im Tierpark war vor drei Jahren ausgebrochen. Grund war eine Forderung der Stadt in Höhe von zwei Millionen Euro an den Tierpark, die aus einem städtebaulichen Vertrag rührte. Darin ging es um einen Grundstückstausch, der Hagenbeck in die Lage versetzte, Flächen gewinnbringend als Wohnungsbaugrundstücke zu veräußern. Im Gegenzug verpflichtete sich der Tierpark, 17 Millionen Euro zu investieren, um die dauerhafte Existenz des privat geführten Zoos zu garantieren. Und zur Zahlung von zwei Millionen Euro.

Während Joachim Weinlig-Hagenbeck diese Forderung bestritt, bestand Claus Hagenbeck auf Zahlung – und warf seinem angeheirateten Neffen unhanseatisches und nicht Hagenbeck-mäßiges Verhalten vor. Es war der Bruch zwischen den beiden Familien-zweigen, die laut Gesellschaftervertrag jeweils einen gleichberechtigten Geschäftsführer stellen müssen. Und es war außerdem der Anlass für den Senior-Chef, auf seinen Posten zurückzukehren. 2004 hatte Claus Hagenbeck die Geschäfte an seinen Schwiegersohn Stephan übergeben.

Was folgte, waren gegenseitige Abberufungen, zahlreiche Auseinandersetzungen vor Gericht und schließlich im Mai 2013 die Abberufung beider Geschäftsführer durch das Hamburger Landgericht. Das Verhältnis der beiden Hagenbeck-Chefs sei so zerrüttet, urteilte damals der Richter Karsten Nevermann, „dass an eine gedeihliche Zusammenarbeit nicht mehr zu denken sei“.

Zuletzt waren zwischen den verfeindeten Parteien noch drei Gerichtsverfahren anhängig. Eines vor dem Oberlandesgericht, in dem es um die Anfechtung eines Gesellschafterbeschlusses wegen der Weitergabe von Informationen ging. Und zwei vor dem Landgericht, die bisher aber nicht terminiert sind. Und bei denen es gut möglich ist, so Gerichtssprecherin Ruth Hütteroth, „dass sich die Parteien außergerichtlich einigen werden“.

Im März schien es so, als würde nach den jahrelangen Querelen endlich wieder Frieden im Tierpark einkehren. Sehr zum Gefallen der 150 ganzjährigen Mitarbeiter – in der Hauptsaison sind es rund 300 – , die sich von dem neuen und wesentlich jüngeren Führungs-Duo einen richtigen Neuanfang versprachen.

Der erneute Wechsel in der Spitze des Zoos nach nur zwei Monaten gibt nun einige Rätsel auf. Hagenbeck wollte sich auf Anfrage nicht zu den Gründen äußern. Bettina Hering-Hagenbeck ist ebenfalls Biologin, sie lernte ihren Mann während des Studiums an der Berliner Humboldt-Universität kennen. 1993 fand die Verlobung statt, zwei Jahre später wurde geheiratet. Das Paar hat drei Kinder – Charlotte, 17, Carl-Friedrich, 16, und Cecilie, 13.