Hamburg. Am heutigen Sonntag öffnen die Geschäfte ab 13 Uhr in ganz Hamburg. Symphoniker spielen in der Europa Passage. Kritik von Ver.di.

Er soll ein echtes Shoppinghighlight werden: Bereits am ersten Sonntag des neuen Jahres werden die meisten Geschäfte in der Hamburger Innenstadt von 13 bis 18 Uhr geöffnet sein. Kaufhäuser- und Citypassagen sind ebenso beteiligt wie das Überseequartier in der HafenCity. Die Hamburger Symphoniker werden in der Europa Passage auftreten, im Hamburger Hof verschenken Schornstein­feger Glückstaler, und gegen Abend ist ein kindgerechtes Feuerwerk an der Binnenalster vorgesehen.

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© Jens Meyer-Odewald

Einzelhandel rechnet am ersten verkaufsoffenen Sonntag mit 500.000 Besuchern

Mit dem ungewöhnlich frühen Termin für den ersten verkaufsoffenen Sonntag versuchen die Händler, noch Boden im bislang eher schleppend verlaufenen Winter- und Weihnachts­geschäft gutzumachen. „Wir wollen vor allem Familien ein besonderes Erlebnis bieten und rechnen damit, dass am Sonntag mehr als 500.000 Besucher in die Hamburger Innenstadt strömen werden“, sagt Hamburgs Citymanagerin Brigitte Engler. „Zum einen befinden sich noch viele Touristen in der Stadt. Zum anderen dürften die kühleren Temperaturen dazu führen, dass jetzt das Geschäft mit warmer Winterkleidung richtig anzieht.“ Zudem würden auch noch viele zu Weihnachten verschenkte Gutscheine eingelöst.

Citymanagerin Brigitte Engler organisiert den verkaufsoffenen Sonntag
Citymanagerin Brigitte Engler organisiert den verkaufsoffenen Sonntag © HA / Klaus Bodig

Die Sonntagsöffnung im Januar haben die Händler Anfang 2015 erstmals getestet und gute Erfahrungen mit dem frühen Termin gemacht, für den ein anderer im Sommer aufgegeben wurde. „Der Zuspruch war mit mehr als einer halben Million Besucher gewaltig“, sagt Engler. Allerdings stand der erste Termin auch noch ganz im Zeichen der damaligen Olympia-Euphorie. Der Lichtkünstler Michael Batz lockte viele Besucher mit einer Parade der Alsterschiffe an, die auf der Binnenalster das „Feuer und Flamme“-Logo nachbildeten.

Bei der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di wird denn auch bezweifelt, dass sich dieser Erfolg Anfang 2016 wiederholen lässt und dass der ausgesprochen frühe Termin zu einem echten Mehrumsatz für den Handel führt. „In jedem Fall bedeutet der verkaufsoffene Sonntag Anfang Januar eine erhebliche, zusätzliche Belastung für die Verkäuferinnen und Verkäufer“, sagt Heike Lattekamp, die bei Ver.di für den Hamburger Einzelhandel zuständig ist. „Nach dem extrem stressigen Weihnachtsgeschäft sollen die Beschäftigten in der Innenstadt schon wieder ran. Aus unserer Sicht wäre es besser, wenn es bei dem alten Termin im Sommer bleiben würde.“

Verwaltungsgericht verbietet Sonntagsöffnung in Hannover

In Niedersachsen hat eine Sonntagsöffnung jüngst sogar zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung geführt. Nach einer Klage der Gewerkschaft hob das Verwaltungsgericht Hannover die Genehmigung für einen verkaufsoffenen Sonntag am 27. Dezember wieder auf. Während überall im Bundesland die Geschäfte zum Shopping einluden, mussten die Einzelhändler in der Landeshauptstadt nach eigenen Worten auf einen Millionenumsatz verzichten.

Die Entscheidung des Verwaltungsgerichts hatte allerdings nichts mit dem ungewöhnlichen Termin direkt nach dem Weihnachtsfest zu tun, sondern mit der Tatsache, dass in der Landeshauptstadt die generell zulässigen vier verkaufsoffenen Sonntage durch insgesamt neun Aktionen in unterschiedlichen Quartieren schon mehr als ausgeschöpft worden waren.

Der Umsatz in Hamburg soll zum Ende des Jahres etwa 12,5 Milliarden Euro betragen

In Hamburg haben sich Handelskammer, Einzelhandelsverbände, Gewerkschaften und Kirchen schon vor Jahren darauf verständigt, dass vier verkaufsoffene Sonntage im Jahr zulässig sind, wobei diese nicht an den Adventssonntagen liegen dürfen. An dieser generellen Übereinkunft wolle man trotz der aktuellen Kritik an der frühen Sonntagsöffnung nicht rütteln, betont Heike Lattekamp von Ver.di.

Insgesamt rechnet der Einzelhandelsverband Nord für das zu Ende gehende Jahr mit einem Umsatz von etwa 12,5 Milliarden Euro in Hamburg, was einem Plus von 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Damit dürfte die Hansestadt etwas besser dastehen als Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, die ebenfalls zum Verbandsgebiet gehören, sich gleichzeitig aber im Bundesdurchschnitt bewegen.