Hamburg. In Hamburg fallen am Mittwoch 54 innerdeutsche Flüge aus. Passagiere reagieren ruhig. Am Donnerstag soll es wieder nach Plan laufen.

Tag zwei des Pilotenstreiks der Lufthansa: Am heutigen Mittwoch wurde der Ausstand verschärft und trifft den Flughafen Hamburg besonders hart. Nach den Langstreckenflügen werden Kurz- und Mittelstreckenflüge bestreikt. Vor den Schaltern herrschte am Morgen nach Angaben einer Sprecherin gähnende Leere. Die Kunden seien über den Streik informiert und könnten auf die Bahn ausweichen.

27 Hin- und Rückflüge nach München und Frankfurt werden wegen des Arbeitskampfes heute nicht stattfinden. Somit bleiben nach München nur zwei Lufthansa-Flüge um 10 Uhr und 15 Uhr sowie drei Frankfurt-Flüge um 9 Uhr, 14 Uhr und 18 Uhr übrig.

Weitere Informationen zu Starts und Landungen gibt es direkt bei der Lufthansa unter lufthansa.com oder unter der kostenfreien Hotline 0800-85060 70. Deutschlandweit fallen am Mittwoch rund 1000 Flüge auf der Kurz- und Mittelstrecke aus. 140 000 Passagiere sind nach Lufthansa-Schätzungen insgesamt von den Ausfällen betroffen.

Am Donnerstag soll der Flugbetrieb nach den bisherigen Angaben wieder normal laufen. Aber die nächste Eskalationsstufe dürfte schon bald folgen. Die Vereinigung Cockpit (VC) droht bereits offen damit, dass ihre Piloten bei der Lufthansa bis zum Jahresende wöchentlich die Arbeit niederlegen könnten. „Bis auf Weiteres ist es jede Woche möglich, dass es neue Ausstände gibt. Ausgenommen davon ist vielleicht Weihnachten“, sagte VC-Sprecher Markus Wahl.

Lufthansa will Vorgehen gerichtlich prüfen lassen

Die Lufthansa will nun das Vorgehen der Gewerkschaft sogar gerichtlich überprüfen lassen. Vom Arbeitsgericht Frankfurt hieß es, das Unternehmen habe eine einstweilige Verfügung beantragt, um den Streik zu stoppen. Auch in Köln reichte der Konzern einen solchen Antrag ein. Die Kunden würden weit über das erträgliche Maß hinaus von einer kleinen Gruppe der Beschäftigten belastet, sagte Konzernsprecherin Barbara Schädler. Die Ankündigungen der VC zu den einzelnen Streikmaßnahmen stellten die Lufthansa-Planer zwar vor schwierige, aber nicht unlösbare Aufgaben.

Zudem will die Lufthansa die Vereinigung Cockpit wegen eines Streiks im April 2014 auf Schadenersatz verklagen. Damals habe Cockpit die Lufthansa-Frachttochter Cargo bestreikt, obwohl der Tarifvertrag noch gegolten habe, so die Fluglinie. Der Schaden aus diesem Streik belaufe sich auf rund 60 Millionen Euro. Des Weiteren will die Airline bei der Lufthansa Passage, bei Germanwings und bei Lufthansa Cargo keine neuen Piloten mehr einstellen. Der Konzern begründete dies mit mangelnder Wettbewerbsfähigkeit.

84 Flüge fielen am Dienstag aus

„Wir hätten gerne endlich wieder Tarifverhandlungen mit der Vereinigung Cockpit aufgenommen, anstatt auf die erneute Eskalation reagieren zu müssen“, sagte Personalvorstand Bettina Volkens. „Mit der von der VC in Aussicht gestellten Streikplanung bis zum Jahresende würde der finanzielle Schaden pro betroffenem Pilot 100.000 Euro übersteigen.“

Am Dienstag mussten wegen des Streiks bundesweit 84 Flüge auf der Langstrecke gestrichen werden. Hamburg war nur indirekt betroffen, weil ab Fuhlsbüttel keine Lufthansa-Flieger ins ferne Ausland abheben. Allerdings fielen Anschlussflüge in Frankfurt, München und Düsseldorf aus. Über 20.000 Reisende waren von den Ausfällen betroffen. Streiks bei Langstreckenflügen sind besonders schmerzhaft für die Lufthansa, treffen sie doch den ­lukrativsten Teil des Fluggeschäfts.

Vergangene Woche waren Tarifgespräche zwischen der Lufthansa und den Piloten gescheitert. Grund für das Aus war der Gewerkschaft zufolge die Tatsache, dass die Lufthansa den Ausbau des Billigfliegers Eurowings in ­Österreich auch während der Gespräche nicht auf Eis legen wollte.