Frankfurt/Main. Die Lufthansa-Piloten streiken Dienstag und Mittwoch. Doch sind die Ziele der streikenden Gewerkschaft rechtmäßig?
Die Passagiere der Lufthansa müssen sich auf noch einmal verschärfte Pilotenstreiks einstellen. Zum Auftakt der 13. Streikrunde am Dienstag drohte die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) damit, dass ihre Mitglieder bei Europas größtem Luftverkehrskonzern bis zum Jahresende wöchentlich die Arbeit niederlegen. Wörtlich sagte VC-Sprecher Markus Wahl am Frankfurter Flughafen: „Bis auf weiteres ist es jede Woche möglich, dass es neue Ausstände gibt. Ausgenommen davon ist vielleicht Weihnachten.“
Die Lufthansa will das Vorgehen der Pilotengewerkschaft gerichtlich überprüfen lassen. Aus dem Arbeitsgericht Frankfurt am Main hieß es, das Unternehmen habe eine einstweilige Verfügung beantragt, um den Streik zu stoppen. Auch beim Arbeitsgericht Köln reichte die Lufthansa nach eigenen Angaben einen solchen Antrag ein. Die Kunden würden weit über das erträgliche Maß hinaus von einer kleinen Gruppe der Beschäftigten belastet, sagte Konzernsprecherin Barbara Schädler.
Die scheibchenweisen Ankündigungen der VC zu den einzelnen Streikmaßnahmen stellten die Lufthansa-Planer zwar vor schwere, aber nicht unlösbare Aufgaben, sagte Schädler: „Wir haben bereits bei dem Streik im März gezeigt, dass wir das operativ hinkriegen.“ Für die Kunden sei aber jeder weitere Flugausfall unzumutbar.
Am Frankfurter Flughafen war zum Start der inzwischen 13. Streikrunde seit April 2014 wie an anderen deutschen Airports nur wenig von den zunächst auf die Langstrecke beschränkten Pilotenstreiks zu spüren. Die Lufthansa setzte zwar mehr Service-Personal im Terminal ein, aber es erschienen kaum Passagiere, die noch nicht von den Ausfällen oder Umbuchungen erfahren hatten. Die Fluggesellschaft hatte ihre betroffenen Kunden gezielt über SMS und E-Mails informiert.
Am Montagabend hatte Cockpit angekündigt, den Streik am Mittwoch auf den viel zahlreicheren Kurz- und Mittelstrecken fortzusetzen. Die Lufthansa wollte auch dafür einen Sonderflugplan erarbeiten, der am frühen Dienstagnachmittag stehen sollte. Man habe am Mittwoch 1520 Flüge mit rund 180 000 gebuchten Passagieren im Programm, hieß es.
Nicht betroffen sind Verbindungen der Tochter Germanwings. Deren Maschinen würden nur bestreikt, falls die Lufthansa sie als Ersatz für die eigenen Jets einsetzen sollte, kündigte die Gewerkschaft an.
Definitiv gestrichen waren am Dienstag 84 Fernflüge von und nach Frankfurt, München und Düsseldorf. Demgegenüber sollten 90 Überseeflüge stattfinden, bevor am Mittwoch wieder ein weitgehender Normalbetrieb auf den Interkontinentalstrecken geplant war. Wegen der gestörten Flugzeugumläufe sollten allerdings auch am Mittwoch und am Donnerstag einige Fernverbindungen nicht geflogen werden.
In den bislang zwölf Streikrunden des laufenden Tarifkonflikts hat die VC der Lufthansa nach deren Angaben rund 330 Millionen Euro an Schaden zugefügt. Offizieller Streikgrund bleiben die Übergangsrenten der etwa 5400 Piloten von Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings.
+++ Piloten-Streik: Was Passagiere wissen müssen +++
Es geht aber auch um die künftige Unternehmensstrategie mit der geplanten Billigschiene Eurowings. Lufthansa will hier ausschließlich Piloten einsetzen, die deutlich geringere Gehälter erhalten.
Die Piloten hatten seit März nicht mehr gestreikt, sich dann jedoch mit Lufthansa nicht auf eine neue Tarifstruktur einigen können. Sie werfen dem Unternehmen Tarifflucht vor, weil bei Eurowings Arbeitsplätze zu günstigeren Konditionen ins Ausland verlagert werden sollen. Das Management begründet die Pläne mit dem hohen Kosten- und Konkurrenzdruck durch Billigflieger wie Ryanair oder Easyjet.