Frankfurt. Eine gute Woche haben die Lufthansa und ihre Kabinengewerkschaft Ufo Zeit, den Kurs in den nächsten Streik doch noch zu ändern.
Die Flugbegleiter wollen am 1. Juli und weiteren, noch nicht genannten Terminen im Sommer ihre Arbeit niederlegen, wenn keine Annäherung gelingt. An der Vermittlung sind aber schon die Profi-Schlichter Herta Däubler-Gmelin und Friedrich Merz gescheitert.
Was ist das Problem mit
den Betriebs- und Übergangsrenten?
Die Lufthansa muss – wie andere Unternehmen auch – ihr System der Betriebsrenten umstellen. Den bislang üblichen festen Zusagen auch zu den Übergangsrenten liegen Zinssätze von mindestens sechs Prozent zugrunde, die Lufthansa am Kapitalmarkt nicht mehr erwirtschaften kann. Gleichzeitig steigt die Lebenserwartung der Rentner nach Berufsende kontinuierlich, sodass die Rentenkosten immer weiter steigen. Neben den aktuellen Auszahlungen von mehr als 600 Millionen Euro in diesem Jahr drücken den Konzern die bilanziellen Rückstellungen von zuletzt 14,6 Milliarden Euro, die das Eigenkapital schmelzen lassen.
Wie soll das System künftig aussehen?
Grundsätzlich waren sich Lufthansa und Ufo schon einig, dass auf feste Beiträge umgestellt werden soll und Kabinenmitarbeiter auch künftig bereits mit 55 Jahren die Lufthansa verlassen können. Eine mögliche Eigenbeteiligung der Beschäftigten sollte verankert werden. Umstritten ist allerdings die Höhe der Arbeitgeberbeiträge. Lufthansa will drei Prozent der „versorgungsfähigen Vergütung“ einzahlen und um ein weiteres Prozent aufstocken, falls die Mitarbeiter selbst ebenfalls mit einem Prozent vorsorgen. Das reicht nach Auffassung von Ufo angesichts der niedrigen Grundgehälter zwischen 1380 und 2500 Euro brutto jedoch längst nicht für aus ihrer Sicht auskömmliche Renten.
Kommentar: Überall wird gestreikt - und die Konkurrenz lacht
Warum ist die Schlichtung gescheitert?
Die Parteien und die Schlichter sind nicht einmal zum Kern des Problems vorgedrungen. Ufo hat darauf gedrungen, dass Lufthansa eine Vereinbarung vom 16. September 2014 anerkennt, nach der bei einer „realistischen Verzinsung“ das heutige Niveau aufrechterhalten werden könne. Lufthansa soll dies abgelehnt haben. Nachdem Ufo die Schlichtung für gescheitert erklärt und einseitig einen Abschluss verlangt hatte, blieb den Schlichtern gar nichts anderes übrig, als lediglich weitere Verhandlungen anzumahnen.
Wie sieht die Streik-Strategie
der Flugbegleiter aus?
Zunächst einmal haben sie der Lufthansa bis zum 30. Juni, 9.00 Uhr, noch eine letzte Frist gesetzt. Verstreicht diese ungenutzt, wird am 1. Juli gestreikt – räumlich eingeschränkt und zeitlich begrenzt. Zudem will Ufo an diesem Tag weitere Streiktage bis zum 16. September nennen.
Ist noch damit zu rechnen,
dass der Streik abgewendet wird?
Kaum. Natürlich werden Tarifkonflikte ausschließlich in Verhandlungen gelöst, doch in diesem Fall sind die Fronten verhärtet. Ufo hat zudem Bedingungen genannt, die für die Lufthansa kaum annehmbar erscheinen: Neben dem Papier aus dem September soll das Unternehmen anerkennen, dass die gekündigten Tarifverträge zu den Renten weiterhin gültig sind.
Was steckt hinter der geäußerten Befürchtung, Lufthansa wolle 80.000 Jobs aus Deutschland verlagern?
Ufo stützt dieses Szenario auf unternehmerische Entscheidungen im Lufthansa-Konzern aus den vergangenen Jahren. Bei der neuen Billigplattform Eurowings ist die Marke nicht mehr an einen bestimmten Flugbetreiber gebunden, sondern dient nur noch als Plattform für intern konkurrierende Gesellschaften. Dies alles sei in ähnlicher Form auch für die Marke Lufthansa denkbar, befürchtet Ufo.