Hamburg. GDL-Chef Weselsky droht bereits mit weiteren Streiks. In Altona stand Reisenden ein Hotelzug zur Verfügung. Pendler nutzen Alternativen.

Der Rekord-Streik geht weiter: Für die Fahrgäste der Deutschen Bahn wird es am Mittwoch wieder ungemütlich. Rund 3000 Mitarbeiter bundesweit, davon 600 Lokführer im Norden, lassen auch am Mittwoch ihre Züge stehen. Die stark genutzten Strecken Hamburg-Kiel und Hamburg-Lübeck sollen dennoch im Stundentakt bedient werden. Andere Strecken würden „je nach Frequenz“ bedient oder gestrichen.

Der Streik dauert noch bis Sonntagmorgen. Es ist der achte Ausstand im laufenden Tarifkonflikt und mit fast sechs Tagen Dauer der längste seit Gründung der Deutschen Bahn 1996.

Und die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) droht für die Zeit nach dem Rekordstreik bereits mit weiteren Arbeitsniederlegungen. "Wenn das Bahnmanagement unbeeindruckt auf uns zeigt unter der Überschrift: Das sind Streikhanseln", dann werden die Mitglieder der GDL - die Lokführer und Zugbegleiter - das Management weiter abstrafen wollen", sagte GDL-Chef Claus Weselsky am Montag in den "ARD-Tageshemen". Kritik an den Streiks wies er zurück. Der Ausstand sei recht- und verhältnismäßig, ergänzte er. Der Bahn warf er eine Verzögerungstaktik vor.

Ersatzfahrplan der Deutschen Bahn und Liste der Zugausfälle als PDF

Autobahnen, Busse und U-Bahnen in Hamburg voller als sonst

"Voller als sonst üblich“ sei es auf den Autobahnen rund um Hamburg gewesen, hieß es aus der Hamburger Verkehrsleitzentrale. Auf der A7 und der A23 sei der morgendliche Stau bis zu 5 Kilometer länger gewesen als gewöhnlich. „Voller als sonst“ fuhren auch U-Bahnen und Busse durch die Elbmetropole, wie eine Sprecherin der Hamburger Hochbahn berichtete. Hier ein etwas längerer Stau, dort ein Drängeln in der Bahn: „'tschuldigung, ich muss hier raus.“ Auf Bahnsteigen warteten Menschentrauben zwar geduldig auf den ersehnten Zug. Aber dann erschallte auch: „Rückt doch mal zusammen, ich muss hier rein.“

„Viele Fahrgäste haben sich auf die Streikfolgen eingestellt“, sagte eine Bahnsprecherin in Hamburg. Sie empfahl weiterhin, sich vor Fahrtantritt über die Zeiten im Ersatzfahrplan zu informieren. In Hamburg und Schleswig-Holstein fielen zahlreiche Züge aus. Die Deutsche Bahn richtete einen Ersatzfahrplan ein. „Wir gehen davon aus, dass im Fernverkehr etwa ein Drittel der Züge fährt, im Nahverkehr sind es 50 Prozent“, sagte eine Sprecherin der DB Nord. In Hamburg-Altona stand ein Hotelzug der Deutschen Bahn bereit. Dieser sei mit zehn Personen aber nur gering ausgelastet gewesen.

Neue Taktung für Züge, S11 und S2 in Hamburg fallen aus

Im Stundentakt werden die Strecken Kiel-Hamburg und Lübeck-Hamburg bedient werden, wie eine Bahn-Sprecherin ankündigte.

Die Regionalzüge sollen entweder zeitverzögert fahren oder durch Busse ersetzt werden. Die Hauptlinien der Hamburger S-Bahn - S1, S3, S21 und S31 - sollen im 20-Minuten-Takt fahren. Die Linien S11 und S2 werden ausfallen.

Die Hansestadt steht mitten im Streik von Freitag an vor einer weiteren Herausforderung im Verkehr: Freitagnachmittag beginnt der Hafengeburtstag, zu dem traditionell Hunderttausende Besucher bis Sonntagabend an die Elbe strömen. Außerdem beginnen an den Schulen einwöchige Mai-Ferien (11. -15. Mai), in die die Ersten schon Freitagnachmittag aufbrechen dürften. „Wir setzen alles in Bewegung, was wir auf die Schiene und die Straße bringen können“, kündigte der Sprecher des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV), Rainer Vohl, an. Dazu gehören unter anderem die U-Bahn und Busse.

Verspätungen bei Nordbahn sind möglich

Die Züge der Nordbahn seien von den Arbeitsniederlegungen zwar nicht direkt betroffen aber mögliche Auswirkungen könnten nicht ausgeschlossen werden, teilte das Unternehmen am Montag mit. Der Streik bei der Deutschen Bahn wirke sich vermutlich auf den gesamten Bahnverkehr auf dem Netz aus. Bei der AKN werden keine Verspätungen erwartet, da auf dem AKN-Streckennetz keine Personenzüge der DB verkehren.

Pendler und Reisende in Niedersachsen und Bremen können einigen Verbindungen vergleichsweise gelassen entgegensehen: Auf mehr als der Hälfte der Strecken sind Wettbewerber der Deutschen Bahn unterwegs, die vom Streik nicht direkt betroffen sind.

Achter Streik: Welche Rechte haben Bahnfahrer?

Für den Regional- und Fernverkehr wird eine kostenfreie Erstattung von Fahrkarten angeboten. Online-Tickets können über ein Formular auf der Internetseite der Bahn erstattet werden. Alle anderen Fahrkarten können in Reisezentren der Bahn zurückgegeben werden.

Hier finden Sie das nächste Deutsche Bahn Reisezentrum

Alternativen für Reisende

 

METRONOM: Die blau-gelben Züge pendeln auf den Strecken von Hamburg nach Cuxhaven, Bremen und Uelzen/Göttingen. Fahrkarten des DB Fernverkehrs und DB Nahverkehrs werden im Metronom anerkannt. Alle Züge sollen planmäßig eingesetzt werden, doch auch hier kann es zu leichten Verspätungen koommen.

 

NORDWESTBAHN: Von Osnabrück aus fahren die Züge der Nordwestbahn nach Bielefeld, Bremen und Wilhelmshaven sowie von Wilhelmshaven nach Bremen und Esens. Auch die Linien von Bünde über Hameln und Hildesheim nach Bodenburg sowie von Kreiensen und Göttingen Richtung Paderborn werden bedient und auch die Regio-S-Bahn in Bremen.

 

ERIXX: Die Dieseltriebwagen bieten Anschluss auf den Strecken Hannover-Soltau-Buchholz, Bremen-Soltau-Uelzen, Uelzen-Braunschweig und Lüneburg-Dannenberg. Außerdem geht es von Hannover und Braunschweig nach Goslar. Zusätzlich werden alle Erixx-Züge ab Dienstag an den S-Bahn-Haltestellen Bennemühlen, Bissendorf und Kaltenweide halten.

 

WESTFALENBAHN: Die Westfalenbahn weist auf mögliche Verspätungen und Beeinträchtigungen hin. Die Züge werden aber auch ab Dienstag von Bad Bentheim über Rheine und Osnabrück nach Bielefeld fahren.

 

CANTUS: Die Elektrotriebzüge fahren stündlich von Göttingen Richtung Kassel und Fulda.

 

EVB: Die EVB bedient die Züge zwischen Buxtehude und Bremerhaven.

 

ARRIVA: Das Unternehmen setzt die Bahnen von Leer über Weener ins niederländische Groningen ein.

 

FERNBUSANGEBOTE: Auf vielen Strecken bieten auch Fernbusse eine Alternative zur Bahn. Der Berlinlinienbus etwa pendelt viermal täglich zwischen Hannover, Braunschweig und Berlin. Im Internet finden sich dazu verschiedene Vergleichsportale.

 

MITFAHRGELEGENHEITEN: Auf den verschiedenen Internetportalen wie www.mitfahrgelegenheit.de und www.blablacar.de finden Reisende auch noch kurzfristig preiswerte Mitfahrgelegenheiten per Privatfahrzeug.

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Kunden, die nicht auf Alternativen umsteigen können, finden auf www.bahn.de/aktuell weitere Informationen. Außerdem sollen tagesaktuelle Reiseverbindungen auch in der Live-Auskunft auf m.bahn.de und in der DB Navigator-App zu sehen sein. (HA/dpa)