Hamburg. Die HypoVereinsbank startet ein neues Filialkonzept in Hamburg. Jeder zweite Standort in Norddeutschland wird geschlossen.

Mit einem neuen Filialkonzept reagiert die HypoVereinsbank auf die Veränderungen in der Bankenwelt. „Der Kunde kommt höchstens zweimal im Jahr zu einem Beratungsgespräch in die Filiale“, sagt Thomas Laurisch, Regionalleiter der Privatkundenbank der HypoVereinsbank, Region Nord. Gleichzeitig hält das Institut an seinem Plan fest, bis Ende des Jahres sein bundesweites Filialnetz von einst 580 auf rund 340 Zweigstellen zu reduzieren.

Wenn der Kunde eine Filiale für eine Beratung nutze, dann soll dies bei ihm Eindruck machen und auch fachlich dürften keine Fragen offen bleiben. Darauf ist das neue Filialkonzept ausgelegt. Ein Beispiel ist die neue Filiale an der Altenwallbrücke in der Hamburger City. Während sich im Erdgeschoss eine Selbstbedienungszone befindet, gibt es im Obergeschoss die üblichen Bankschalter und Beratungsplätze. Sehr futuristisch sieht das nicht aus. Andere Banken wie die Deutsche treten da bereits trendiger auf. Das Neue liege in der Beratungsform, sagt Laurisch.

Experten werden auf dem Bildschirm zugeschaltet

Die großzügigen Beratungsräume haben einen großen Bildschirm, auf dem die Kunden alle Schritte des Beraters, die er an seinem PC macht, verfolgen können. „Der Kunde sieht alle Daten und was wir damit machen. Das erhöht das Vertrauensverhältnis“, sagt Laurisch. Auch die Auskunftsbereitschaft der Kunden sei dann größer, wenn es um Anlagen und Guthaben bei anderen Banken geht. „Für eine umfassende Beratung müssen wir möglichst alle Daten kennen, um die Risikobereitschaft des Kunden richtig beurteilen zu können“, so Laurisch.

Auf dem Bildschirm können Kalkulationen, Produktbeschreibungen und Charts dargestellt werden, was Transparenz und Expertise erhöht. Gleichzeitig können über den Bildschirm Experten zugeschaltet werden, etwa wenn es um eine Baufinanzierung oder eine private Pflegeversicherung geht. So erläutert Ines Wiencken per Bildschirm die aktuellen Konditionen zur Baufinanzierung oder welche Kosten für die Modernisierung eines Hauses anfallen. „Vieles kann visualisiert werden, was die Aufnahmebereitschaft des Kunden erhöht“, sagt Laurisch. Beraterin Wiencken sitzt wiederum in der City Süd und kann von dort aus auch Kunden in anderen Regionen beraten.

Aufgebaut ist das nach dem Prinzip der Videotelefonie bei Skype. „Aber diese Kommunikation läuft nicht über das Internet, sondern über ein internes Netz, denn es werden sensible Daten im Gespräch ausgetauscht“, sagt Laurisch. Auf dem Beratungstisch steht eine kleine Kamera. Die Kunden können aber entscheiden, ob der zugeschaltete Berater sie auch sehen kann. „Manche Kunden fragen, ob das Gespräch aufgezeichnet wird. Das ist natürlich nicht der Fall“, sagt Laurisch. Für Zweifler wird die Linse der Kamera mit einer Kappe verschlossen.

Auch für diese Beratung muss der Kunde nicht mehr in die Filiale kommen. Er kann es auch von zu Hause oder von unterwegs aus nutzen. Bei der HypoVereinsbank firmiert das Angebot unter Online-Filiale, bei der der Kunde aber einen festen Berater hat. So will sich die Universalbank von den Callcentern der Direktbanken absetzen.

Modernisierungen aber auch Schließungen von Filialen

Wie viele der 20 Filialen in Hamburg in das neue Konzept eingebunden werden, will die Bank nicht sagen. „Dieser Prozess wird erst Ende des Jahres abgeschlossen sein“, sagt Laurisch. Bundesweit soll jeder zweite Standort geschlossen werden. Nach Informationen des Abendblatts sind bereits mindestens fünf Filialen in der Hansestadt dicht gemacht worden, darunter jene in Eimsbüttel, in Fuhlsbüttel und am Mittelweg. Hinzu kommen Schließungen im Hamburger Umland.

In der Region Nord, wozu Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen gehören, wurden bisher 20 Filialen modernisiert. Bis Jahresende sollen weitere 36 hinzukommen. Insgesamt werden also 56 Standorte überleben. Verglichen mit einer Zahl von 2013 wäre das eine Halbierung.

Norddeutschland ist für die Bank die zweitwichtigste Region nach dem Süden, gemessen an Marktanteil, Kreditvolumen und Ergebnis. Besonders gut bei Privatkunden laufen Baufinanzierungen und Anlagen in Investmentfonds. Das Neugeschäft mit Immobilienfinanzierungen lag 2014 bei 300 Millionen Euro. „Im Firmenkundengeschäft haben wir die Internationalisierung ausgebaut, um die Firmen besser bei ihren Auslandsgeschäften zu beraten“, sagt Jan Kupfer, Regionalbereichsleiter der Unternehmerbank. Da das Kreditvolumen leicht zurückging, gewinnen Serviceleistungen im Firmenkundengeschäft an Bedeutung.