Frankfurt/Main/Hamburg. Erbitterter Tarifkonflikt: Bahn sprach von Annäherung, GDL will streiken. „Champagner für den Vorstand und trocken Brot für das Personal.“

Und wieder deuten die Zeichen auf einen groß angelegten Streik bei der Deutschen Bahn. Die Lokführergewerkschaft GDL hat die Tarifverhandlungen mit der Bahn am Freitagnachmittag für gescheitert erklärt. GDL-Chef Claus Weselsky erklärte, er gehe davon aus, dass es zeitnah zu Streiks kommen werde. Den genauen Termin und die Dauer der Streiks werde man rechtzeitig mitteilen, so Weselsky. In dem langen Tarifkonflikt hatte die GDL bereits im vergangenen Jahr mehrfach gestreikt.

Eine Sprecherin der Deutschen Bahn bezeichnete die Äußerungen des GDL-Chefs als "völlig unverständliche Reaktion", die nach zwei Tagen intensiver Beratungen "in keinster Weise dem Verhandlungsstand" entsprächen. "Wir haben, bezogen auf den Flächentarifvertrag, das Kernanliegen der GDL erfüllt, haben gemeinsame Ergebnisse erzielt, einen Konsens in vielen Punkten", sagte sie AFP.

„Champagner für den Vorstand und trocken Brot für das Zugpersonal“ habe die Bahn angeboten, schimpfte Weselsky. Er sprach von einer Provokation, weil die Bahn kurz zuvor noch von einer Annäherung gesprochen hatte. Bahn-Vorstand Ulrich Weber hatte erklärt: „Ich sehe im Moment überhaupt keinen Anlass für Streiks.“ Man sei sich in vielen Punkten näher gekommen, und beide Seiten hätten Zugeständnisse gemacht, sagte Weber nach dem Ende von Verhandlungen. Die Bahn habe ein entsprechendes Angebot vorgelegt. Dieses Angebot prüfte die GDL dann.

Die GDL strebt für ihre Mitglieder im Zugpersonal eigene Tarifverträge an. Bislang hat die Spartengewerkschaft nur für Lokführer Abschlüsse vereinbart. Die GDL verlangt fünf Prozent mehr Geld und eine Stunde weniger Arbeitszeit pro Woche. Parallel verhandelt die Bahn zudem mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG über neue Tarife für deren Mitglieder.

GDL-Chef Weselsky hatte in dieser Woche nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung bereits den Abbruch der Verhandlungen angekündigt, sollte in der Tarifrunde bis Freitag kein Durchbruch gelingen. Neue Streiks wären dann „vorprogrammiert“, habe Weselsky in einem internen Brief geschrieben. (HA/dpa/AFP)