Bahn dementiert vorab einen Bericht über die Abschaffung der Bahncard und die Umwandlung in ein für Normalkunden weniger attraktives Kundenkonto. Aufsichtsrat habe keine Beschlussvorlage erhalten.
Frankfurt/Main/Berlin. Bahncard-Kunden müssen offenbar um den Fortbestand von Dauerbegünstigungen bangen: Einem Medienbericht zufolge plant die Deutsche Bahn neben anderen Einsparungen im Fernverkehr auch eine Abschaffung der Bahncard in ihrer bisherigen Form.
Auch die Streichung aller Nachtzüge und weiterer unwirtschaftlicher Linien sei im Gespräch, berichtete der Radiosender HR Info des Hessischen Rundfunks am Donnerstag unter Berufung auf eine vertrauliche Vorlage für den Aufsichtsrat.
Bei der Sitzung des Gremiums am 10. Dezember wolle sich das Management die Abschaffung der Bahncard genehmigen lassen. Sie solle zu einem Kundenkonto umgewandelt werden, das nur noch „Rabatte gemäß Auslastung eines Zuges und individuelle Rabatte nach Kundenumsatz“ garantiere, also für Großkunden und Vielfahrer. Damit reagiere die Bahn auf Qualitätsmängel im Fernverkehr und auf die erstarkte Konkurrenz durch Fernbusse.
Die Bahn dementierte den HR-Bericht allerdings und wies die Behauptungen umgehend als „dreiste Falschmeldung“ zurück. Zu den angeblichen Veränderungen will sich die Bahn nun im Laufe des Tages äußern, wie es hieß. Dazu hat Vorstand Ulrich Homburg extra eine Telefonkonferenz angekündigt.
Wie die Deutsche Presse-Agentur aus zwei zuverlässigen Quellen erfuhr, will der Aufsichtsrat am kommenden Mittwoch über mögliche Änderungen am Geschäftsmodell für den Fernverkehr beraten. Dabei wolle das Kontrollgremium in der turnusmäßigen Sitzung aber keinen Beschluss zu Änderungen an der Preisstruktur fassen. Es gebe dazu auch keine Beschlussvorlage.
Dem Aufsichtsrat liegt nach dpa-Informationen eine 33-seitige Unterlage des Managements vor. Darin werden verschiedene Szenarien für Änderungen an der Preisstruktur und am Zugangebot dargestellt. Der „Zwischenbericht“ solle als Diskussionsgrundlage dienen. Der Bahn-Vorstand habe den Auftrag, bis zur nächsten Aufsichtsratssitzung im März 2015 einen Abschlussbericht mit konkreten Vorschlägen zu erarbeiten, hieß es.
Große Verluste durch Fernbus-Konkurrenz
Der HR hatte berichtet, der Staatskonzern wolle im Fernverkehr drastisch sparen und die Kosten bis 2019 um 1,5 Milliarden Euro senken. Unwirtschaftliche Linien sollten eingestellt und die Nachtzüge nur noch „abhängig vom Optimierungspotential“ weitergeführt werden. Der Umsatzverlust durch die Fernbus-Konkurrenz werde mit mittelfristig 240 Millionen Euro pro Jahr beziffert. 2014 seien es rund 120 Millionen.
Im September hatte die Bahn angekündigt, am Jahresende nur leicht an der Preisschraube zu drehen. In Fernzügen gibt es für die zweite Klasse keine Erhöhung. Fahrscheine für die erste Klasse werden ab 14. Dezember durchschnittlich 2,9 Prozent teurer, sind dann aber inklusive Platzreservierung und im ICE auch mit WLAN-Nutzung. Die Bahn hatte damals auf die zunehmende Konkurrenz durch Fernbusse verwiesen, aber auch durch Carsharing und Mitfahrzentralen.