Überwältigende Mehrheit in der Urabstimmung. Fahrgäste der Deutschen Bahn müssen sich auf anhaltende Streiks einrichten. Ausfallende Züge werden am Bahnhof nicht angezeigt.

Hamburg/Frankfurt/Main. Bei der Deutschen Bahn wird aller Voraussicht nach in Kürze wieder gestreikt. In einer Urabstimmung votierten die Mitglieder der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) mit 91,0 Prozent der gültigen Stimmen für einen Arbeitskampf.

Das teilte GDL-Sprecherin Gerda Seibert in Frankfurt/Main mit. Für die Zustimmung zu weiteren Streiks waren 75 Prozent nötig. Ein Streikdatum stehe noch nicht fest, sagt Seibert.

Die Deutsche Bahn bereitet sich mit einem Notfallplan auf drohende Zugausfälle vor. Ein Bahnsprecher bestätigte der „Bild am Sonntag“: “Das Konzept beinhaltet die Erstellung von Notfahrplänen und Informationskonzepten. Auch Busersatzverkehr, soweit möglich, soll eingesetzt werden." Ziel sei es, so viele Fahrgäste wie möglich an ihr Ziel zu bringen und viele Züge fahren zu lassen.

An den Bahnhöfen sollen laut Krisenplänen keine Züge in den Auskunfts- und Anzeigesystemen auftauchen, die ausfallen. Führungskräfte und Verwaltungsmitarbeiter sollen als Info-Kräfte für "gestrandete" Reisende eingesetzt werden.

In dem Tarifkonflikt hatte die GDL bereits zweimal zu Warnstreiks aufgerufen und damit große Teile des bundesweiten Bahnverkehrs lahmgelegt.

Die Lokführer wollen trotz des grundsätzlichen Votums ihrer Mitglieder für weitere Streiks den Bahnverkehr am verlängerten Wochenende nicht lahmlegen. Die GDL wolle zunächst das neue Angebot der Deutsche Bahn prüfen, sagte GDL-Chef Claus Weselsky nach Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses der Urabstimmung.

Was Sie als Fahrgast jetzt wissen müssen

Mit dem Arbeitskampf will die GDL ihre Forderung nach fünf Prozent mehr Geld und einer kürzeren Arbeitszeit durchsetzen: auf 37 Stunden pro Woche. Sie erhebt sie nicht nur für die Lokführer, sondern für das gesamte Zugpersonal.

Noch kurz vor Auszählung der Urabstimmung hatte die Bahn der GDL ein neues Angebot vorgelegt. Demnach schlägt die Arbeitgeberseite vor, die Verhandlungen auszusetzen, bis die Bundesregierung das geplante Gesetz zur Tarifeinheit auf den Weg gebracht hat. Bis dahin sollten die Lokführer zwei Prozent mehr Geld erhalten, hieß es. Doch dieser Last-Minute-Trick verfing bislang offenbar nicht.

Zuletzt hatten auch die Piloten der Lufthansa gestreikt und die Langstreckenflüge am Frankfurt lahmgelegt. Piloten und Lokführer hatten vereinbart, nicht gleichzeitig zu streiken.