Von 5.45 Uhr bis 9 Uhr legten die Lokführer der Deutschen Bahn bundesweit ihre Arbeit nieder. In Hamburg fuhren die S-Bahnen seltener, in Niedersachsen und Bremen fielen Fernreisezüge aus.

Berlin/Hamburg. Bei der Deutschen Bahn sind die Lokführer am Sonnabendmorgen in einen Warnstreik getreten. Vom Ausfall waren 90 bis 95 Prozent der Züge betroffene, sagte ein Sprecher der Lokführergewerkschaft GDL, die zu dem Ausstand aufgerufen hatte. Die Bahn bestätigte, dass der Ausstand ab 05.45 Uhr flächendeckend angelaufen sei. Um 9 Uhr ging der Warnstreik planmäßig zuende.

Ausgefallen seien Verbindungen im Fern-, Regional- und Güterverkehr. Vereinzelt führen allerdings Züge, sagte der Sprecher der Gewerkschaft GDL. Vor den Informationsschaltern am Hamburger Hauptbahnhof bildeten sich Menschenschlangen. Das große Chaos blieb jedoch zunächst aus. In Hamburg fuhren die S-Bahnen nach Angaben der GDL, allerdings nur im Zwanzig-Minuten Takt. Besonders stark traf es Schleswig-Holstein und Niedersachsen, wie eine Bahnsprecherin sagte.

In Mecklenburg-Vorpommern kam es nach Angaben eines Sprechers im Regionalverkehr überall zu Beeinträchtigungen. „Wir gehen davon aus, dass sich der Regionalverkehr bis Mittag wieder normalisiert“, sagte die Bahnsprecherin. Im Fernverkehr müssen Reisende jedoch noch den ganzen Tag mit Verspätungen rechnen.

In Niedersachsen und Bremen blieben Fernreisezüge in den Bahnhöfen, Reisende mussten Verspätungen in Kauf nehmen. Ausgenommen vom Streik waren dort im Regionalverkehr DB-Konkurrenten wie der Metronom oder die Nordwestbahn. Betroffen war auch die S-Bahn in Hannover.

Die Bahn kündigte an, in den Zügen und auf den Bahnhöfen mehrere Hundert Mitarbeiter zur Verstärkung einzusetzen – vor allem beim Service-Personal, den Betriebszentralen und Transportleitungen sowie bei der Reisendeninformation. Bereits am vergangenen Montag hatte ein Warnstreik die Fahrpläne durcheinandergewirbelt.

Bei den Reisenden sorgte vor allen die kurze Ankündigung des Warnstreiks für Unmut. Viele hatten kein Verständnis für die Aktion. „Das ist Erpressung. Eine Frechheit, das auf Kosten der Menschen durchzuführen“, meinte ein Mann in Hannover, der eigentlich nach Wien wollte. „Ich habe null Komma null Verständnis dafür“, sagte eine Reisende, die auf dem Weg zum Urlaubsflieger in Hannover festsaß.

Bundesweit sollen Lok- und Rangierführer sowie Zugbegleitpersonal im Personen- und Güterverkehr die Arbeit niederlegen. Getroffen werden damit auch Reisende im Rückreiseverkehr zum Ende der Schulferien in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Die GDL fordert Lohnerhöhungen und Arbeitszeitverkürzungen nicht nur für die Lokführer, sondern auch für das Begleitpersonal.

Flugbetrieb bei Lufthansa wieder planmäßig

Bei der Lufthansa lief der Flugbetrieb am Sonnabendmorgen hingegen wieder planmäßig an. Ausgenommen davon seien allerdings Verbindungen, die von einem Streik der italienischen Fluglotsen betroffen seien, sagte ein Lufthansa-Sprecher der Nachrichtenagentur Reuters. Dabei handele es sich um 20 Flüge.

Die Lufthansa-Piloten waren am Freitagabend für sechs Stunden in den Streik getreten. Die Kranich-Linie musste zwar nach eigenen Angaben 218 Flüge streichen, so dass insgesamt 26.000 Passagiere von der Arbeitsniederlegung betroffen waren. Von den 2200 Hotelbetten, die die Fluggesellschaft in der Rhein-Main-Region für gestrandete Passagiere gebucht hatte, wurde jedoch nur weniger als die Hälfte benötigt. Auch von den gut 400 im Transitbereich des Flughafens aufgestellten Betten für Passagiere ohne Visum war nur ein Bruchteil belegt.

Die 5400 Piloten der Lufthansa kämpfen für die Beibehaltung ihrer betriebsinternen Frührente – die Konzernspitze hält die Regelung auf Dauer hingegen für unbezahlbar. Eine Annäherung ist nicht in Sicht, weshalb die Piloten betonen, dass es nach dem Ausstand am Freitag jederzeit zu neuen Streiks kommen kann.

Streik der Lokführer sorgt für Behinderungen im Norden

Der Warnstreik der Lokführergesellschaft GDL hat am Sonnabendmorgen auch in Norddeutschland für Behinderungen im Zugverkehr gesorgt. Ab 6 Uhr legten knapp 350 Lokomotivführer die Arbeit nieder, wie Hartmut Petersen vom GDL-Bezirk Nord sagte. Der Warnstreik, der bis 9 Uhr angekündigt worden war, betraf vor allem Reisende im Fernverkehr. Viele Züge seien am Morgen gar nicht erst losgefahren. Die S-Bahnen hingegen fuhren nach Angaben der GDL im Zwanzig-Minuten Takt.

Am Hamburger Hauptbahnhof zeigte der Streik Wirkung. Auf den Fahrplantafeln wurden Verspätungen auf unbestimmte Zeit angezeigt. Vor den Informationsschaltern bildeten sich Menschenschlangen. Das große Chaos blieb jedoch zunächst aus: Der Samstag ist der verkehrsärmste Tag. Bereits am Montag hatten die Lokführer in einem ersten Warnstreik die Arbeit niedergelegt. Die GDL verlangt fünf Prozent mehr Geld und eine um zwei Stunden verkürzte Wochenarbeitszeit.