In Frankfurt fielen 218 Flüge aus, am Flughafen Airport in Fuhlsbüttel fünf. Geschäftsleute und Kinder sind vom Lufthansa-Streik besonders betroffen.

Hamburg/Frankfurt/Main. Der Pilotenstreik bei der Lufthansa ist am Freitagabend nach sechs Stunden zu Ende gegangen. Insgesamt fielen 218 Flüge am Frankfurter Flughafen aus, wie das Unternehmen mitteilte. 59 davon waren an Deutschlands größtem Airport schon vor Streikbeginn abgesagt worden.

26.000 Passagiere seien vom Ausstand betroffen gewesen. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hatte von 17 bis 23 Uhr Kurz- und Mittelstreckenflüge bestreikt, die von Frankfurt abgehen. „Ein Chaos ist ausgeblieben“, sagte Lufthansa-Sprecher Andreas Bartels am Abend.

Der Flughafen Hamburg ist beim Streik der Lufthansa-Piloten am Freitag bislang relativ glimpflich davongekommen. Jeweils fünf Flüge von und nach Frankfurt sollten ausfallen, wie eine Sprecherin des Hamburger Flughafens mitteilte. Schätzungen zufolge betrifft der sechsstündige Ausstand etwa 750 Passagiere.

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) will bis 23 Uhr Kurz- und Mittelstreckenflüge bestreiken, die von Frankfurt abfliegen. Insgesamt sollen nach Angaben von Lufthansa mehr als 200 Flüge ausfallen, rund 25.000 Passagiere dürften betroffen sein.

Wirtschaftsvertreter in Norddeutschland reagierten mit Kritik: Dem Versuch von „Spartengewerkschaften“, die „luxuriöse Altersversorgung mit der Brechstange“ aufrechtzuhalten, müsse die Bundesregierung entgegentreten, forderte der Unternehmensverband Nord (UVNord). „Die richtige Antwort kann nur lauten: Unverzüglich zur Tarifeinheit zurückzukehren“, sagte UVNord-Präsident, Uli Wachholtz.

Hintergrund des Streiks ist ein Streit um die Übergangsversorgung, die Lufthansa-Piloten in ihrem Vorruhestand erhalten. Die Gewerkschaft will in dem Tarifkonflikt größere Einschnitte für die rund 5400 Kapitäne und Co-Piloten verhindern.

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Abflug und Ankunft am Flughafen Hamburg

Erst vergangenen Freitag wurde bei der Lufthansa-Tochter Germanwings sechs Stunden die Arbeit niedergelegt. Dadurch waren 116 von 164 Flügen ausgefallen – 28 davon in Hamburg. Trotz des Ausstandes blieb die Situation weitgehend entspannt.

Kostenlos umbuchen – oder Bahn fahren

„Die Kunden können kostenlos umbuchen, sie können stornieren. Wir bieten ihnen an, mit der Bahn zu fahren bei innerdeutschen Verbindungen, und natürlich buchen wir sie auch auf andere Airlines um, wenn das möglich ist“, sagte Lufthansa-Sprecher Andreas Bartels. Allerdings hat auch der Bahnstreik an diesem Sonnabend weit reichende Konsequenzen.

Die Lufthansa schätzt die Kosten durch den Arbeitskampf auf „einige Millionen Euro“. Eine Einigung in dem Tarifkonflikt um die Übergangsversorgung der Lufthansa-Piloten scheint ferner denn je. „Es herrscht Funkstille“, sagte Cockpit-Sprecher Jörg Handwerg und drohte: „Wir werden den Druck so lange erhöhen, bis wir eine Einigung haben.“

Freitags fliegen viele alleinreisende Kinder

Erste Flüge aus dem europäischen Ausland nach Frankfurt hatte die Airline bereits ab 13.30 Uhr abgesagt, um den Flugbetrieb später so schnell wie möglich wieder normalisieren zu können. Ab 16 Uhr musste der Großteil der innerdeutschen und europäischen Abflüge aus Frankfurt annulliert werden.

Lufthansa kritisierte die Arbeitsniederlegung zum Ferienende scharf. „Für unsere Kunden ist der erneute Streik der Vereinigung Cockpit eine Zumutung. Insbesondere ist die Wahl des Zeitpunkts nicht hinnehmbar, da das letzte Wochenende der Ferien in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland die Hauptreisezeit für Familien ist“, sagte Kay Kratky, Mitglied des Lufthansa-Passagevorstands.

Auch Berufspendler und Geschäftsreisende würden an einem Freitagnachmittag in besonderer Weise betroffen. „Der heutige Freitag ist der Tag im Jahr, an dem die meisten alleinreisenden Kinder unterwegs sind“, betonte eine Sprecherin.

Hintergrund des Streiks ist der seit längerem schwelende Tarifkonflikt. Dabei geht es um die Übergangsversorgung, die Lufthansa-Piloten in ihrem Vorruhestand erhalten. Im Schnitt gehen Lufthansa-Kapitäne derzeit mit knapp 59 Jahren in den vom Unternehmen bezahlten Vorruhestand. Lufthansa will das durchschnittliche Eintrittsalter schrittweise auf 61 Jahre erhöhen. Beide Seiten hatten sich gegenseitig für das Scheitern der bisherigen Verhandlungen verantwortlich gemacht.