Angekündigte Preisaufschläge von Containertruckern verschlechtern Position des Hamburger Hafens im Wettbewerb
Hamburg. Den Transportunternehmen ist es ernst. Seit Jahren schon häufen sich die Stauzeiten in und um Hamburg, weil Straßen und Brücken marode sind und repariert werden müssen. Die Großprojekte des Bundes und der Hansestadt zur Sanierung von Elbtunnel und Autobahn 7 sowie zum Bau eines Autobahndeckels im Hamburger Stadtgebiet werden die Situation auf Jahre hin weiter verschärfen. Die Transportunternehmen, die in der Fachgruppe Containerverkehre der deutschen Seehäfen zusammenarbeiten, wollen deshalb 20 bis 80 Euro Aufschlag für den Transport von Containern in und um Hamburg erheben.
„Die Beeinträchtigungen haben ein dramatisches Ausmaß erreicht, das die Existenz vieler Spediteure massiv bedroht“, sagte Frank Wylezol, Geschäftsführer des Verbandes Straßengüterverkehr und Logistik Hamburg (VSH), dem Abendblatt. „Je Container muss in Hamburg eine Verspätung von mehr als einer Stunde einkalkuliert werden. Diese Verzögerungen lassen sich nicht mehr in vollem Maße an die Kunden weitergeben. Der Aufschlag bewegt sich derzeit in einem Bereich von 50 Euro, über die Höhe muss jedes Unternehmen selbst entscheiden.“ Laut Wylezol sind zwei Faktoren für die schwierige aktuelle Situation verantwortlich: zum einen die langfristigen Sanierungsbaustellen an der Köhlbrandbrücke, dem Elbtunnel und der übrigen Autobahn 7 im Stadtgebiet. Zum anderen die Verspätungen der Containerschiffe, die zu Leerlauf und langen Wartezeiten an den Terminals führen. Dem geplanten Gespräch mit Wirtschafts- und Verkehrssenator Frank Horch (parteilos) am Dienstagnachmittag sieht Wylezol pessimistisch entgegen. „Wir sehen keine effektiven Mittel, die dramatische Lage kurzfristig zu entspannen.“
Für den Hafen sind das schlechte Nachrichten. Denn die Baustellen in und um Hamburg werden sich bis zu zehn Jahre hinziehen. Kostensteigerungen aber könnten Hamburgs Position im Wettbewerb mit anderen Seehäfen in der Nordseeregion beeinträchtigen. Horch will mit allen Beteiligten deshalb auch über die Optimierung von Abläufen sprechen. Zahlreiche Container etwa, die bereits am Sonntag auf den Terminals im Hafen verfügbar wären, werden von den Importeuren erst am Montagmorgen abgeholt, was zu erheblichen Verkehrsbelastungen führt. Hinter den Kulissen schieben sich Terminalbetreiber, Importeure und Transportunternehmen seit langer Zeit gegenseitig die Verantwortung für Mängel in den Transportabläufen zu.
„Wir können die Notwendigkeit der Bauarbeiten an Elbtunnel, Köhlbrandbrücke und Autobahn 7 nachvollziehen, die Koordinierung der Baustellen ist jedoch absolut mangelhaft und wirtschaftsschädigend“, sagte Stefan Saß, stellvertretender Vorsitzender des Vereins Hamburger Spediteure, dem Abendblatt: „Die Situation ist vor allem im Bereich des Finkenwerder Knotens hoch problematisch. Die Lkw können dort nur über die derzeit einspurige Köhlbrandbrücke von den Höfen der Spediteure abfahren, im gesamten Bereich werden für 600 Meter Strecke mehr als eine Stunde benötigt.“ Die Folgen der mangelhaften Baustellenkoordinierung seien längst bis nach Bremen und Niedersachsen spürbar: „Dort fragen sich die Kollegen, was in Hamburg bloß vor sich geht.“ Saß sieht die Situation ebenfalls als geschäftsbedrohend für die Unternehmen an. „Unter diesen Voraussetzungen ist es ein Kraftakt, überhaupt kostendeckend zu fahren.“ Um kurzfristig eine Entlastung zu schaffen, könnte laut Saß der Altenwerder Hauptdeich durchgehend für den Güterverkehr geöffnet werden.