Hansestadt verzeichnet 11,6 Millionen Übernachtungen – ein Plus von neun Prozent. Das ist das stärkste Wachstum aller europäischen Metropolen
Hamburg. Der Tourismus gewinnt als Image- und Wirtschaftsfaktor für Hamburg immer mehr an Gewicht. Die Zahl der Übernachtungen von Touristen stieg im vergangenen Jahr gegenüber 2012 um rund neun Prozent auf 11,6 Millionen. Das war das stärkste Wachstum aller europäischen Metropolen. Für die kommenden Jahre kann die Hansestadt auf ein weiter deutlich zunehmendes Tourismusgeschäft bauen. „Wir rechnen damit, dass wir mit der anhaltenden Wachstumsdynamik München bei den touristischen Übernachtungen schon 2018 überholen können und dass wir bis zum Jahr 2020 in Hamburg rund 18 Millionen Übernachtungen jährlich erreichen“, sagte Dietrich von Albedyll, Geschäftsführer von Hamburg Tourismus, dem Abendblatt anlässlich der Präsentation der Jahreszahlen für 2013 am Freitag. München lag im vergangenen Jahr mit 12,8 Millionen Übernachtungen auf Rang zwei in Deutschland, Berlin belegte mit 27 Millionen Übernachtungen weiterhin unangefochten Platz eins.
Der Tourismus in Hamburg ist damit bis Ende Dezember 2013 bereits im zwölften Jahr und zudem im 57. Monat in unmittelbarer Folge gewachsen. Im europäischen Vergleich steht die Hansestadt mittlerweile auf Rang zehn, deutlich vor klassischen Touristenzielen wie Florenz, Lissabon oder Venedig. Spitzenreiter in Europa ist London mit rund 57 Millionen Übernachtungen im vergangenen Jahr, gefolgt von Paris mit 36,6 Millionen Übernachtungen. Vor allem der Anteil internationaler Gäste bei den Übernachtungen in Hamburg steigt stetig weiter an. Die Statistik der ausländischen Besucher an der Elbe wird angeführt von Briten, Schweizern und Dänen.
Im Jahr 2001 zählte Hamburg noch rund 4,5 Millionen touristische Übernachtungen. In diesem Jahr könnte die Zahl auf 12,2 Millionen weiter wachsen. Der direkt mit dem Tourismus verbundene Umsatz der Hamburger Wirtschaft erreichte 2013 rund sechs Milliarden Euro, gegenüber 2,7 Milliarden Euro im Jahr 2001. Der größte Teil davon entfiel auf das Gastgewerbe mit Hotels und Restaurants, gefolgt vom Einzelhandel und den sonstigen Dienstleistungen, die auch das gesamte kulturelle Angebot umfassen, etwa die in Hamburg sehr erfolgreichen Musicals. Die Zahl der Arbeitsplätze, die in Hamburg vom Tourismus abhängen, stieg von 47.500 im Jahr 2001 auf 97.300 im vergangenen Jahr.
Die anhaltende Erfolgsgeschichte des Fremdenverkehrs in Hamburg basiert nach von Albedylls Einschätzung hauptsächlich auf der Entwicklung der Stadt selbst: „Wir haben das touristische Marketing für Hamburg in den vergangenen Jahren intensiv ausgebaut und werden das auch weiterhin tun“, sagte er. „Aber die Grundlage dafür ist, dass sich Hamburgs Image in den vergangenen 15 Jahren fundamental gewandelt hat. Die Stadt erzeugt permanent Aufbruchsstimmung, sei es mit dem Bau der HafenCity und der Elbphilharmonie, sei es mit dem Ausbau des kulturellen und gastronomischen Angebots oder mit Großveranstaltungen wie dem Hafengeburtstag.“ Aus Sicht des Tourismuschefs wird Hamburg davon auch in den kommenden Jahren erheblich profitieren: „Die Besucher von außerhalb wollen keine Stadt, die wie ein Disneyland inszeniert ist, sie wollen eine authentische Stadt. In dieser Hinsicht ist Hamburg ein touristisches Premiumprodukt par excellence.“
Von Albedyll erklärte die intensive Verzahnung und Wechselwirkung von städtischer Entwicklung und Tourismus. „Ohne wachsenden Tourismus gäbe es in Hamburg nicht so viele Museen. Auch die kulturellen und gastronomischen Angebote und nicht zuletzt auch der öffentliche Nahverkehr leben vom Tourismus“, sagte er. Umgekehrt müsse die Stadt ihre Infrastruktur und ihre Angebote permanent auf einen weiter wachsenden Fremdenverkehr einstellen. Ein absehbarer Engpass seien die Hotels, die mit 78 Prozent Zimmerauslastung deutlich stärker belegt seien als die Hotels in München und Berlin: „Wir haben heutzutage rund 53.000 touristische Gästebetten in Hamburg. Bis 2030 könnte ein Bedarf von rund 100.000 zusätzlichen Betten hinzukommen.“ Allein bis 2016 sollen in Hamburg 22 Hotelprojekte mit 7500 Betten realisiert werden.
Aus Sicht des Tourismusprofis profitiert Hamburg gleichermaßen von eigenen Stärken wie auch von übergeordneten Trends. Das Image der Stadt bei Touristen sei überdurchschnittlich. 78 Prozent der Gäste bewerteten ihren Aufenthalt an der Elbe mit „sehr gut“, sagte von Albedyll. Der Durchschnittswert für Deutschland liege bei 62 Prozent. Die Stadt verfüge über eine Vielzahl touristischer Angebote, aber auch über verschiedene geografische Zentren wie etwa den Hafen oder die HafenCity. Hinzu kämen eine Reihe neuer herausragender Akteure und Attraktionen in der Stadt: von Karin Beier als neuer Intendantin des Schauspielhauses und Kent Nagano, der 2015 an der Hamburgischen Staatsoper den Posten des Generalmusikdirektors übernehmen soll, bis hin zum intensiven Ausbau des Kreuzfahrttourismus an der Elbe. Die Reederei Aida Cruises will vom Jahr 2015 an mit neuen Schiffen erstmals ganzjährig jeden Sonnabend von Hamburg aus zu einer Städtetour nach Großbritannien, Frankreich und in die Beneluxländer aufbrechen. Insgesamt wächst die Zahl der Anläufe und der Kreuzfahrtpassagiere in der Hansestadt seit Jahren stark.
2030 könnte es schon 25 Millionen Übernachrunten geben
In den kommenden Jahren will Hamburg Tourismus das gemeinsame Marketing mit den norddeutschen Küstenländern, aber auch mit nordeuropäischen Metropolen insbesondere im Ostseeraum weiter ausbauen. Von Albedyll erhofft sich dadurch ein wachsendes Gewicht Norddeutschlands bei der touristischen Wahrnehmung vor allem im Ausland. „Deutschlands Image ist international sehr stark von Süddeutschland geprägt, wovon München besonders profitiert“, sagte er. „Es liegt ein enormes Potenzial darin, den kulturellen, geografischen und historischen Reichtum Norddeutschlands und Nordeuropas für den Tourismus intensiver zu betonen und vermarkten.“ Speziell mit Blick auf den wachsenden internationalen Tourismus sei es entscheidend, dass Hamburgs Flugverbindungen in den kommenden Jahren weiter ausgebaut würden: „Süddeutschland hat auch beim Tourismus erhebliche Vorteile davon, dass München, Wien und auch Zürich starke internationale Luftdrehkreuze sind. Da hat Hamburg Nachholbedarf.“
Denn der Tourismus weltweit wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ungestüm wachsen, glaubt von Albedyll: „Der Tourismus ist eine Schlüsselindustrie des 21. Jahrhunderts. Allein in China haben die Menschen gerade erst im größeren Stil begonnen, ins Ausland zu reisen.“ Bis zum Jahr 2030 rechnet die Branche international mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 3,3 Prozent. In Hamburg, sagt von Albedyll, seien im Jahr 2030 mehr als 25 Millionen Übernachtungen jährlich erreichbar. Und das sei, bei den verschiedenen Szenarien, noch eine eher vorsichtige Schätzung.