Zwölf Millionen Tages- und Übernachtungsgäste konnte die Hansestadt bisher allein im Dezember anlocken. Es gibt sogar ausländische Apps für die Märkte.
Hamburg. Es ist unüberhörbar, dass Hamburg als vorweihnachtliches Reiseziel bei Touristen immer beliebter wird. Wer über die Weihnachtsmärkte und durch die festlich beleuchteten Einkaufsstraßen schlendert, dem kommen italienische, französische, englische, chinesische, dänische, russische und sogar auch arabische Wortfetzen zu Ohr. Und viele deutsche Dialekte.
Mehr als zwölf Millionen Tages- und Übernachtungsgäste allein im Dezember und 5,6 Millionen Besucher der Hamburger Weihnachtsmärkte – so fällt die positive Bilanz der Initiative „Weihnachtliches Hamburg“ aus. Seit elf Jahren vermarktet sie die Hansestadt zum Fest der Liebe, von Jahr zu Jahr mit mehr Erfolg. Mittlerweile gibt es im Ausland mehrsprachige Apps, Online-Kampagnen sowie Plakat- und Fotoaktionen, die für einen Hamburg-Besuch werben. Zudem ist gerade der erste Hamburger Weihnachtsmarkt in Shanghai eröffnet worden. So viel Werbung zahlt sich aus: 650 Millionen Euro werden laut einer Studie des Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT) allein im Dezember in die Kassen der Hansestadt gespült.
„Die wirtschaftliche Bedeutung der vorweihnachtlichen Zeit für Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie nimmt ständig zu“, sagt Staatsrat Andreas Rieckhof von der Wirtschaftsbehörde. Auch die Schausteller können sich über klingelnde Kassen freuen. „Die Weihnachtsmärkte sind ein Wirtschaftsfaktor geworden“, so Rieckhof. Mittlerweile würden auch in den letzten beiden Monaten des Jahres, lange eine touristischen Nebensaison, deutliche Zuwächse bei der Gästezahl verzeichnet.
Der Anteil der ausländischen Reisenden beträgt dabei 23 Prozent. Besonders aus Skandinavien und aus Großbritannien zieht es immer mehr Besucher an die Elbe. Die Zahl der Dänen, die zum „Jul“ nach Hamburg reisen, hat sich in den letzten drei Jahren verdoppelt; die Engländer kommen vor allem als Kreuzfahrttouristen in die Stadt. Überhaupt hat sich Hamburg einen Namen als Kreuzfahrtdestination gemacht: Von Beginn der Weihnachtssaison bis zum Jahresende 2013 laufen insgesamt acht Luxusschiffe mit rund 12.000 Passagieren den Hafen an.
Neben den Märkten und den vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten hat sich auch das Kulturprogramm – die Weihnachtsausstellungen der Museen, die Weihnachtsmärchen in den Theatern und die Märchenschiffe am Jungfernstieg – zu einem Publikumsmagneten entwickelt. „Das Gesamtbild der Stadt als Reiseziel zur Weihnachtszeit hat in den vergangenen Jahren spürbar an Anziehungskraft gewonnen“, sagt Dietrich von Albedyll, Geschäftsführer von Hamburg Tourismus. „Hamburg hat sich als Weihnachtshauptstadt in Nordeuropa etabliert.“
Seit 2001 seien die Übernachtungszahlen im Dezember von 322.000 auf 800.000 angestiegen. Und nur in Berlin würden Weihnachtsmärkte mehr Besucher anziehen (8,1 Millionen Besucher); München (fünf Millionen) und Köln (4,9 Millionen) lägen deutlich hinter Hamburg. Als „Initialzündung“ für diese Entwicklung verweist von Albedyll auf den „Qualitätsschub“, zu dem der historische Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus bei den anderen Weihnachtsmärkten geführt habe. „So gut wie alle Schausteller haben seitdem ihre Angebote kontinuierlich verbessert“, so der Hamburger Tourismus-Chef.
Da die Weihnachtstouristen in Hamburg ihr Geld nicht nur in Glühwein und gebrannte Mandeln investieren, sondern auch das ein oder andere Geschenk erstehen, nimmt die Bedeutung der Gäste auch für den Einzelhandel zu. „Seit die Weihnachtsmärkte eröffnet haben, ist die Innenstadt abends voll“, sagt City-Managerin Brigitte Engler. Um mit Beleuchtung und Schmuck entsprechend Stimmung zu schaffen, hätten die Gewerbetreibenden insgesamt rund 600.000 Euro investiert. Das scheint sich zu rechnen. Es sei absehbar, so Engler, dass das Umsatzniveau den guten Zahlen des Vorjahres entsprechen werde – was mit Blick auf den wachsenden Onlinehandel besonders erfreulich sei. 2012 erzielte der Einzelhandel insgesamt 10,9 Milliarden Euro, in diesem Jahr seien es schon elfMilliarden Euro. In der Innenstadt wurden 1,95 Milliarden Euro erzielt.
2013 sei „gut gelaufen“, meint auch von Albedyll. „Wir rechnen erneut mit einem Wachstum von zehn Prozent.“ 11,7 Millionen Übernachtungen würden dieses Jahr erreicht, die Prognose für 2014 liege bei zwölf Millionen. 2020 will man 18 Millionen Besucher begrüßen.