Mehrere strategische Investoren wollen beim insolventem Schiffbauer einsteigen, die Hadag will den Kaufpreis für eine Fähre aufstocken. Doch einige Hürden muss das Familienunternehmen noch nehmen.
Hamburg. Für die insolvente Werft SSB Spezialschiffbau Oortkaten gibt es neue Hoffnung. Wie der Hamburg Insolvenzverwalter Sven Holger Undritz am Montag bestätigte, hat sich eine Handvoll von Interessenten bei ihm gemeldet, die in das marode Familienunternehmen einsteigen wollen. „Alle sind strategische Investoren, die eine langfristige Fortführung des Werftbetriebs erreichen wollen“, sagte Undritz. Auch die kurzfristig notwendig gewordene Finanzspritze zur Fertigstellung eines Neubauauftrags, den die Werft derzeitig bearbeitet, scheint gesichert: „Wir sind dazu in weit fortgeschrittenen Gesprächen“, so Undritz.
Die am Oortkatenufer zwischen Ochsenwerder und Kirchwerder gelegene SSB ist eine kleine Werft mit 14 Vollzeit- und drei Teilzeitangestellten. Bekannt ist sie für den Bau der Fährschiffe für die Hadag, den sogenannten Bügeleisen-Schiffen, die im Hamburger Hafen, nach Finkenwerder und nach Blankenese verkehren. Wie das Abendblatt berichtete, hat das Unternehmen am Nikolaustag im vergangenen Dezember Zahlungsunfähigkeit anmelden müssen. Grund war eine massive Schuldenlast trotz guter Auftragslage.
Die Werft arbeitete gerade an dem Prototyp einer neuen Flachfähre für die Hadag, als das finanzielle Aus kam. Die Fähre für 160 Personen ist so konzipiert, dass sie auch bei Hochwasser unter Hamburgs Brücken durchpasst. Das Unternehmen musste die Hadag um weitere finanzielle Mittel bitten, um die Fähre bis voraussichtlich Ende April fertigstellen zu können.
Als Tochter der Hamburger Hochbahn kann die Hadag dieses nicht allein entscheiden. Der Ausgleich finanzieller Verluste und Erträge erfolgt über die Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement der Stadt. Nach Informationen des Abendblatts geht es um eine Finanzspritze in Höhe von rund 500.000 Euro. „Noch steht die Summe nicht genau fest. Die Bücher werden noch geprüft“, sagte Gabriele Müller-Rehmer, Geschäftsführerin der Hadag Seetouristik. „Uns ist wichtig, dass das Schiff fertiggestellt wird.“
Die Flachfähre ist der insgesamt 14. Neubau auf der im Jahr 2000 gegründeten Werft. Hinzu kommen zahlreiche Reparaturaufträge. „Das ist ein permanentes Geschäft. Ein bis zwei Fähren sind eigentlich ständig zur Wartung bei uns“, sagt SSB-Geschäftsführer Alvaro Leonardo Moreno, der die Unternehmensführung erst im Oktober vergangenen Jahres von seiner Schwiegermutter übernommen hat, die Insolvenz aber nicht mehr abwenden konnte. Moreno hofft, das Unternehmen im Familienbesitz mit finanzieller Unterstützung eines Investors weiterführen zu können. Inzwischen ist aber ein Totalverkauf wahrscheinlich. Die strategischen Investoren wollen ihre eigenen Geschäftsmodelle mit dem Profil der SSB in Einklang bringen. „Aus heutiger Sicht sehe ich gute Chancen, dass die Werft unter neuer Führung überlebt“, sagt Insolvenzverwalter Undritz.
Immerhin sei die Lage ideal. Es geht um 110 Meter Kaikante in Hamburg. Wo hat man das zur Verfügung? „Da kann man schon viel machen“, so Undritz. Als Nischenanbieter im Spezialschiffbau habe sich die SSB mit den „Bügeleisen“ profiliert. Trotz der zahlenmäßig geringen Belegschaft sei das Know-how hoch. Und Geschäftsführer Moreno ergänzte, dass die Hadag eigentlich Bedarf an einer ganzen Reihe weiterer Schiffe habe.
Einziges Problem: Das Gelände gehört nicht der insolventen SSB, sondern der Eigentümerin, also der Schwiegermutter von Moreno. Dieser sagt: „Da meiner Schwiegermutter an einer Fortführung des Betriebs gelegen ist, würde sie sich einem Neuanfang nicht entgegenstellen. Sowohl eine Mietlösung wie auch ein Verkauf des Geländes wäre in Ordnung.“ Erste Vorgespräche mit den potenziellen Investoren habe es dazu bereits gegeben. Weitere Verhandlungen sollen folgen.
Bis Ende Februar will Insolvenzverwalter Undritz eine Lösung für die kleine Werft in Hamburgs Südosten gefunden haben. „Die Abstimmung der Interessenten mit der Hadag, der Grundstückseigentümerin sowie die Abstimmung der Geschäftsfelder braucht nur ihre Zeit“, sagt er.
Undritz ist Partner der Kanzlei White & Case und hat in Hamburg zahlreiche Insolvenzverfahren durchgeführt, darunter die Restrukturierung von Conergy und Hamburg Airways sowie den Verkauf des Hotels Interconti an der Außenalster. Er schreibt zudem regelmäßig über aktuelle insolvenzrechtliche Themen in der führenden Fachpresse.