Vor allem Strecken von und nach Hamburg sind gut gebucht. Jetzt verkauft auch Tchibo Tickets für Fernbusse. Internet-Portale helfen beim Preisvergeich.

Berlin/Hamburg. Auf den Busbahnhöfen reihen sie sich aneinander wie Taxen, auf den Autobahnen prägen sie das Bild ebenso wie Lkws: knallbunt lackierte Fernbusse. Als Alternative zu Mitfahrzentralen, Billigfliegern und den Last-Minute-Tickets für Fernzüge der Bahn, ist ihr Angebot innerhalb dieses Jahres sprunghaft gestiegen. Reisende können pro Woche aus 5100 Fahrten deutschlandweit wählen, ein Plus von 230 Prozent im Vergleich zum Januar. Das geht aus einer vom Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) vorgestellten Studie hervor.

Gefragt sind vor allem Verbindungen zwischen großen Städten wie Hamburg, Berlin, Frankfurt am Main und München. Die Zahl der Buslinien auf diesen klassischen Strecken hat sich seit Jahresbeginn von 62 auf 138 mehr als verdoppelt. Anfang Januar endete eine aus den 1930er Jahren stammende Schutzklausel für die Schiene, die Busse seit mehr als 70 Jahren auf Autobahnen ausbremste.

Die Liberalisierung des Fernbusmarktes bediene bestehende Mobilitätsbedürfnisse der Bundesbürger ganz ohne öffentliche Mittel, sagte Studienautor Christoph Gipp vom Berliner Forschungs- und Beratungsinstitut IGES.

Von dem wachsenden Angebot profitierten vor allem ländliche Gegenden, in denen Pendler kaum ohne eigenes Auto von A nach B kommen. „Wir sehen deutlich, wie Anbieter gezielt Strecken anbieten, wo es vorher nichts gab und eine Mindestmenge an Fahrgästen zu erwarten ist“, sagte Gipp. Busse verbinden demnach zunehmend mittelgroße Städte etwa in Baden-Württemberg oder Bayern.

Derzeit konkurrieren knapp 40 Betreiber von klassischen Fernbuslinien auf dem deutschen Markt: Die größten gemessen an gebotenen Fahrplankilometern sind der Studie zufolge MeinFernbus mit einem Marktanteil von 39,7 Prozent, die Deutsche Bahn AG (21,7 Prozent), Flixbus (14,8 Prozent) und ADAC Postbus (7,5 Prozent).

Internetportale vergleichen Fahrpreise

Die rapide Zunahme der Fernbusfahrten zeige, welche Dynamik in dem noch jungen Markt stecke, sagte bdo-Hauptgeschäftsführerin Christiane Leonhard. Experten rechnen allerdings damit, dass das Wachstum nicht unbegrenzt anhält: Nach 2014 dürften nur noch einige wenige Linien hinzukommen, sagte Michael Odenwald, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium.

Service und Komfort bei den Anbietern ähneln sich an Bord der Busse laut Stiftung Warentest stark. Für die Kunden empfiehlt sich vor einer Buchung dennoch, die Bedingungen genau zu studieren.

Die Internetportale heißen busliniensuche.de, fernbusse.de, checkmybus.de oder fahrtenfuchs.de. Sie listen Strecken und Preise von aktuell rund vier Dutzend Anbietern auf und helfen über eine Eingabemaske bei der Suche nach der gewünschten Verbindung. Ein Vergleich mehrerer Portale kann nicht schaden.

Manchmal lohnt sich ein Bahnticket

Kunden sollten aber auch die Bahn mit ihren Sparangeboten einbeziehen, rät Heidi Tischmann, Fernverkehr-Expertin des ökologischen Verkehrsclubs Deutschland VCD. Für Kinder und Jugendliche gibt es meist Rabatt – aber zu unterschiedlichen Bedingungen. Auch Menschen mit Behinderung sollten sich genau informieren; die Begleitperson kann meist gratis mitfahren. Vielfahrer bekommen bei manchen Anbietern günstigere Preise.

Einberechnen sollten Fernbus-Kunden mögliche Sonderkosten wie Aufpreise für große Gepäckstücke bei einzelnen Anbietern. Entscheidend für die Auswahl kann auch die Frage sein, ob Haltestellen zentral gelegen und gut zu erreichen sind.

Wer im Internet nach seiner Verbindung gesucht hat, kann dort auch gleich sein Ticket kaufen. Gezahlt wird meist über Kreditkarte, Lastschrifteinzug oder das Bezahlsystem Paypal. Den Fahrschein können sich Reisende am heimischen Computer ausdrucken. Manche Unternehmen bieten auch einen Ticketversand per Post oder schicken die Fahrkarte virtuell mit QR-Code aufs Smartphone.

Tickets demnächst auch bei Tchibo

„Die Stornierungs- und Umbuchungsbedingungen der Anbieter sind total unterschiedlich“, warnt Martin Rammensee von busliniensuche.de. Deshalb sollten sich Reisende beim Ticketkauf informieren, wie das Unternehmen mit derartigen Anliegen umgeht.

Fernbusse gelten zusammen mit der Bahn im Vergleich mit Flugzeugen und Autos als umweltfreundlichste Reisevarianten.

MeinFernbus verkauft ab Dienstag Ticketgutscheine in den Tchibo-Filialen. Ein Gutschein für eine Hin-und Rückfahrt innerhalb Deutschlands kostet für Kurzstrecken bis 300 Kilometer 19,95 Euro, für Langstrecken über 300 Kilometer 39,95 Euro. Die Fahrgäste können sich die Strecke aussuchen, gültig ist der Gutschein vom 8. Januar bis 29. April 2014 – muss aber bis zum 28. Februar eingelöst werden.